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"Mannheim steht eisern" - Ein Foto-Album aus dem Zweiten Weltkrieg mit seltenen Aufnahmen und Illustrationen

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Durchhalteparole "Trotz Terror zum Sieg!"

Auf den ersten Blick könnte das Foto-Album "Mannheim steht eisern" begeistern, weil es uns ästhetisch anspricht: die Bindung, die Komposition der Fotos und die hinzugefügten Illustrationen, die wie Drolerien wirken.

Doch schon beim zweiten, tieferen Blick kühlt sich die Begeisterung völlig ab, denn wir haben es hier mit einem Musterbeispiel nationalsozialistischer Propaganda inmitten des "totalen Kriegs" zu tun und Bilder wie Illustrationen vermitteln NS-Ideologie, die aggressive Durchsetzung der nationalsozialistischen Gesellschaftsordnung als Selbstverteidigung gegen eine Vielzahl von "Volksfeinden".

Plakat für die Massenkundgebung

Am 14. November 1943 fand in Mannheim, das zu dieser Zeit bereits durch zahlreiche Luftangriffe sehr stark zerstört war, eine sogenannte Treuekundgebung statt. Dazu kam Reichorganisationsleiter Robert Ley, seit 1933 Leiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF), in die Stadt.

Bilder von der Massenkundgebung; Zeichnung: Aus den rauchenden Trümmern entsteht ein Reichsadler.

Ein großer Aufmarsch verschiedenster Gruppe durch die Straßen der Stadt wurde organisiert und eine Abschlusskundgebung im Ehrenhof des schon weitgehend zerstörten Schlosses. Mit dieser Massenveranstaltung sollte "der unerschütterliche Willen der Mannheimer schaffenden Bevölkerung ihren Platz nicht zu verlassen bis zum Endsieg" demonstriert werden.

Zur Erinnerung an dieses Großereignis überreichte der Mannheimer NSDAP Kreisleiter Hermann Schneider an Weihnachten 1943 dieses eigens als Unikat hergestellte Album dem Reichsorganisationsleiter Robert Ley als Geschenk. Vor einigen Jahren ist dieses einzigartige Album aus Privatbesitz zurück nach Mannheim ins MARCHIVUM gelangt.

Seite aus dem Album "und doch"

Das Album folgt einer sehr durchdachten Dramaturgie: Zunächst werden auf fünf Seiten die Schönheiten des alten, unzerstörten Mannheim aufgezeigt. Dann folgen die Schäden, welche die bisherigen Luftangriffe in Mannheim verursacht haben. Dafür werden 36 Seiten des insgesamt 73 Seiten umfassenden Bandes verwendet. Die zweite Hälfte des Bandes ist unter dem Titel "und doch" der Darstellung gewidmet, dass und wie sich die Mannheimer Bevölkerung von diesen Drangsalen nicht unterkriegen lässt, sondern fest an den Endsieg glaubt und sich deshalb auch in großer Zahl an der Treuekundgebung beteiligt. Auch von dieser zentralen Kundgebung mit Robert Ley werden zahlreiche Bilder gezeigt.

Fotos mit Durchhalteparolen; Zeichnung: Ein Mann kehrt mit den Trümmern auch die amerikanische und englische Flagge sowie den Judenstern zusammen.

Schon allein die Bildserie der zahlreichen Durchhalteparolen an den Wänden der zerstörten Häuser haben für uns Nachgeborene etwas Gespenstiges. Vermutlich wurden die zumeist großflächigen Appelle eigens für diese Großkundgebung angebracht, denn beim Aufmarsch durch die Straßen wurden ganz ähnliche Parolen auf Schildern durch die Stadt getragen.

Bilder von der zerstörten Fressgasse; Zeichnung: Würstchen laufen eine Treppe hinab.

Besonderes Unbehagen lösen in diesem Album aber die Illustrationen aus, welche die Fotos auf jeder Seite ergänzen und in einem gewissen Sinne auch kommentieren. Angefertigt hat sie der Duisburger Ernst Landwehr, ein zwischen 1926 und 1958 sehr gefragter Zeichner, der zumeist humoristische und kindgerechte Büchern illustrierte. Im Internet finden sich auch heute noch zahlreiche seiner Werke. Er beherrschte fraglos sein Handwerk und zeigte auch in den Zeichnungen für dieses Album eine Art grimmigen Humor, der im Rückblick befremdlich wirkt. Hier wurde scheinbar humoristisch und mit spitzer Zeichenfeder, die Volksgemeinschaft gegen ein Heer an Feinde beschworen.

Zerstörtes Haus; Zeichnung: Ein Mann schreibt an eine Ruine "alles lebt“.

So beleuchtet das Album eindrucksvoll die gewaltigen Anstrengungen, die das NS-Regime unternahm, um die "NS-Volksgemeinschaft" von der Notwendigkeit des unbedingten Glaubens an den "Endsieg" in diesem "totalen Krieg" zu überzeugen. Die Propagandamaschinerie lief in der letzten Kriegsphase auf Hochtouren, um Mobilisierungs- und Aktivierungsparolen zur Stärkung des Durchhalte- und Kampfeswillens.

Üblich wurde der Rekurs auf historische Beispiele, die Optimismus wecken sollten und das Weiterkämpfen in aussichtsloser Lage als sinnvoll legitimieren, so etwa die Befreiungskriege 1813–1815, der Siebenjährige Krieg oder der Sieg über Attilas Reiterhorden aus dem Osten. Daher drohte Ley in seiner Rede den Feinden Vergeltung und Rache für Mannheim, Köln und alle anderen zertrümmerten Städte an. Eine Wochenschau hat diese Szene überliefert. Zugleich sprach er aus, was das NS-Regime fürchtete: den Zusammenbruch der "inneren Front", wie er sich angeblich in November 1918 ereignet hatte. Noch am selben Tag fand auch in München vor dem Feldherrnhalle ein ähnlicher Durchhalteappell statt.

Elsbeth Janda. Eine Erinnerung an die große Dame der Kurpfalz

Am 27. Dezember 2023 jährt sich der 100. Geburtstag der bekannten Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin und Autorin Elsbeth Janda (1923-2005). An die Grand Dame Palatine erinnern sich noch viele, unvergessen etwa ihre Auftritte im Oststadt-Theater, im Schatzkistl oder auf der Seebühne im Luisenpark. „Sie hatte Herz und Gosch,“ meinte am 19. April 2005 etwa die Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Trauerfeier in der Heiliggeistkirche. Über 600 Personen nahmen damals Abschied von ihrer „Elsbeth“.

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