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"Kamera ab und action...!" - Filmdreh in Berlin für die NS-Ausstellung im MARCHIVUM

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zu sehen ist eine Videokamera, die letzte Ietzte Instruktionen vor dem Fildreh festhält

Im Dezember 2022 geht die große NS-Ausstellung „Was hat das mit mir zu tun?“ des MARCHIVUM an den Start. Das Ausstellungskapitel zum Jahr der „Gleichschaltung“ 1933 wird unter anderem durch sechs filmische Biographien von Opfern und Tätern inszeniert. In Berlin fanden dazu jüngst die Dreharbeiten statt.

Das kuratorische Konzept der Ausstellung „Was hat das mit mir zu tun?“ sieht unter anderem auch vor, anhand von persönlichen Lebensschicksalen die Auswirkungen und Radikalisierung der Gesellschaft in der NS-Diktatur und ihre Folgen in den Blick zu nehmen. Es geht also auch darum, große und kleine Geschichten zu erzählen, um die Geschehnisse dieser Zeit emotional erlebbar zu machen. Daher ist es konsequent, dass das einschneidende Jahr 1933, in dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und im Zuge der Reichstagswahlen die Gesellschaft radikal auf Kurs der NS-Ideologie gebracht wurde, ebenfalls aus Sicht von Betroffenen nacherzählt wird. Dazu wurden sechs ganz unterschiedliche Blickwinkel eingefangen von Jung und Alt, Männer und Frauen, Opfern und Tätern gleichermaßen:

So erzählt der 19-jährige Otto Hirschler (gespielt von Lucas Reiber) die Flucht seiner jüdischen Familie aus Mannheim nach Saarbrücken, die über Paris schließlich ins argentinische Exil führt. Martha Kramer (gespielt von Svenja Funke) skizziert die Sicht einer jungen Frau aus dem Arbeitermilieu, die miterlebt, wie die Situation ihrer kommunistischen Freunde immer kritischer wird und in Verhaftungen mündet. Der Journalist Willi Körbel (gespielt von Simon Mantei), der sich das Pseudonym Willi Habsheim zulegte, gibt sich intellektuell und zugleich kämpferisch und sieht durch das NS-Regime eine neue, verheißungsvolle Zukunft anbrechen. Heinz Schmetzer (gespielt von Augustin Singer) berichtet als 8-jähriger Junge enttäuscht darüber, dass die evangelische Jungschar, zu deren Treffen er mit seinen Freunden gerne hingegangen ist, vor kurzem verboten wurde. Anna Roth (gespielt von Charlotte Müller) ist gleißende Nationalsozialistin und prahlt über ihre Verdienste für das neue Regime, die ihr neben viel Anerkennung unter anderem das Silberne Ehrenzeichen des Gaus Baden einbringen. Und schließlich: Der Arbeiter und Gewerkschafter Otto Markert (gespielt von Konstantin Lindhorst) verweigert sich standhaft der NS-Ideologie und bleibt zeitlebens der Sozialdemokratie treu.


Blick ins Filmstudio

Die Dreharbeiten fanden im Victoria Greenscreen Studio in Berlin-Kreuzberg statt – eine kleine, aber feine Location. Mit an Bord waren Valentina Torrado und Sara Paracchini (beide von der Agentur Tatwerk), Ferit Barak (Kamera), Daniel Calve (Ton), Parul Banerjee (Maske) sowie Karen Strobel und Sebastian Steinert (beide MARCHIVUM). Von 9 Uhr bis 19.30 Uhr wurde in einer Greenbox gedreht, das heißt, die Schauspieler*innen agieren ohne Kulisse in einem vollkommen grün gestrichenen Raum, wie man es zum Beispiel auch vom Fernsehen her kennt.


Der Filmdreh war sehr professionell und hat allen Beteiligten großen Spaß gemacht.

Das Ergebnis: Sechs bewegende Filmportraits, die allesamt sehr authentisch umgesetzt wurden. Jedes einzelne versucht, dem Menschen hinter der Geschichte näher zu kommen und somit die Psychologie der Protagonisten sichtbar zu machen. Dies gelang teilweise so überzeugend, dass den Anwesenden auch der ein oder andere Schauer über den Rücken lief, als zum Beispiel Anna Roth (alias Charlotte Müller) mit fanatischer Begeisterung den Hitlergruß inszenierte oder Willi Körbel (alias Simon Mantei) in seiner gleißenden Rede zur nationalen Revolution sich ereiferte. Ein großes Danke daher an dieser Stelle an alle Beteiligten, dass dieser Filmdreh zu einem solch gelungenen Ereignis wurde.


Simon Mantei spielt Willi Körbel und gibt sich kämpferisch.

Jetzt gilt es, am Computer die schauspielerische Leistung in die bereits produzierten Filmclips zu integrieren, so dass am Ende eine schlüssige Bild-Text-Korrespondenz entsteht. Die Besucher*innen der NS-Ausstellung können schon jetzt auf das Ergebnis gespannt sein, das sicherlich viele von ihnen bewegen wird. Zu sehen ist das Ganze ab Dezember 2022 in „Was hat das mit mir zu tun?“ im MARCHIVUM.


Charlotte Müller erhält letzte Instruktionen von Sara Paracchini.
 

alles zum Thema: NS-Ausstellung, NS-Zeit

Dokumentation der Migrationsgeschichte: Aus dem Interview mit Frau Binaey Taneri (Teil 2)

Im Auftrag des Gemeinderats wurde unser Projekt „Dokumentation der Migrationsgeschichte“ ins Leben gerufen. Aufgabe des MARCHIVUM ist es nun, historisch relevante Materialien zur Mannheimer Migrationsgeschichte zu sammeln und sicher aufzubewahren, um einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft sichtbar zu machen. Elementarer Bestandteil der Überlieferung sollen neben physischem Material migrantischer Institutionen auch die Eindrücke der Migrant*innen selbst sein, die in Interviews festgehalten werden. Frau Binaey Taneri, eine angehende Lehrerin an einer Mannheimer Schule, hat sich mit uns über ihren Lebensweg und ihre Erfahrungen ausgetauscht. Um einen Einblick in das Projekt zu geben, möchten wir Teile dieses Gesprächs in zwei Schüben auf unserem Blog veröffentlichen:

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Bunker-Geschichte(n) - eine neue Serie im MARCHIVUM-Blog

Während des Zweiten Weltkriegs boten in Mannheim 56 errichtete Hoch- und Tiefbunker ca. 130.000 Menschen Schutz vor den Bomben. Der Ochsenpferchbunker, in dem sich heute das MARCHIVUM befindet, ist dabei der größte Hochbunkern gewesen. Diese Kolosse aus vergangenen Tagen ragen mit vielen Geschichten und Fragen von der Vergangenheit ins Heute, in dem sogar aktuell wieder nach Schutzbauten gefragt wird. Grund genug also, den Bunkern in Mannheim und den Geschichten, die mit ihnen verbunden sind, eine eigene Serie zu widmen: die "Bunker-Geschichte(n)".

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