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Eisenbahnpionier Ludwig Newhouse: Technische Innovation aus Großbritannien

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Illustration Eisenbahnstrecke in England von Newhouse

Der Mannheimer Bürger Ludwig Newhouse (1779 - 1854) war einer der wichtigsten Vordenker des Eisenbahnbaus in Baden. Mit seiner 1833 erschienen Denkschrift „Vorschlag zur Herstellung einer Eisenbahn im Grossherzogthum Baden, von Mannheim bis Basel und an den Bodensee“ war er der Erste, der das Interesse der badischen Öffentlichkeit an einem solchen Großprojekt weckte. In diesem Blogbeitrag soll die bewegte Lebensgeschichte dieses Unternehmers und Eisenbahnpioniers kurz nachgezeichnet werden.

Geboren wurde er im Jahre 1778 als Beat Rudolph Ludwig Neuhausen in Erlach am Bieler See unweit von Bern. Sein Vater Ludwig Neuhausen, war Händler und Bürger der Stadt. Die Neuhausens gehörten in der Region rund um den Bieler See seit Jahrhunderten zur Oberschicht. Vermutlich mit einem gewissen familiären Startkapital ausgestattet, zog er Ende in den 1790er Jahren nach Duisburg. Die Stadt wurde damals von einer reformierten Oberschicht regiert und zog daher zahlreiche Einwanderer*innen der gleichen Konfession aus den Niederlanden und der Schweiz an. 1799 heiratete er dort, schon unter seinem anglisierten Namen - "Newhouse" -, eine reformierte Bürgerstochter. Warum er seinen Namen zu „Newhouse“ änderte ist nicht bekannt. Möglicherweise wollt er damit seine Begeisterung für die technische und wirtschaftliche Innovationskraft Großbritanniens zum Ausdruck bringen.
1806 ist Newhouse als Co-Inhaber einer Tabakfabrik in Duisburg nachweisbar, welche Rohtabak aus Amerika verarbeitete und ihre Produkte in die Schweiz sowie nach Baden exportierte. Ein französisches Edikt von 1811 verbot jedoch die Einfuhr von Rohtabak aus Amerika und führte damit zum Niedergang des Duisburger Tabakgewerbes. Diese wirtschaftlichen Umstände und seine bereits bestehenden Handelsbeziehungen bewogen Newhouse vermutlich dazu, mit seiner Frau und seinen fünf Kindern in die badische Handelsstadt Mannheim überzusiedeln, in der es weiterhin eine florierende Tabakindustrie gab.

Symbol des bürgerlichen Aufstiegs: Schon seit 1816 residierte Newhouse mit seiner Familie in dem ehemaligen Adelspalais in N 3, 4.

Am 11. März 1812 ging daher beim Mannheimer Stadtrat „das Gesuch des Handelsmanns Rudolph Ludwig Neuhaus von Duisburg im Großherzogthum Berg um Ertheilung des hiesigen Bürgerrechts und Erlaubnis, eine Tabaksfabrique […] anlegen zu dürfen“ ein. Anders als die Anträge vieler mittelloser Tagelöhner aus dem Umland, stieß das Gesuch des wohlhabenden Fabrikanten auf nicht allzu viel Widerspruch beim Gemeinderat und am 4. Juni 1812 wurde er schließlich nach Zahlung eines Einkaufsgelds von 102 Gulden eingebürgert.
Der Unternehmer fasste schon schnell Fuß in Mannheim und gehörte zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt. 1816 erwarb er für 16.000 Gulden ein ehemaliges Adelspalais in N 3, 4, das lange Jahre der Intendant des Nationaltheaters Freiherr Wolfgang Heribert von Dalberg bewohnt hatte. Im gleichen Jahr erhielt er das großherzoglich badische Privileg zur Herstellung von Zigarren nach spanischer Art. Seit 1824 betrieb er ein Detailgeschäft zum Verkauf seiner Waren und wurde Mitglied der Handelsinnung.


Mit dieser Illustration der ersten regulären Zugstrecke zwischen Liverpool und Manchester, wollte Newhouse der badischen Öffentlichkeit die Vorzüge der britischen Eisenbahntechnologie bildlich vor Augen führen. Beilage zu Newhouse Denkschrift „Vorschlag zur Herstellung einer Eisenbahn im Grossherzogthum Baden“, Digitalisierung: GLA.

Auch am Hof in Karlsruhe schien er damals in gutem Ruf zu stehen, denn 1822 wurde er vom Großherzog zum Kommerzienrat ernannt. 1833 durfte er seinen Plan zum Bau einer Eisenbahn am Oberrhein dem Großherzog persönlich vortragen und übergab seine Denkschrift beiden Kammern des badischen Landtags. Newhouse versprach sich davon nicht weniger, als die private Konzession zum Bau der Oberrheinbahn zu erhalten. Für dieses Vorhaben konnte er namhafte Bankiers in Basel, Karlsruhe und Mannheim gewinnen. In Karlsruhe fiel im Jahr 1838 die Entscheidung jedoch zu Ungunsten von Newhouses Plänen und zu Gunsten einer staatlich betriebenen Eisenbahn aus. Dies wird vermutlich nicht unwesentlich zu seinem ruinösen Konkurs im Jahr 1842 beigetragen haben. Bis zu seinem Tod im Jahre 1854 kämpfte er um die Anerkennung seiner Verdienste um den Bau der badischen Eisenbahn und um eine finanzielle Kompensation, die ihm jedoch verwehrt blieb.
Auch wenn die ambitionierten Pläne des Ludwig Newhouse scheiterten, so war seine Rolle als Impulsgeber für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im deutschen Südwesten dennoch bedeutend. Denn in den damals industriell eher rückständigen deutschen Landen sorgte Newhouse Denkschrift für einige Aufmerksamkeit und brachte die Diskussion über den Eisenbahnbau in Schwung. Mit dem Bau der Eisenbahn wurde ein wichtiger Grundstein für die weitere Entwicklung Mannheims zur Handels- und Industriestadt gelegt. In der stadtgeschichtlichen Ausstellung des MARCHIVUM hat Ludwig Newhouse deshalb auch einen würdigen Platz an der Collection Wall zum 19. Jahrhundert gefunden.

Die Collection Wall 19. Jahrhundert in der Stadtgeschichtliche Ausstellung „Typisch Mannheim!“ im MARCHIVUM

Eitel Friedrich Freiherr Schilling von Canstatt

Vor 25 Jahren starb der Gründer und erste Lizenzträger des „Mannheimer Morgen“. Aus diesem Anlass wollen wir einen kurzen Einblick in sein Leben und seine Arbeit geben. Von Schilling erwarb sich um den Aufbau der freiheitlich-demokratischen Presse nach 1945 große Verdienste. Als Herausgeber, Geschäftsführer und Chefredakteur, später auch als Aufsichtsrat, prägte er den „Mannheimer Morgen“ Jahrzehnte lang maßgeblich. Zu seinem 25. Todestag soll sein Leben im Folgenden vorgestellt werden.

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Im Herbst 2023 wurde die historische Regionalzeitung "Neckar-Bote" (ehemals „Seckenheimer Anzeiger“) im MARCHIVUM online gestellt. Zu diesem Anlass kamen die Eigentümer*innen der Schmidt & Sohn GmbH Druck und Verlag, in deren Besitz sich alle Zeitungsbände befinden, ins MARCHIVUM. Ab sofort sind die Digitalisate für alle Interessierten und Forschenden per Mausklick auf "MARCHIVUM Druckschriften digital" abrufbar.

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