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Elsbeth Janda - heitere Muse mit ernstem Hintergrund

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Elsbeth Janda

Unser Blog beschäftigt sich heute mit einer Künstlerin aus der Kurpfalz. Elsbeth Janda ist fünfzig Jahre im Bühnen-, Hörfunk- und Fernsehgeschäft tätig. Ihr Name ist wie fast kein anderer eng verbunden mit der Pfälzer Mundart. Ihr seit 2006 im MARCHIVUM archivierter Nachlass gibt spannende Einblicke in ihre persönliche Karriere sowie in die Medienlandschaft vergangener Jahrzehnte.

Als Elsbeth Janda im Jahr 2004 mit der Richard-Benz-Medaille der Stadt Heidelberg ausgezeichnet wird, kommentiert sie die Ehrung lakonisch und sehr bescheiden: „Ich hab doch das ganze Leben nur Quatsch gemacht."

Zwar deckt ihr Repertoire tatsächlich eher die leichte Muse ab, dies jedoch ohne jemals oberflächlich zu wirken. Im Gegenteil: Ob auf den Bühnen der Region oder im Fernsehen und Hörfunk, Janda trägt nicht nur Mundartliteratur und –dichtung vor. Sie versteht es, diese mit kulturellen und geschichtlichen Fakten zu unterfüttern und mit gesellschaftskritischen Nuancen zu versehen.

Irene Elisabeth Janda wird am 27. Dezember 1923 in Mannheim geboren. Die Kurpfalz steckt ihr gewissermaßen in den Genen, ist ihr Vater Ludwig Karl doch in Heidelberg gebürtig und die Mutter Emilie aus Speyer stammend. Sie wächst zusammen mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder in einem großbürgerlichen Haushalt auf – der Vater ist als Bankdirektor tätig – und kommt in den Genuss einer guten Ausbildung. Ihr Vater fördert ihre musikalische Ausbildung und lässt sie an der Hochschule für Musik und Theater am Klavier ausbilden. Am altsprachlichen Karl-Friedrich-Gymnasium legt sie 1942 ihr Abitur ab. Die Familie wohnt zunächst in der Augustaanlage 14, wo sie mit eigenen Worten „direkt uff de Benz im Nachthemd“ schauen kann. 1937 erfolgt der Umzug an den Friedrichsplatz 19. Nachdem das Haus am 23. September 1943 im Bombenhagel zerstört wird, siedelt die Familie nach Heidelberg über.

Elsbeth Janda als junge Frau

Janda, zu diesem Zeitpunkt bereits in erster Ehe mit einem Mediziner verheiratet und Mutter einer kleinen Tochter, beginnt hier ab 1948 ein Studium der Philosophie, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte und absolviert eine Privat-Musiklehrerprüfung. In Heidelberg lernt sie ihren späteren zweiten Mann Fritz Nötzoldt kennen, der u.a. als Kinderbuchautor und Journalist tätig ist.

Das Ehepaar sammelt Moritaten und Bänkellieder, die Janda am Klavier und mit ihrem Gesang begleitet. Nach einem spontanen Auftritt im Heidelberger Presse-Club im November 1955 gehen Janda und Nötzoldt mit dem Programm auf Tournee und werden als „Heidelberger Bänkelsänger“ bekannt. Nächste Programme mit jiddischen Liedern sind so erfolgreich, dass das Duo zumeist im Auftrag der Goethe-Gesellschaft weltweit gastiert.

Das Ehepaar Janda-Nötzoldt, um 1980

Die Beschäftigung mit dem Kurpfälzer Dialekt bestimmt dann ab 1972 Jandas Schaffen. Ein Stuttgarter Verlag tritt auf der Suche für eine Buchreihe „Humor aus Heidelberg“ an sie heran, und sie beschäftigt sich fortan mit Kurpfälzer Anekdoten und Gedichten wie z.B. von Hans Glückstein, Hermann Waldeck oder Paul Tremmel. Große Erfolge erzielt sie mit Rezitationen aus den Briefen Liselottes von der Pfalz. Diese werden von ihr so lebhaft interpretiert, dass sie den Beinamen „Elsbeth von der Pfalz“ oder „Grande Dame der Kurpfalz“ erhält.

Aber nicht nur Bühnenauftritte gehören zu ihrem Repertoire. Janda ist im Hörfunk und Fernsehen präsent, moderiert diverse Fernsehsendungen und gibt praktische Lebens- und Haushaltstipps. In der Sendung „Ich trage einen großen Namen“ ist sie im Rateteam vertreten. Außerdem ist sie als Autorin und Herausgeberin pfälzischer Mundartliteratur tätig.

Überregionale Bekanntheit erlangt Janda ab 1986 durch die Zeichentrickserie „Äffle und Pferdle“ im Vorabendprogramm von SWR und ARD. Sie verleiht der Hundedame Schlabbinchen - einer Cousine von Äffle und Pferdle - ihre Stimme und wirbelt auf gewohnt bissig-kurpfälzische Art die Lebenswelten ihrer behäbig-schwäbischen Verwandten durcheinander. Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1987 setzt sie ihre Karriere als Solokünstlerin fort, dies ohne jemals Schauspielunterricht genommen zu haben.

Wie akribisch Janda sich auf ihre Arbeit vorbereitet, verrät ihr Nachlass. Jeder an sie gerichtete Brief wird beantwortet und mit einem Erledigungsvermerk versehen. Es finden sich etliche Schnipsel mit Adressen oder Bildern, die als „Tipps“ in ihre Ratgeber hätten einfließen können; ebenso Anschreiben und Telefonnotizen, die ihr sowohl Lob als auch Kritik zollen.

Dankesschreiben eines Zuschauers

Von den zahlreichen Auszeichnungen, wie dem Bundesverdienstkreuz, dem Orden der "Pälzer Krischer", dem „Goldenen Winzer“ der Stadt Bad Dürkheim, dem Preis der Bockenheimer Mundarttage, der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und der Richard-Benz-Medaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Heidelberg ist ihr eine Ehrung aber die liebste: 1979 erhält sie in Mannheim den Bloomaul-Orden.

Schon in den 1990er Jahren erkrankt Janda an Krebs und engagiert sich später im Verein „Patienten helfen Patienten“, den sie mitbegründet.

Nach erneuter schwerer Krankheit verstirbt sie am 9. April 2005 in Heidelberg. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich auf dem dortigen Bergfriedhof. Bereits zu Lebzeiten gibt sie zahlreiche Veröffentlichungen an die Bibliothek des Stadtarchivs ab, der restliche Nachlass wird im September 2006 von ihrer Tochter übergeben.

2012 wird die Bibliothek des Stadtarchivs nach ihr benannt. Nach dem Umzug in das neue Gebäude des MARCHIVUM im Jahr 2018 trägt nun ein Sitzungssaal ihren Namen.

Der Nachlass von Elsbeth Janda umfasst umfangreiches Fotomaterial, zwei Normalpakete mit Schriftgut, Veröffentlichungen zu Mannheim und der Kurpfalz sowie diverse Tonbänder, welche perspektivisch digitalisiert werden. Der Bestand spiegelt in beeindruckender Weise ihr Lebenscredo wider:

„Ich bin froh, dass ich e Pälzerin bin, ich möchte gar nichts anneres soi."

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Am Rande der Stadt - Der Hintere Riedweg

Offiziell wurden sie als „Kleinstwohnungen“, „Notwohnungen“ oder auch „Behelfsbauten“ bezeichnet. Zur Entschärfung der großen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wurden in direkter Nachbarschaft zum Benz-Werk in der 65. Sandgewann 1926 bis 1928 zunächst acht Wohnbaracken vom städtischen Hochbauamt errichtet. Diese Nähe zur Fabrik brachte ihnen schnell den Namen „Benzbaracken“ ein.

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