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1860 - 1890: Zur Migrationsgeschichte des badischen Wirtschaftszentrums

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Ansicht der "Mohr & Federhaff" Fabrik in der Schwetzingerstadt

Um Ihnen unsere Publikation "Veröffentlichungen zur Mannheimer Migrationsgeschichte" näher zu bringen, stellen wir Ihnen jeden Monat ein Kapitel des Sammelbandes in Kurzform vor. Nun steht der Zeitraum von 1860 bis 1890 im Fokus, in dem sich Mannheim von der Handels- zur Industriestadt entwickelt. Auch in dieser Zeit gibt es Migrationsbewegungen.

Im Jahr 1860 erlebt Baden eine Zäsur. Die vom Stephanienufer bekannte Stephanie de Beauharnais verstirbt im Januar, sodass sich der alteingesessene Mannheimer Stadtadel nun aufzulösen beginnt und so ein bemerkenswerter Wandel innerhalb der Mannheimer Stadtgesellschaft eintritt. Politische Reformen des Großherzogs Friedrich I. stellen die andere Seite des Umbruchs dar.
Modernisierungen durch die Einführung der Handels- und Gewerbefreiheit, die Aufhebung der Zunftordnung oder die Einführung zumindest einer bedingten Niederlassungsfreiheit stellen die Weichen dazu, Mannheim zur „führenden Handelsmetropole des Südwestens“ zu machen. Aber auch die nötige Infrastruktur wird in dieser zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffen. Hafen und Güterbahnhof auf der Mühlau werden eröffnet und bis 1875 ausgebaut. Spannend ist, dass in dieser Zeit in der „Revidierten Schifffahrtsakte“, auch „Mannheimer Akte“ genannt, die Regelungen für die Rheinschifffahrt getroffen werden, die auch noch heute gelten. 1876/77 kommt der Hauptbahnhof dazu, sodass Mannheim nun wirklich Verkehrs- und Handelsknotenpunkt für Mitteleuropa ist. Die Zeitenwende, die für ganz Baden eingeleitet wird, findet in Mannheim somit besonderen Ausdruck.


Die Einweihung des Wasserturms 1889. MARCHIVUM.

Diese Ausgangslage sorgt dafür, dass die Bevölkerung in der Quadratestadt wächst. Waren von 1830 bis 1861 schon ca. 6000 Menschen nach Mannheim gekommen, sind es „allein in den folgenden sechs Jahren […] 6.845 Personen“. Zwischen 1861 und 1890 wächst die Einwohnerzahl Mannheims von rund 27.000 auf rund 79.000. Einen besonderen Schub gibt es in den 1880er Jahren. Mit diesem Wachstum ist Mannheim absolute Spitze im Großherzogtum Baden. Dies ist auf die industrielle Vormachtstellung der „Fabrik“, wie Mannheim im Badner-Lied betitelt wird, zurückzuführen. Unter diesen knapp 80.000 Menschen sind laut Volkszählung rund 51.000 Badische Staatsbürger, 27.000 aus anderen deutschen Gebieten und 1.261 Menschen aus dem europäischen Ausland. Die meisten von ihnen aus Österreich und der Schweiz. Zunächst sind die Franzosen die drittgrößte Gruppe, werden ab 1880 aber von Menschen aus Großbritannien verdrängt.


Sinnbild der Industrialisierung ist die Spiegelfmanufaktur auf dem Waldhof. Hier eine Darstellung von 1855. MARCHIVUM

Die Gründe für die damaligen Migrationsströme liegen vor allem in wirtschaftlich schwierigen Lagen in den jeweiligen Herkunftsgebieten der Menschen. Großbritannien erlebt z.B. eine große Auswanderungswelle infolge der Krise des Landwirtschaftssektors. Aber auch aus den USA kommen einige Exil-Badener, die „Forty-Eighters“ genannten 48er Revolutionär*innen, zurück, nachdem 1857, 1860 und 1862 Amnestien ausgesprochen werden.
Eine dezidierte Darstellung der Volkszählungen dieser Zeit des Umschwungs findet sich im Aufsatz von Wilhelm Kreutz, der im Migrationsband „Zusammenleben in Vielfalt. Zuwanderung nach Mannheim von 1607 bis heute“ enthalten ist. Den Band selbst finden Sie in unserem Online-Shop.

Wir über uns – Mer pral mende

Der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg hat seinen Sitz im Mannheimer Kulturhaus RomnoKher in B 7, 16. RomnoKher wurde 2008 als Haus für Kultur, Bildung und Antiziganismusforschung eröffnet und tritt seitdem regelmäßig durch Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, Konzerte und andere Veranstaltungen hervor. Das MARCHIVUM hat den Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg gebeten, über sich und seine Arbeit zu berichten.

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