Breadcrumb-Navigation

Der Nachlass von Elisabeth Bieneck-Roos

Kategorien
Foto Schwarz-WEiß: Bieneck-Roos überreicht ein Gemälde an die Stadt Mannheim

Der Weltraum, Technik, Großbaustellen, der Hafen mit seinen Kränen, die Industrie – das waren die Themen, die die Künstlerin Elisabeth Bieneck-Roos begeisterten. Mit ihren Arbeiten ist sie auch Chronistin der Stadtbaugeschichte in Mannheim seit den 1970er Jahren.

1925 wird Bieneck-Roos in Münsingen, nahe Tübingen geboren. Nach dem Krieg beginnt sie mit einem Studium der Biologie. Hier lernte sie den Chemiker Dr. Erhard Bieneck kennen, den sie 1947 heiratete. Im gleichen Jahr wechselt sie auch an die Stuttgarter Akademie und beginnt ein Kunststudium. Ihr wichtigster Lehrer ist Willi Baumeister – in ihrem Atelier hängt bis zu ihrem Tod ein Foto von ihm. Baumeister kümmert sich nicht nur fürsorglich um seine Studentinnen und Studenten, sondern vermittelt ihnen nach dem Zweiten Weltkrieg auch den Zugang zur modernen Kunst.

1952 ziehen die Bienecks beruflich nach Mannheim. An der Freien Akademie Mannheim bildet sie sich weiter aus, neben der Wohnung der Familie hat sie ein kleines Atelier, in dem sie arbeiten kann, dort entstehen in dieser Zeit vor allem Porträts, figürliche Kompositionen, Landschaften. Es ist die Suche nach einer eigenen Bildsprache, ein Experimentieren mit verschiedenen Ausdrucksformen.

Mannheim Rheinauhafen, 1961

Mit anderen Mannheimer Malern entdeckt sie den Mannheimer Hafen, der sie zu einer Fülle von Arbeiten inspiriert. Sie sagt später darüber: "Was mich bis zu diesem Augenblick an der Landschaft, am menschlichen Körper, am Porträt interessiert hatte, Struktur, das Gebaute, heftige Bewegung, fand ich in den Industriegebieten in kompakter Fülle wieder. Mein Liebe zu Sumpf- und Riedlandschaften mit ihrer üppig wuchernden Pflanzenwelt fand ihre Entsprechung in den Reihen von Kränen, den Schrottplätzen, den riesigen Kohlehalden im Hafen, zwischen denen ich malte."

Mit diesen Arbeiten beginnt ihre Auseinandersetzung mit den Themen Technik und Arbeitswelt. Sie geht in Firmen und zeichnet dort mitten in der Produktion – die Fertigung der Omnibusse bei Daimler Benz auf dem Waldhof, die Montage von Turbinen in der großen Montagehalle bei BBC in Käfertal, der Anstich des Gießofens bei Thyssen-Krupp und in vielen anderen Firmen.

Bieneck-Roos bei Daimler Benz II

Mit ihren Zeichnungen, oft sehr skizzenhaft mit wenig Farbe, hält sie technische Vorgänge und Situationen, in dem sie sich auf das Wesentliche konzentriert. Weder wird die Welt der Arbeit heroisiert noch kritisiert – überhaupt sieht man auf ihren Arbeiten selten arbeitende Menschen. Und wenn, dann gehören sie eher zur technischen Konstruktion des Gesamtgefüges.

So wird sie auch zur Chronistin der städtebaulichen Entwicklung Mannheims, der mit der Bundesgartenschau beginnt: Der Bau des Collini-Centers, der Steg über den Neckar, das Planetarium, die Feudenheimer Schleuse, der Bau der vielen Brücken, die noch verbliebenen Ruinen, das alles hält sie in ihren akribischen Zeichnungen fest und begründet ihren Ruf als "Industriemalerin".

ABB, Ein Generator wird gewickelt, 1994

Ihre heimliche Liebe aber bleibt der Weltraum und dessen Erforschung – viele Motive finden sich in ihren Zeichnungen wieder. Dem Planetarium bleibt sie bis an ihr Lebensende eine treue Besucherin. Und sie vermacht dem Freundeskreis des Planetariums auch alle Arbeiten die sich um dieses Thema drehen.

Weltraum, 1998

Die Industriearbeiten sind Thema einer Masterarbeit, die Annette Krämer vom Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg zurzeit bei den Künstlernachlässen Mannheim schreibt.

Elisabeth Bieneck-Roos stirbt 2017 in Mannheim.

Ihr künstlerischer Nachlass befindet sich bei der gemeinnützige Stiftung Künstlernachlässe Mannheim. Der schriftliche Nachlass ist im MARCHIVUM verwahrt. Dieser zeichnet besonders ihr künstlerisches Schaffen nach. So finden sich darin Übersichten mit verkauften und gespendeten Kunstwerken. Diese Übersichten hat Bieneck-Roos mit Foto, Material-, Technik- und Größenangaben versehen. Außerdem findet sich in mehreren Faszikeln Schriftverkehr mit verschiedenen Personen. So findet man zum Beispiel in einem Durchdruck eines Briefes von 1980 von ihr an Wilhelm Varnholt kritische Worte zur Mannheimer Kunstszene. Auch ihre Ausstellungen sind im Nachlass durch Aufstellungen nachvollziehbar.

Bieneck-Roos bei Thyssen

Doch auch die Privatperson, nicht nur die Künstlerin, Elisabeth Bieneck-Roos findet sich im Nachlass. Zum Beispiel ist das Startbuch Deutscher Verband zur Pflege des Gesellschaftstanzes ihres Mannes Erhard Bieneck, die Todesanzeige ihrer Mutter Luise Roos und Elisabeth Bieneck-Roos Reisepass vorhanden.

In den Unterlagen ihrer Mutter Luise Roos-Knauer liest man in ihrem Tagebuch über ihre Ehe, ihre Töchter und die Politik (ca. 1914-1935). Außerdem finden sich darin Kinderzeichnungen von Elisabeth.

Besonders sind auch Bieneck-Roos eigene Tagebücher mit privaten Aufzeichnungen, Gedichten, Aufzeichnungen zu Ausbildungsthemen wie der Farbenlehre, Kunstgeschichte und Maltechniken hervorzuheben. Der schriftliche Nachlass, besonders die vielen Fotos von Ausstellungen und Bildern, befindet sich noch im Stadium der Verzeichnung. Er ist jedoch eine wichtige Quelle des künstlerischen Schaffens von Elsiabeth Bieneck-Roos und ergänzt den künstlerischen Nachlass bei den Künstlernachlässen Mannheim.

Die Künstlernachlässe und das MARCHIVUM arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen. Denn so kann die sachgemäße Verwahrung für alle Arten von Nachlassteilen gesichert werden. So wurde auch bei den Nachlässen von Willi Sohl und Edgar Schmandt vorgegangen. Zu diesen Künstlernachlässen sind auch schon Beiträge in unserem Blog erschienen.

Weitere Informationen zu den Künstlernachlässen Mannheim

 

 

 

Mannheim, Moskau und zurück. Der Lebensweg des Herbert Mies

"Kommunist seit seiner frühsten Jugend und bis ans Lebensende seiner Überzeugung treu geblieben." So beschrieb die Kreisorganisation Mannheim der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) in ihrer Traueranzeige den am 14. Januar 2017 verstorbenen Herbert Mies, der die Partei 17 Jahre lang als Vorsitzender geführt hatte. Der Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa und die Einheit Deutschlands veränderten die Welt, aber nicht sein Weltbild.

Ganzer Beitrag

Jakob Sommer - "Kämpfer für Menschenwürde"

Sein Leben hatte er den Menschen in Mannheim und den Arbeiterrechten gewidmet. Als aufrechter und toleranter Mann blieb er den Mannheimerinnen und Mannheimer in Erinnerung. Er stand mit Leidenschaft für seine Überzeugungen ein, konnte aber auch die Meinungen und Argumente anderer anerkennen. Als "Kämpfer für Toleranz und Gerechtigkeit", aber auch als "Mann des Ausgleichs", so charakterisierte Oberbürgermeister Hermann Heimerich seinen Freund Jakob Sommer bei dessen Beerdigung (Allgemeine Zeitung, 16.3.1955).

Ganzer Beitrag