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Der Flugpionier Hans Pippart

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schwarz weiß Fotografie des Flugzeugs "Pippart-Noll-Eindecker", das in der Luft fliegt bei den Oktober-Schauflügen im Jahr 1912

"Mannheim auch in der Luft voran!" Unter dieses Motto stellte der Generalanzeiger vom 20. Mai 1912 einen der zahlreichen Mannheimer Flugtage vor dem Ersten Weltkrieg. Als Attraktion startete unter anderem ein von Hans Pippart und Heinrich Noll gebauter Eindecker – ein einmotoriges, zweisitziges, vogelförmiges Flugzeug.

Wie allerorten war auch Mannheim von der allgemeinen Flugbegeisterung des beginnenden 20. Jahrhunderts gepackt. Bei Vorführungen und Wettbewerben konnte das Publikum Heißluftballone, Zeppeline und die ersten Motorflugzeuge bewundern.

Von der Flugbegeisterung war auch Hans Pippart angesteckt, der am 14. Mai 1888 als Sohn des städtischen Architekten Friedrich Pippart in Mannheim geboren wurde. Er besuchte die Oberrealschule, ergriff danach den Architektenberuf, von dem er sich allerdings früh abwandte, um sich der Konstruktion von Flugzeugen zu widmen. Die Finanzierung übernahm sein Schwager, der Peitschenfabrikant Heinrich Noll aus Unterschwarzach. In einer Halle des Vereins für Flugwesen in der Neckarstadt wurde im Frühjahr 1912 mit der Entwicklung und dem Bau des ersten so genannten Pippart-Noll-Eindeckers begonnen, den sich die Erfinder patentrechtlich schützen ließen. Auch ein Wasserflugzeugtyp wurde zum Patent angemeldet.

Pippart-Noll-Eindecker beim Flugtag in Mannheim, Oktober 1912

Dabei verlief der Flug bei den Mannheimer Flugtagen im Mai 1912 alles andere als glücklich. Der Eindecker stürzte ab, wobei der Pilot mit leichten Verletzungen davonkam. Dennoch war man in Mannheim stolz auf die Erfinder. So hieß es im Programm der vom 13. bis 15. Oktober 1912 stattfindenden Mannheimer Flugtage: "Der Pippart-Noll-Eindecker ist der erste in Mannheim von Mannheimer Bürgersöhnen konstruierte und erbaute Flugzeugtyp, der wirklich erfolgreiche Flüge absolviert. Er zeichnet sich vor allen anderen bestehenden Typen neben seiner eleganten ästhetischen Form durch seine außerordentlich hohe, fast automatische Stabilität aus, die in glänzenden Gutachten von ersten Fachleuten und Piloten schriftlich niedergelegt ist." Wiederholt berichteten die Zeitungen über den Eindecker, dessen Geschwindigkeit auf mindestens 120 km/h geschätzt wurde.

Waren die kleinen Motorflugzeuge zunächst als Sportgeräte konstruiert worden, so wurden sie noch vor dem Ersten Weltkrieg für eine militärische Verwendung weiterentwickelt. Um 1913 entstand ein Pippart-Noll-Militärflugzeug, dessen spezieller Anstrich die Maschine auch auf kurze Entfernung hin tarnen sollte.

Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Pippart freiwillig zur Fliegertruppe. Er wurde in Darmstadt zum Militärpiloten ausgebildet und schon bald zum Unteroffizier befördert. Nachdem er zunächst als Fluglehrer tätig war, wurde er im Frühjahr 1916 an die Ostfront abkommandiert, wo er in erster Linie als Aufklärungsflieger eingesetzt wurde. Noch im gleichen Jahr erhielt Pippart für erfolgreiche Flüge "über dem Feinde" mehrere Auszeichnungen, unter anderem das Eiserne Kreuz erster Klasse, und wurde zum Leutnant befördert.

Im Dezember 1917 erfolgte die Abkommandierung an die Westfront zur Jagdstaffel 13, für die er fortan Kampfeinsätze flog. Pippart erzielte dabei insgesamt 22 Luftsiege, übrigens ebenso viele wie der später als Kriegsheld gefeierte NS-Reichsminister Hermann Göring. Anders als der Bodenkrieg, der sich mehr und mehr in einer reinen Materialschlacht erschöpfte, bot der Luftkrieg ein neues, noch überschaubares Schlachtfeld, das der Einzelperson größeren Handlungsspielraum zu bieten schien. Entsprechend wurden die Flieger in der Öffentlichkeit als "Ritter der Lüfte" gefeiert, die sich wie in vergangenen Zeiten zwar nicht mehr zu Pferde, sondern in ihren Maschinen ehrenhaft duellierten. Dieses romantisierende Heldenbild verschleierte nicht nur die deutsche Unterlegenheit im Krieg, sondern auch die Tatsache, dass der Luftkrieg wie jede andere Form der Kriegführung letztlich der Vernichtung von Menschenleben diente.

Pippart-Noll-Eindecker bei den Oktober-Schauflügen im Jahr 1912

Für seine militärischen Erfolge erhielt Pippart weitere Auszeichnungen, unter anderem das Ritterkreuz. Auch der höchste Orden, der Pour le Mérite, war für ihn vorgesehen. Doch bevor er diese Ehrung in Empfang nehmen konnte, war der inzwischen zum Kommandeur der Jagdstaffel 19 beförderte Pippart am 11. August 1918 bei Noyon in der Picardie abgeschossen worden.

Am 20. August 1918 wurde er auf dem Mannheimer Ehrenfriedhof bestattet. Die Verehrung, die man ihm entgegenbrachte, zeigte sich nicht nur in den ausführlichen Nachrufen, sondern auch an der zahlreichen Teilnahme der Bevölkerung an der Beerdigung. Heute ist Hans Pippart in Mannheim weitgehend in Vergessenheit geraten, einzig sein Grab erinnert noch an den Flugpionier und Kampfflieger.

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Auch in Mannheim gab es sie, die Männer und Frauen, die während des Krieges für das deutsche Reich schuften mussten. Aus der Heimat verschleppt oder in Kriegsgefangenschaft geraten, teils auch mit falschen Versprechungen angeworben, leisteten sie unfreiwillig einen Beitrag in den Fabriken und Betrieben des NS-Staates. Ihre Zahl geht in die Millionen. In den Städten, aber auch auf dem Lande waren sie fast überall im Einsatz. Selbst heute bewegen wir uns noch öfter auf ihren Spuren, als uns bewusst ist.

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