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Ein Kleidungsstück sorgt für Furore - Im Jahr 1966 mit dem Minirock durch die Quadrate

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Eine Straßenszene: Eine junge Frau im Minirock läuft in den 1960ern in der Innenstadt. Eine ältere Dame hält sich die Hand vor Erschrockenheit vor den Mund, jüngere Beobachterinnen scheinen interessiert zu schauen.

Einen Beitrag etwas anderer Art zum diesjährigen Weltfrauentag möchten wir im Folgenden liefern. In den Beständen des MARCHIVUM befindet sich eine erhellende und irgendwie auch amüsante Fotoreportage über den Minirock des Mannheimer Morgen vom 6./7. August 1966, die wir an dieser Stelle ausschnitthaft vorstellen möchten. Die gesamte Bildreihe sehen Sie an der Collection Wall in unserer Dauerausstellung „Was hat das mit mir zu tun?“


Die Collection Wall in der Dauerausstellung "Was hat das mit mir zu tun?" ist wie eine eigene Ausstellung innerhalb der Ausstellung und lädt zum Stöbern ein.

Vorab jedoch einige kurze Bemerkungen zur Geschichte des Minirocks im Allgemeinen: Der Minirock ist zu Beginn seiner Geschichte ein Bühnenkleidungsstück. Die englische Modeschöpferin Mary Quant hat jedoch 1962 die Idee und den Mut, den Minirock in der breiten Masse der Bevölkerung zu etablieren. Das damals gewagte Kleidungsstück spaltet zunächst die Gesellschaft. Für die Einen steht der Minirock für den Verfall von Anstand und Sittlichkeit. Andere dagegen sind von dem Modestück schnell begeistert. Man kann in dem Rock besser tanzen, der ja generell mehr Bewegungsfreiheit bietet. Aufgrund dieser Gemengelage wird er durchaus ein Symbol des Protests junger Frauen gegen konservative Kleidungsvorgaben und Ausdruck des Emanzipationsstrebens. Der Minirock wird Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins seiner Trägerinnen. Er verbreitet sich in unaufhaltsamer Weise weltweit und erreicht 1964 auch Deutschland.

Eine Journalistin des MM wagt 1966 in der Mannheimer Innenstadt den Selbstversuch. Zusammen mit einem Fotografen geht sie bei einem Spaziergang durch die Quadrate der Frage nach, was die Mannheimer von der Mini-Mode halten.

Obwohl der Minirock zu diesem Zeitpunkt wohl schon zwei Jahre lang auch in Deutschland bekannt ist, sucht die Reporterin lange nach einem Minirock. Schließlich wird ein Rock gefunden, der nach einem kurzen Besuch in einer Schneiderei auch tatsächlich das Prädikat "Mini" verdient. Zwei Handbreiten über das Knie muss er gehen:

Nachdem das Outfit vollendet ist, geht der „freizügige“ Spaziergang los:

Wie unterschiedlich die Menschen auf das Kleidungsstück reagieren, sieht man auf dem folgenden Foto. Während für die Dame links hier wohl der personifizierte Untergang von Sitte und Tugend dahergelaufen kommt, kann man aus anderen Blicken auch Interesse lesen:

Die Mannheimer sind es zu diesem Zeitpunkt wohl nicht gewohnt, so viel Bein zu sehen, was die Zusammenstellung der Passantenkommentare abschließend veranschaulicht:

alles zum Thema: Archivschätze, Mode

Josef Hofmann – städtischer Fotograf und Retter der Bildsammlung des Hochbauamtes im Zweiten Weltkrieg

Der gebürtige Mannheimer Josef Hofmann war Fotograf und städtischer Mitarbeiter. Das MARCHIVUM verfügt über den Nachlass, des am 23.03.1894 geborenen und am 06.08.1970 verstorbenen Mannheimers. Der Nachlass besteht hauptsächlich aus Fotografien des Stadtbildes, Werbegrafiken, Postkarten, Gedichten sowie persönlichen und beruflichen Schriftwechseln. Die Unterlagen vermitteln einen umfassenden Eindruck vom Leben Hofmanns. Die beiden Weltkriege, die Arbeitslosigkeit in der Weimarer Republik, Bombenschädigung des Haushaltes im zweiten Weltkrieg mit anschließender Evakuierung aus Mannheim, eine Festnahme durch die Gestapo und die Nachkriegszeit in Mannheim sind die wichtigsten Stationen seines Lebensweges.

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