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Neues Nationaltheater

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Neues Nationaltheater

„Theaterfreunde! Spendet für den Wiederaufbau“ - mit diesem Plakat warb die Stadt Mannheim 1947 für die Wiedererrichtung des zerstörten Nationaltheaters.

Der 29. März 1945 bedeutete für Mannheim das Kriegsende. Viele der rund 130.000 noch hier verbliebenen Bewohner sollten auf Jahre hinaus in Behelfsquartieren und Bunkern leben, die Ernährungslage war katastrophal, die Innenstadt zu rund 80 Prozent zerstört.

Auch das Nationaltheater, eine der renommiertesten deutschen Bühnen, lag in Trümmern. Doch sowohl die in Mannheim verbliebenen Künstler als auch die amerikanische Besatzungsmacht äußerten sehr bald den Wunsch nach einer Wiederbelebung des städtischen Kulturbetriebs. Angesichts der existentiellen Notsituation Tausender mag uns dies rückblickend als ein Anliegen von eher sekundärer Bedeutung erscheinen. Und doch wurden die bereits im Frühjahr 1945 wieder veranstalteten ersten Konzerte in der Christuskirche und in dem von den Amerikanern beschlagnahmten, zu diesem Zweck jedoch frei gegebenen „Ufa-Palast“ in N 7,3 von der Bevölkerung mit großem Interesse angenommen.

Zum einen stellten sie wohl für viele eine kurzzeitige Ablenkung von der schrecklichen Realität dar, zum anderen zeigten sie aber auch sehr deutlich die Verbundenheit der Mannheimer mit dem kulturellen Leben ihrer Stadt. So erfolgte schon im Juli 1945 die offizielle Reorganisation des Nationaltheaters. Als Spielstätte wählte man das Lichtspielhaus „Schauburg“ in K 1, das in den folgenden zwei Monaten mit Unterstützung der Militärregierung und des Städtischen Hochbauamts zu einem 950 Personen fassenden Theatersaal ausgebaut wurde. Natürlich konnte die „Schauburg“ nur eine provisorische Theaterheimstätte sein. So hatte die Bühne eine Größe von lediglich acht auf siebeneinhalb Meter. Es gab nur eine einzige Probebühne, Intendanz und Verwaltung logierten in einem Raum der Städtischen Kunsthalle.

Im Interesse eines Wiederaufbaus des Theaters in B 3 beschloß die Stadt Mannheim 1946, einen Theateraufbaufonds zu gründen, und rief in den Folgejahren auf Plakaten und in Zeitungsinseraten zu Spenden auf. Im März 1947 erfüllte sich immerhin zunächst der Wunsch nach einer zweiten Bühne, indem in der Wandelhalle des teilweise wiederaufgebauten Rosengartens ein Zuschauerraum für etwa 600 Personen entstand - auch dies nur ein sehr einfacher Notbehelf.

Nachdem der inzwischen beträchtlich angewachsene Aufbaufonds durch die Währungsreform 1948 wieder in sein Anfangsstadium zurückgeworfen worden war, mussten neue Wege eingeschlagen werden. Im Herbst 1949 gründeten bekannte Persönlichkeiten aus Mannheim und der Region - darunter Florian Waldeck, Carl Reuther und Richard Böttger - die „Gesellschaft der Freunde des Mannheimer Nationaltheaters“. Ende 1951 beschloss die Gesellschaft, im Frühjahr des Folgejahres eine Tombola für den Wiederaufbau des Nationaltheaters zu veranstalten.

Tombola für das Nationaltheater, 1952

Die Tombola wurde ein Erfolg; der Reingewinn betrug mehr als 500.000 DM. Zusammen mit den Einnahmen einer weiteren Tombola im Jahr 1956 standen rund eine Million DM als Grundstock für einen Neubau des Nationaltheaters - von einer Wiedererrichtung am Schillerplatz war man inzwischen abgekommen - zur Verfügung. Hinzu kamen Mittel aus dem städtischen Haushalt, Landeszuschüsse und beträchtliche Spenden aus der Mannheimer Industrie, so dass die Finanzierung letztlich gesichert war.

Zuvor hatten sowohl der Stadtrat als auch die Bevölkerung jahrelang über den Standort des neuen Theaters diskutiert. Der Ostflügel des Schlosses, der Friedrichspark, die Quadrate N5 und N6, der Luisenpark und das „Weißer Sand“ genannte Ufergelände in der Neckarstadt waren vorgeschlagen, aber allesamt verworfen worden. Im März 1953 schließlich sprach sich der Gemeinderat für den Goetheplatz als Standort aus. Außerdem beschloss er, zur Aufnahme von Verwaltung, Magazin und Werkstätten ein eigenes Gebäude in unmittelbarer Nähe zu errichten, das heutige Werkhaus.

Nach der Ausschreibung mehrerer Architektenwettbewerbe entschied man sich im Februar 1954 für den Entwurf von Gerhard Weber. Am 18. Juni 1954 wurde der Grundstein gelegt, am 12. Januar 1957 konnte das neue Theater mit einem Festakt eröffnet werden.

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