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Daniel Krebs - Revolutionär und Lehrer

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Portrait von Daniel Krebs, um 1880

Der Nachlass von Daniel Krebs gehört zu den ältesten Nachlässen in den Beständen des MARCHIVUM und zu einer spannenden Quelle eines Revolutionärs der 1848er-Bewegung.

Er fand durch seinen Enkelsohn Robert Krebs im Jahr 1958 den Weg in unsere Bestände und umfasst ungefähr 80 von Daniel Krebs geschriebene Briefe an zum Teil namhafte Adressaten, wie die Revolutionärin Emma Herwegh oder den badischen Politiker Lorenz Brentano. Ein weiteres Highlight des Nachlasses stellt ein Tagebuch aus den Jahren 1852 und 1853 dar.

Bei der Auseinandersetzung mit Daniel Krebs stößt man auf verschiedene Begriffe, die versuchen, sein Wirken in einem Wort zusammenzufassen. So heißt es an der einen Stelle „Lehrer“, an einer anderen Stelle „Professor“ und an wiederum anderer Stelle „Revolutionär“. Worauf man das eigene Augenmerk legen möchte, hängt sicherlich von der persönlichen Interessenlage ab. Die Faktenlage soll nun in Kürze dargestellt werden.

Er wird am 31. August 1827 von Judith Krebs (geb. Hackmann) zur Welt gebracht. Sein Vater Johann Peter Krebs ist Bierbrauer. Später wird Daniel Krebs selbst eine Familie gründen. Am 18. Juni 1864 heiratet er Maria Amalie Auguste Roes und setzt mit Robert (1865) und Katharina (1866) zwei Kinder in die Welt. All dies geschieht in Mannheim. Zweifelsfrei kann er also mit der Zuschreibung „Mannheimer“ versehen werden.

Die aufreibendste Zeit liegt jedoch vor seiner Familiengründung. Aus dieser Zeit erhält Krebs das Prädikat „Revolutionär“. Der damalige Mathematikstudent hat politische Ansichten, die seiner Epoche voraus sind, sodass er sich in der demokratischen Bewegung organisiert. Wesentliche Forderung ist die Ablösung der Monarchie durch eine demokratische Republik sowie verschiedene Maßnahmen zur Emanzipation zum Beispiel der Bauern. Die revolutionäre Stimmung, die zu dieser Zeit ganz Baden in seinen Bann zieht, findet ihren Höhepunkt im Jahre 1848. Krebs ist als Adjudant Teil der „Herwegh’schen deutsch-französischen Legion“, die sich mit dem berühmten Heckerzug in Zell vereinigen will. Der Aufstand misslingt jedoch letzten Endes.

Gedenkkarte zum Heckerzug
Gedenkkarte zum Heckerzug

Dies beschert Krebs eine ca. einjährige Untersuchungshaft in Bruchsal. Im Gefängnis macht er jedoch unbeirrt weiter Politik und gründet das „Comité zur Wahrung der Interessen der politischen Gefangenen in Bruchsal“. Schließlich wird er im Mai 1849 des Hochverrats als nicht schuldig befunden. Dies bedeutet für ihn, dass er frei kommt und sich am abermaligen Aufstand beteiligen kann. Die Revolution missglückt jedoch ein weiteres Mal und Krebs flieht in die Schweiz. Ihm wird 1850 das Staatsbürgerrecht aberkannt. Eine Verurteilung in Abwesenheit zu zwei Jahren Zuchthaus folgt.

Nach zehn Jahren im Exil in Genf wird er begnadigt, sodass er 1860 nach Mannheim zurückkehrt. Nun beginnt der Abschnitt des „Lehrers“. Er arbeitet zunächst als Gymnasialprofessor. Bei der Gründung eines Privatinstituts für Knaben geht die Quellenlage auseinander. Es stehen die Jahre 1862 und 1879 zur Disposition. Einigkeit besteht jedoch im Standort in A 2, 7.

Knabenschule
Knabenschule in A 2, 7

Sein politisches Engagement findet seit seiner Rückkehr nach Mannheim in friedlichen und legalen Bahnen statt. Er gründet mit anderen einen demokratischen Volksverein und ist 1873/74 Landtagsabgeordneter der Demokratischen Partei.
 

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