Breadcrumb-Navigation

Parteien in der Weimarer Zeit: DNVP und NSDAP (Teil 3)

Kategorien
Eine Hand, die aus den Fluten ragt und nach einem Rettungsring greift. Ausschnitt aus einem DNVP-Plakat.

Der letzte Teil unserer Serie zur Parteienlandschaft der Weimarer Republik beschäftigt sich mit den rechten Parteien und ihrer Entwicklung in Mannheim am Beispiel der Reichstagswahlen.

Die 1918 gegründete Deutschnationale Volkspartei (DNVP) war eine nationalkonservative Partei. Sie forderte die Wiedererrichtung der Monarchie, die Wiedererlangung der Kolonien und war von völkischem Denken und Antisemitismus geprägt. Den Versailler Vertrag und die damit verbundene internationale Ordnung lehnte sie ab. Zunächst republikfeindlich gesinnt, beteiligte sie sich ab Mitte der 1920er Jahre zunehmend an Reichs- und Landesregierungen. Gegen Ende der Republik wurde sie unter ihrem Vorsitzenden Hugenberg zunehmend radikaler, republikfeindlicher und antisemitischer und kooperiert mit der NSDAP, deren Machtübernahme sie unterstützte. Im Mai 1933 nannte sie sich in Deutschnationale Front um, ehe sie sich im Juni desselben Jahres auf Druck der NSDAP auflöste.


Plakat der DNVP, 1920-1922, MARCHIVUM.

In Mannheim konnte die Partei, die Monarchisten und preußische Großgrundbesitzer in sich vereinte, nie so recht Fuß fassen. 1919 erlangte die DNVP in Mannheim knapp 5 % der Stimmen. Bei der Wahl des Reichtags im Juni 1920 konnte sie etwas zulegen und verbuchte über 8 % für sich. Doch dann verlor sie zunehmend ihre Wähler*innen. Nach 1920 kam sie nur noch einmal über 5 %, ansonsten musste sie sich mit rund 2-3 % der Mannheimer Stimmen begnügen.

Vertreten wurde die DNVP in Mannheim von durchaus angesehenen Personen der Stadtgesellschaft. So bzw. Stadtbaudirektor Richard Perrey, der 1926 in den Stadtrat gewählt wurde, oder Landgerichtspräsident Dr. Alfred Hanemann, der im badischen Landtag und später im Reichstag saß.

Der Antisemitismus wurde von der DNVP offen zur Schau getragen. So hieß es zum Beispiel auf einem Mannheimer Wahlplakat des Jahres 1921: „Wir wenden uns gegen die Vorherrschaft der Juden auf fast allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens. Denn wir wollen nur von Männern deutscher Volksart geführt werden, von Männern mit deutschem Denken und deutschem Fühlen / Wir verlangen die unbedingte Fernhaltung der Ostjuden!“.


Plakat der DNVP, um 1924, MARCHIVUM.

Dass die DNVP nicht die einzige Partei war, die sich den Antisemitismus auf ihre Fahnen geschrieben hatte, sollte sich bald zeigen. Bereits am 4. Februar 1921 wurde in Mannheim eine lokale Ortsgruppe der NSDAP gegründet – eine der ersten überhaupt. Im Sommer 1921 zählte sie bereits 180 Mitglieder. Die NSDAP war radikal nationalistisch, völkisch, rassistisch, antisemitisch und lehnte die parlamentarische Demokratie ab. 1922 wurde sie in einigen deutschen Ländern verboten, nach dem gescheiterten Hitler-Putsch ein Jahr später auch reichsweit. Erst nach ihrer Wiederzulassung erlangte die kleine Führerpartei, die nun auf pseudo-legalem Weg an die Macht zu kommen versuchte, verstärkt reichsweite Bedeutung.


Plakat der NSDAP, 1928, MARCHIVUM.

Bereits 1925 wurde die Mannheimer NSDAP-Ortsgruppe durch den späteren Gauleiter Robert Wagner wiedergegründet. Zunächst bestand sie aus nur rund 100 Mitgliedern. Öffentliche Veranstaltungen waren geprägt von gewaltsamen Auseinandersetzungen mit linken Gegnern. Trotzdem die Ortsgruppe klein war, gelang es ihr mit Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Hermann Göring prominente Redner nach Mannheim zu locken. Und sie versuchte u.a. durch die flächendeckende Verteilung von Flugblättern weite Teile der Bevölkerung zu erreichen. Seit 1931 hatte sie mit dem Hakenkreuzbanner ein eigenes Presseorgan.

Konnte die NSDAP 1928 noch nicht einmal 2 % der Stimmen auf sich vereinen, brachte ihr das Jahr 1930 bereits 13,5% der Stimmen in Mannheim. Ein beachtlicher Zugewinn, wenn auch im Vergleich zu anderen Orten noch ein relativ schlechtes Ergebnis für die Partei, die immer wieder durch Straßenterror von sich reden machte. Nach der Wahl 1930 gründete das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sogenannte Schutzformationen, um dem braunen Terror auf der Straße begegnen zu können. Die Reichstagswahl 1932 verschärfte die Fronten in Mannheim erneut. Das Jahr war geprägt von Kundgebungen und Aufmärschen sowie Saal- und Straßenschlachten zwischen SA und ihren politischen Gegnern.


Plakat der NSDAP zur Reichstagswahl, 1933, MARCHIVUM.

Die mit der Weltwirtschaftskrise einsetzende demoralisierende Stimmung und zunehmende Radikalisierung stärkten die extremen politischen Kräfte. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 wurde die NSDAP mit 29,3 % der Stimmen stärkste Partei in Mannheim. Aber selbst bei der Reichstagswahl im März 1933 konnte die NSDAP mit 35,5 % der Stimmen noch nicht die Mehrheit der Mannheimer Wähler*innen für sich gewinnen.

Wer einen detaillierteren Blick auf die Weimarer Republik möchte, ist in der Dauerausstellung "Was hat das mit mir zu tun?", die Anfang Dezember eröffnet, genau richtig!