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Josef Zizler

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Josef Zizler

Der Architekt und Oberbaudirektor Josef Zizler ist in Mannheim vor allem für sein Bunkerbauprogramm bekannt, das zahlreichen Mannheimerinnen und Mannheimern im Zweiten Weltkrieg das Leben rettet. Sein Nachlass kommt 1969 ins MARCHIVUM und lagert nun im Ochsenpferchbunker, der einst unter seiner Leitung erbaut wurde.

Josef Zizler wird am 19. März 1881 in Zwiesel geboren. Er studiert in München Architektur. 1911 wird er Stadtbaurat in Fürth, 1917 wechselt er nach Berlin-Neukölln. Vier Jahre später wird er als Leiter des städtischen Hochbauamts nach Mannheim berufen. Man kann vermuten, dass er der Wunschkandidat des Mannheimer Oberbürgermeisters Theodor Kutzer ist, der ihn aus seiner Zeit als Bürgermeister von Fürth bereits kennt.

Zizler wird zunächst Oberbaurat, dann Oberbaudirektor. Er übernimmt nicht nur die Leitung des Hochbauamts, sondern auch das neugebildete Dezernat für Hochbauwesen, Baupolizei und Gartenverwaltung. Er treibt die städtebauliche Entwicklung Mannheims voran, wobei er auf Neue Sachlichkeit und Bauhaus setzt. Seine Bauten sind modern und funktional, und er leitet ein Bauprogramm zur Schaffung kostengünstiger Wohnanlagen und Siedlungshäusern ein.

Zizler behält seinen Posten in der NS-Zeit, auch wenn er nie in die NSDAP eintritt. 1935 wird er zusätzlich Geschäftsführer der GBG. Der Stil seiner Neubauten verändert sich in dieser Zeit allerdings, da die Nationalsozialisten die Moderne ablehnen und den Heimschutzstil und den Neuklassizismus fördern. In diesem Sinne schreibt Zizler für die Neue Mannheimer Zeitung: "Die Klassik kann uns nur im grundsätzlichen Vorbild sein. (…) Die Formung im Einzelnen aber kann nicht griechisch und nicht römisch sein, sie muß aus deutscher Seele kommen."

Im Oktober 1940 reist er nach Berlin und erhält dort von Reichsminister Fritz Todt den Befehl, sofort mit dem Bau von Luftschutzbunkern zu beginnen. Allerdings entscheidet er sich, nicht allen Punkten des Befehls Folge zu leisten, sondern anstelle der geforderten kleinen Bunker große Bunkeranlagen zu errichten. "Jedenfalls entschloß ich mich, schon bei der Heimfahrt am 11. Oktober, gegen die Empfehlung des Reichsministers Dr. Todt, Großanlagen zu bauen (...)."

Der größte Hochbunker, in welchem 7.500 Menschen Platz finden, ist der Ochsenpferchbunker, der heute das MARCHIVUM beherbergt. Letztlich rettet sein Bunkerbauprogramm zahlreichen Mannheimerinnen und Mannheimern das Leben. Denn trotz massiver Luftangriffe und Zerstörungen sind dank der Bunker vergleichsweise wenig Luftkriegsopfer zu beklagen.

Josef Zizler mit seiner Frau Eta, 1954

Die Akten über das Bunkerbauprogramm sind größtenteils verbrannt. Deshalb fragt der Stadtarchivar Friedrich Walter in der Nachkriegszeit bei Zizler an, ob dieser sein Wissen für die Stadtgeschichte schriftlich festhalten könne. Die Erinnerungen Zizlers, die dieser für Walter niederschreibt, sind im Nachlass erhalten. Nach Kriegsende widmet sich Zizler dem Wiederaufbau. Zu diesem Thema verfasst er einige Artikel und Aufsätze, die sich zum Teil ebenfalls im Nachlass befinden. 1946 tritt er altersbedingt in den Ruhestand.

Zizler ist bis zu seinem Tod am 24. Oktober 1955 mit Eta Zizler verheiratet. Seine Tochter Zenta wird Bildhauerin. 1954 wird ihm die Schillerplakette der Stadt verliehen.

Josef Zizler bei der Verleihung der Schillerplakette

Der schriftliche Restnachlass Josef Zizlers wird am 20. März 1969 von Frau Zizler dem Stadtarchiv übergeben. Er umfasst vor allem Manuskripte von Aufsätzen und Vorträgen aus den Jahren 1944-1955.

Der Bestand enthält nur neun Archivalien und gehört damit zu den kleineren Nachlässen des MARCHIVUM. Dennoch enthält er die verschiedensten Unterlagen: Verträge, Briefe, Manuskripte, Fotos, Negative, Pläne, Skizzen und Lichtpausen. Er enthält Informationen über das Bunkerbauprogramm und über den Wiederaufbau nach Kriegsende. Fotos von Modellen der Schönaussiedlung und Aufnahmen des zerstörten Mannheim aus dem Nachlass befinden sich in der Bildsammlung.

 

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