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Das Gebäude

Rückblick: Frühere Standorte

2014 entschied Mannheims Gemeinderat einstimmig, Mannheims größten Hochbunker für das damalige Stadtarchiv umbauen zu lassen. Erstmals in seiner über 100-jährigen Geschichte sollte das Stadtarchiv ein eigenes Gebäude erhalten.

Nach seiner Gründung 1907 hatte das Stadtarchiv seinen Sitz zunächst im zum Rathaus umfunktionierten Alten Kaufhaus in N 1. Ein prominenter Platz im Herzen der Stadt, der dem Archiv während des Zweiten Weltkriegs allerdings zum Verhängnis wurde. Denn in der Bombennacht vom 5. auf den 6. September 1943 fiel das barocke Gebäude in Schutt und Asche. Mit ihm gingen zum Beispiel auch die städtischen Bauakten verloren.

 

Rückblick: Frühere Standorte

Rückblick: Frühere Standorte

Nach dem Krieg fristete das Stadtarchiv zunächst im Rathaus in E 5 ein eher kümmerliches Dasein, zumal es dort nur einen Teil seiner Akten und Sammlungen unterbringen konnte. Weitere Teile lagerten in Nebenräumen des Herschelbads in U 3 und in einem provisorischen Depot in der Steubenstraße. Die Lagerräume an diesen drei Standorten waren für das Archivgut alles andere als ideal. 

Rückblick: Frühere Standorte

Rückblick: Frühere Standorte

Umso bedeutender war der Umzug Anfang der 1990er Jahre in das Collini-Center, das 1972–1975 als zeittypischer Stahlbetonbau errichtet worden war. Sämtliche Büro-, Arbeits- und Magazinräume konnten nun im 1. und 2. Obergeschoss des Bürogebäudes konzentriert werden. Erstmals verfügte das Stadtarchiv über einen großen Lesesaal für die stadtgeschichtliche Forschung und einen weiteren Raum für die Bauakteneinsicht. Im Erdgeschoss wurde der Friedrich-Walter-Saal eingerichtet, in dem regelmäßig Vorträge rund um Mannheims Stadtgeschichte stattfinden konnten.

Das Collini-Center schien geradezu ideal. Allerdings stießen die Lagerflächen durch den kontinuierlichen Zuwachs an Archivalien mehr und mehr an ihre Grenzen. Deshalb wurde bereits ab 2008 im Hochbunker in der Neckarstadt-West ein Außendepot für digitalisiertes und deshalb im Original selten benötigtes Archivgut eingerichtet.

2013 kam es im Bürotrakt des Collini-Centers zu zwei schweren Wasserschäden, die auch das Stadtarchiv betrafen. Zwar hielten sich die Schäden in den Magazinräumen in Grenzen, aber sie mussten als Warnung verstanden werden. Es galt, möglichst rasch einen anderen Standort zu finden. Das Collini-Center jedenfalls konnte die sichere Lagerung der Sammlungen und Bestände nicht mehr garantieren.

Rückblick: Frühere Standorte

Der Bunker

Nach den Wasserschäden im Collini-Center stand zunächst die Idee eines Neubaus im Raum. Dann überzeugte der Vorschlag des Architekturbüros Schmucker und Partner, den Hochbunker in der Neckarstadt-West zum neuen Sitz des Stadtarchivs aus- und umzubauen. Rasch wurde deutlich, dass dieser Standort die einmalige Chance bot, die Angebote des Stadtarchivs weiterzuentwickeln. 

Geschichte

Er ist der größte Hochbunker Mannheims, erbaut 1940–1943, im Rahmen des reichsweiten Bunkerbauprogramms für jene Städte, die im Zweiten Weltkrieg z.B. wegen ihrer Industrie von Luftangriffen bedroht waren. In Mannheim entstanden 56 Bunker, wobei aus städtebaulichen Gründen in den Quadraten und anderen ausgewählten Standorten nur Tiefbunker ausgeführt wurden. Die Planung lag in den Händen von Josef Zizler, Chef des Mannheimer Hochbauamts seit 1921. Beim Bau wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Häufig standen auf den Fassaden Propagandasprüche der Nazis, so auch hier. Der sechsgeschossige Stahlbetonbau, bestehend aus Unter- und Erdgeschoss sowie 4 Obergeschossen, konnte bis zu 7.500 Personen aufnehmen. 

Der Bunker: Geschichte

NS-Oberbürgermeister Carl Renninger wollte die Bunker nach dem Krieg zu HJ-Heimen umbauen lassen.  Die Pläne dafür lieferte das Hochbauamt schon 1941. Der Neckarstadt-Bunker sollte für das HJ-Heim aufgestockt und als monumentaler Repräsentationsbau des Nationalsozialismus mit Sandstein und Klinker verkleidet werden.  Nach dem Krieg und dem Ende der Diktatur verschwanden diese Pläne in den Schubladen.

Der Bunker: Geschichte

 

Nach 1945 wurden viele Bunker infolge der verheerenden Zerstörung der Stadt als Ersatz für Wohnraum genutzt. Erst 1966 zogen die letzten Bewohner aus dem Hochbunker in der Neckarstadt-West aus.

Der Bunker: Geschichte

Unter dem Eindruck des Kalten Kriegs folgte schließlich der Ausbau zum atomsicheren Bunker. Über dem 1. Obergeschoss wurde 1980/81 ein Sandbunker angebaut, um bei einem Atomkrieg radioaktiv versuchte Luft filtern zu können  Die Fassade erhielt zugleich einen dekorativen Farbanstrich, so als wolle man die ernste Bestimmung des Gebäudes verbergen.

Der Bunker: Geschichte

Wenige Jahre später ist die Fassade grau überstrichen. Nach dem Ende des Kalten Kriegs und der Freigabe für die zivile Nutzung wird der inzwischen grau gestrichene Bunker 2008 zum Außendepot des Stadtarchivs.

Der Bunker: Geschichte

Der Umbau zum MARCHIVUM

Im Frühjahr 2016 erfolgt der Umbau zum MARCHIVUM. Auf den Bunker werden zwei neue Stockwerke für Büros, Lesesäle, Digitalisierungszentrum und Vortragssaal gesetzt. Der Bunker wurde 2003 unter Denkmalschutz gestellt, deshalb soll er, von der Aufstockung abgesehen, nach außen möglichst unverändert erhalten bleiben. Die beiden neuen Geschosse sind zugunsten heller Arbeitsplätze großzügig verglast. Die Bunkergeschosse, in denen Magazine und Ausstellungsflächen unterkommen, bleiben fensterlos.

Der Umbau zum MARCHIVUM

Das 2. bis 4. Obergeschoss dient den Magazinen des MARCHIVUM.

Der Umbau zum MARCHIVUM

Im Erd- und 1. Obergeschoss werden im Lauf des Jahres 2019 die stadtgeschichtliche Ausstellung und das  NS-Dokumentationszentrum eröffnet. Die Bunkerräume sollen den Rahmen für moderne multimediale Präsentationen bilden. 

Der Umbau zum MARCHIVUM

Beim Umbau wurde Wert darauf gelegt, dass charakteristische Details der früheren Nutzung erhalten blieben. 

Der Umbau zum MARCHIVUM

In klarer Abgrenzung zum historischen Bauwerk präsentieren sich die beiden neuen Stockwerke in einer großzügigen modernen Gestaltung. 

Der Umbau zum MARCHIVUM

Die 18,4 Mio. Euro teure Baumaßnahme wurde aus dem Förderprogramm des Bundes „Nationale Projekte des Städtebaus“ mit einem Zuschuss von 6,6 Mio. Euro unterstützt.
Bauherr war die GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH. Für Idee, Entwurf und Planung zeichnete verantwortlich das Mannheimer Architekturbüro Schmucker und Partner Planungsgesellschaft mbH.

Der Umbau zum MARCHIVUM

Festschrift

Zur Eröffnung am 17. und 18. März 2018 ist die reich bebilderte Festschrift erschienen: Das MARCHIVUM. Mannheims neuer Geschichtsort, herausgegeben von Ulrich Nieß und Andreas Schenk, 2018. Die Festschrift kann hier kostenlos heruntergeladen werden.