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Mannheims historische Zeitungen gehen online!

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farbiges Foto das Blick in ein Zeitungsregal im Archivbereich zeigt

Der Startschuss ist gefallen für das Digitalisierungsprojekt "Mannheims historische Zeitungen online". Nachdem das MARCHIVUM zu Beginn des Jahres eine Zusage des Förderprogramms "WissensWandel" erhalten hatte, startete es vor kurzem die Digitalisierung ausgewählter, zentraler Zeitungsbestände.

Hierbei handelt es sich um den "Generalanzeiger", dessen Nachfolger "Neue Mannheimer Zeitung" und das nationalsozialistische Kampfblatt "Hakenkreuzbanner". Diese Zeitungen dokumentieren eindrucksvoll und fast lückenlos die Entwicklung Mannheims von 1885 bis 1945: der rasante Aufstieg von Industrie und Bürgertum, der Werdegang der Stadt während des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik bis hin zum Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg. Dabei reicht die historische Bedeutung der Zeitungen weit über jene einfacher Lokalorgane hinaus. Vielmehr handelt es sich um einflussreiche Leitmedien, deren Meldungen und Meinungen überregional gelesen wurden.

Dies wurde auch von den Gutachtern des Förderprogramms so gesehen, weshalb der Projektantrag des MARCHIVUM mit einer sechsstelligen Summe bezuschusst wird. „WissensWandel“ ist Teil des Förderprogramms "Neustart Kultur", das 2020 angesichts der Corona-bedingten Schließungen vieler Einrichtungen vom Bund initiiert wurde. (Anm. 1)  Es verfolgt das Ziel, die digitale Weiterentwicklung von Archiven und Bibliotheken zu unterstützen. Forscherinnen und Forscher sollen so die Möglichkeit erhalten, ortsunabhängig recherchieren und ihre Vorhaben vorantreiben zu können.

Die Durchführung der Projekte ist auf neun Monate beschränkt, was das Team des MARCHIVUM vor eine große Herausforderung stellt. Denn bei "Mannheims historische Zeitungen online" handelt es sich genau betrachtet um zwei Projekte: die vollständige Digitalisierung der genannten Zeitungen sowie die Einrichtung einer Plattform zu deren Onlinestellung.

Die Zeitungen werden in Kisten verpackt und anschließend zum Digitalisieren abtransportiert.

Bereits die Digitalisierung der rund 230 Zeitungsbände mit geschätzt über 320.000 Einzelseiten erfordert einen enormen logistischen Aufwand, da hier ein externer Dienstleister eingeschaltet werden muss. Die Kapazitäten des eigenen Digitalisierungszentrums im MARCHIVUM waren für den vorgegebenen Zeitraum bereits ausgebucht.

Die Digitalisierung der Bände wird sich über Monate hinziehen, fertig gestellte Tranchen werden dabei digital an das MARCHIVUM übersendet. Hier werden die Scans dann auf Qualität und Vollständigkeit geprüft, wobei die Qualitätsstandards der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu Grunde gelegt werden. Groß sind die dabei entstehenden Datenmengen, die auf den Archivservern des MARCHIVUM gespeichert, für Darstellung im Internet aber heruntergerechnet werden.

Die Präsentation der digitalisierten Zeitungen wird schließlich über eine eigene Weblösung erfolgen, die sich an den Portalen großer Bibliotheken orientiert. Hierbei wird größter Wert auf Benutzerfreundlichkeit und einfache Handhabung gelegt. So soll eine tagesgenaue Darstellung der einzelnen Zeitungsausgaben erfolgen, ebenso umfangreiche Zoom- und Downloadmöglichkeiten. Wo derzeit noch dicke Bände gewälzt werden müssen, um eine Tagesausgabe zu finden, genügt dann ein Klick auf einen virtuellen Kalender – und man erhält direkt beispielsweise die Ausgabe des Hakenkreuzbanners vom 22. August 1933 auf dem Bildschirm. Hierzu müssen die Dateien strukturiert werden, wozu im Rahmen des Projekts eigens ein Mitarbeiter eingestellt werden konnte.



Ausgabe "Hackenkreuzbanner", 22. August 1933

Schließlich verspricht sich das MARCHIVUM-Team von der automatisierten Durchsuchbarkeit der Zeitungen per OCR enorme Vorteile. So wird es künftig möglich sein, in Sekundenschnelle sämtliche Zeitungsseiten herauszufiltern, auf denen etwa "Rosengarten", "Feudenheim" oder "Theodor Kutzer" erwähnt ist. Diese Webseite mit den digitalisierten Zeitungen wird von der Homepage www.marchivum.de ansteuerbar sein.

Die Projektverantwortlichen freuen sich damit auf nicht weniger als einen Quantensprung in der digitalen Bereitstellung historischer Quellen zur Stadtgeschichte. "Mannheims historische Zeitungen online" – von diesem Projekt profitieren sämtliche an diesen Beständen Interessierte, vom Heimatkundler über die Schülerin bis zur Forschenden. Und nicht zuletzt die originalen, historischen Zeitungen selbst, die mit ihrem stark holzschliffhaltigen Papier bereits sehr angegriffen sind. Denn die verbleiben künftig im Magazin, werden nicht mehr vorgelegt und damit nicht mehr beansprucht.

Anmerkung:
(1) https://www.bibliotheksverband.de/dbv/projekte/wissenswandel.html

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