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Wer trifft, gewinnt: die Schützengesellschaft 1744

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Postkarte mit Grüssen vom Mannheimer Schützenhaus

Die Schützengesellschaft 1744 ist der älteste Mannheimer Verein, der durch alle Höhen und Tiefen der Zeiten seine Traditionen zu wahren und am Leben zu erhalten wusste. Dies ist nicht immer selbstverständlich, denn dafür ist nicht nur ein hohes ehrenamtliches Engagement aller Mitglieder nötig, sondern besonders ebenso die Fähigkeit, Begeisterung für die Sache auch bei jungen Menschen zu fördern. Gerade die Traditionsvereine bilden ja auch immer einen Teil der Stadtgeschichte ab und fördern die Entwicklung einer vielfältigen Vereinslandschaft, die viele Menschen in ihren Bann zieht.

Tatsächlich gibt es bereits im Ratsprotokoll von 1669 die erste urkundliche Erwähnung eines Schützenvereins, deren ununterbrochener Fortbestand aber historisch nicht belegt ist. Am 13. Juli 1669 beschließt der Mannheimer Stadtrat, eine Schießordnung der Schützengesellschaft zu schreiben und mit dem "Raths-Insigel" versehen zu lassen. Bereits unter der Regentschaft des Kurfürsten Karl Ludwig von 1649-1680 existieren zwei Schützengesellschaften, die der Bogenschützen und die der Büchsenschützen. Beide werden vom Landesherren und der städtischen Behörde protegiert, mit Rücksicht darauf, dass die regelmäßigen Schießübungen im Interesse der Landesverteidigung erwünscht sind. Karl Ludwig setzt zudem häufig Wettkampfpreise aus und fördert den Austausch mit Heidelberger und Frankenthaler Gesellschaften. Außerdem werden bereits 1669 städtische Zuschüsse zum Ankauf von "Kleinodien" für das Wettkampfschießen bewilligt.

Der Schießstand der Bogenschützen befindet sich zunächst am Rheintor und wird in den 1680er Jahren dann in die Neckargärten verlegt. Geschossen wird mit Armbrüsten oder "englischen Bogen" auf Strohstöcke oder einem Vogel auf der Stange. Wie sehr die Schützen der Landesregierung am Herzen liegen, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Kurfürsten wiederholt Preisschießen anordnen und großzügig Gelder bewilligen. So können beispielsweise die Büchsenschützen 1679 ein neues, auf städtische Kosten erbautes Schießheim auf dem Niedergrund gegenüber des Jungbuschspitals beziehen und dort 1681 ein glanzvolles Festschießen veranstalten. Schnell werden die Preisschießen zu beliebten Geselligkeiten und dürfen natürlich an den im Mai und September stattfindenden Jahrmärkten nicht fehlen.

Einen großen Wendepunkt im Schicksal der Gesellschaft stellt die Zerstörung Mannheims durch die Franzosen im Jahr 1689 dar. Der Vereinsbetrieb liegt bis zum Wiederaufbau der Stadt 1698 buchstäblich brach. Erst gegen 1700 formieren sich die Büchsenschützen wieder zu einer Gemeinschaft. Hingegen geht die Bedeutung der Bogenschützen wegen der immer besser funktionierenden Feuerwaffen massiv zurück.

Eine neue Glanzzeit der Schützen beginnt im Jahr 1744 unter der Regentschaft Karl Theodors. Dieser ist ein großer Anhänger oder neuhochdeutsch "Fan" der Schützen und gibt der Gesellschaft eine neue Schießordnung. Obendrein sind er und seine Frau Elisabeth Auguste mit die ersten Mitglieder. In leider nicht mehr erhaltenen Mitgliederlisten finden sich adelige und gutbürgerliche Namen, was auf den gesellschaftlich relevanten Stellenwert der Gesellschaft hinweist. In den Folgejahren tritt der militärische Aspekt des Schützenwesens immer mehr zugunsten des gesellig-sportlichen zurück.

Am 11. August 1844 feiern die Schützen, auch Schießliebhabergesellschaft oder Urschützengesellschaft genannt, ihren Einzug ins neue Vereinsheim im Gewann Rosengarten. Immer wieder sind Festschießen gesellschaftliche Großereignisse, wie z.B. im Jahr 1851 beim Besuch des Großherzogs Leopold und des Prinzen Friedrich von Baden. 1862 erfolgt der Beschluss, dass sich die badischen Schützenvereine zum "Badischen Landesschützenverein" zusammenschließen, 1873 erfolgt die Fusion zum "Badisch-Pfälzisch-Mittelrheinischen" Schützenverband.

Mannheimer Schützenfest, 1. Badisches Landesschießen

Das 1. Badische Landesschießen findet vom 28.6. bis 4. Juli 1863 in Mannheim mit umfangreichen Rahmenprogramm statt. Die Schützen machen es sich zur Ehrenaufgabe das bis dato größte Fest in Mannheim zu organisieren, müssen aber am Ende einen Fehlbetrag von 2.000 Gulden selbst aufbringen. Am 12. Juni 1898 wird mit einem feierlichen Rahmenprogramm das neue Vereinshaus in Feudenheim eingeweiht und 1914 findet in Mannheim die erste Schützenfestwoche des „Badisch-Pfälzisch-Mittelrheinischen“ Schützenverbandes statt.

1927 erfolgt der Beschluss der Mitgliederversammlung zur offiziellen Namensgebung: "Schützengesellschaft Mannheim e.V. gegründet 1744".

Schützengesellschaft, um 1930

1928 wird eine neue Schießanlage am Riedbahndamm eingeweiht, die währen des Zweiten Weltkrieges zerstört und ab 1956 wiederaufgebaut wird. Nur dank des äußerst engagierten Anpackens und persönlicher Arbeitstätigkeit der Mitglieder ist dies zu stemmen. Die Anlage wird im Rahmen eines Eröffnungsschießens 1965 in Betrieb genommen, die sportlichen Aktivitäten müssen bis zur Neueröffnung auf anderen Anlagen stattfinden. Bereits ab 1964 gibt es eine Unterabteilung Tennis mit eigenen Plätzen sowie Kegelbahnen, es folgen in den 1970er Jahren eine Keilerabteilung und eine Jagd-Abteilung. 1975 finden im Rhein-Neckar-Stadion die Deutschen Meisterschaften im Bogenschießen statt, Ausrichter und Organisator ist die Schützengesellschaft 1744.

Vom 30. Mai bis 12. Juni 1994 wird das 250. Jubiläum der Gesellschaft mit zahlreichen Wettbewerben für Sportschützen mit Gästen aus den Partnerstädten Toulon, Swansea und aus dem Elsass groß gefeiert. Seiner Tradition verpflichtet ist der Verein in der Schützenhilfe des Deutschen Sportbundes bei gesellschaftlichen, kulturellen oder sozialen Projekten und in der Jugendarbeit engagiert. Mit rund 500 Mitgliedern von Jugendlichen bis Senioren bietet die Gesellschaft Sport, Spaß und Geselligkeit für jedes Alter, dies in schönem Ambiente auf der Anlage.

Der Lebensweg des Johann Wilhelm Reiss

Johann Wilhelm Reiß wurde am 13. Juni 1838 in Mannheim geboren. Er war das zweite der drei Kinder des Großkaufmanns und Mannheimer Oberbürgermeisters Friedrich Reiß. Für den wohl eher dominanten Vater stand eigentlich fest, dass der älteste Sohn in seine Fußstapfen treten sollte. Die Auseinandersetzung dem Vater über die Frage der Berufswahl prägte dann auch Reiß' junges Erwachsenenalter maßgeblich. Aus Briefen an seinen Vater geht hervor, dass dieser seinen Sohn finanziell recht kurzhielt, selbst als er bereits seine späteren Studien aufgenommen und seine Berufswahl längst getroffen hatte.

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