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Antike Statuen aus zweiter Hand: Der kurfürstliche Antikensaal von 1769 und die Mannheimer Zeichnungsakademie

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Blick in den Antikensaal

Kurfürst Karl Theodor, der in der Nachfolge Karl Philipps seit 1742 im Mannheimer Schloss residiert, gefällt sich als aufgeklärter absolutistischer Herrscher und Förderer von Kunst und Wissenschaft. Noch bevor es 1763 zur Gründung der Akademie der Wissenschaften kommt, stellt er im 1760 fertiggestellten Ostflügel des Schlosses unterschiedliche Sammlungen aus und richtet eine beachtliche Bibliothek ein.

Damit will er das Ansehen seiner Residenz mehren. Von seinem besonderen Interesse an klassischer Bildung und an antiker Kunst und Kultur zeugt das Antiquarium, eine Sammlung antiker Kunst, die durch lokale archäologische Funde aus der Kurpfalz erweitert wird.

Den Grundstock der Mannheimer Sammlungen bildet das Erbe Johann Wilhelms, der von 1690–1716 die Kurpfalz von Düsseldorf aus regiert. Zusammen mit seiner Gattin Anna Maria Luisa di Medici gehört er zu den großen Kunstmäzenen seiner Zeit. Bereits dessen Bruder Karl Philipp lässt aus Anlass seines Einzugs ins Mannheimer Schloss 1731 Kunstgegenstände von Düsseldorf nach Mannheim transferieren. Darunter befindet sich neben kleinformatigen Antiken vor allem eine große Anzahl von Abformungen antiker Marmorstatuten aus Rom.

Abgüsse antiker Statuen sind bereits im 17. Jahrhundert an den hochrangigen europäischen Höfen in Mode und stehen meist in Zusammenhang mit der Gründung von Kunstakademien. Zum Standartinventar der Akademien zählen Skulpturen, die schon im frühen 17. oder sogar im 16. Jahrhundert in Rom bekannt waren.

So lässt Papst Julius II. die Statue des Apollon von Belvedere 1509 im Vatikan aufstellen. Bereits 1506 wird der ebendort aufgestellte Laokoon auf dem Esquilin in Rom gefunden. Schließlich spielt der Torso von Belvedere bereits für die Künstler der Renaissance eine entscheidende Rolle. Er befindet sich nachweislich bereits im 15. Jahrhundert in Rom. Diese Originale sind im gleichnamigen Statuenhof des Vatikans aufgestellt und gelten als Vorbild für Schönheit und leidenschaftliche Bewegung. Das Spiel ihrer Muskeln sowie deren Ausdruck von Emotionen dienen den Künstlern zum Studium der Anatomie wie der Darstellung von seelischen Stimmungen.

So wundert es nicht, dass sich in der Düsseldorfer Sammlung Abformungen dieser Meisterwerke befinden. Johann Wilhelm bemüht sich seit 1707 über seinen Gesandten in Rom, Conte Anton Maria Fede, um die Erlaubnis zur Abformung "der schönsten und berühmtesten antiken Statuen […] aber in der Größe der Originale". Dazu werden die in Rom genommenen Formen vor Ort, oftmals aber auch erst in Düsseldorf, mit Gips oder Stuckmarmor ausgegossen. Johann Wilhelm gelingt es, auf diesem Weg etwa 100 Skulpturen nach Düsseldorf zu holen.

Doch erst durch das Engagement Karl Theodors in Mannheim erlangt diese Abguss-Sammlung eine große überregionale Aufmerksamkeit. In Zusammenhang mit der Wiederbelebung des Akademiegedankens bildet sie die Grundlage einer Lehrsammlung in der neu geschaffenen Zeichnungsakademie.

Bereits 1752 holt Karl Theodor den in Paris und Rom ausgebildeten Peter Anton von Verschaffelt als Hofbildhauer nach Mannheim. Dieser sollte ihm auch durch seine Romkontakte nützlich sein. Verschaffelt richtet zunächst eine private Bildhauerakademie ein und nutzt die Gipse zum Zeichenstudium für seine Schüler. In dieser Zeit ordnet Karl Theodor die endgültige Überführung des Antikenbestandes aus Düsseldorf an und lässt nach Entwürfen seines Hofbaumeisters Francesco Rabaliatti 1756 das Gebäude der Zeichnungsakademie im heutigen Quadrat F 6, 1 errichten.

Selbstbildnis des kurpfälzischen Hofbildhauers Peter Anton von Verschaffelt (1710-1793). Marmorbüste, um 1780, Historisches Museum der Pfalz Speyer

Die neue Akademie wird 1758 eröffnet. Die beiden doppelgeschossigen Zeichensäle werden bereits mit Abgüssen bestückt, doch war es den Schülern erlaubt, sich zusätzlich an Statuen im Schloss zu üben. Für diese an den Hof gebundene Ausbildungsstätte wird schließlich 1761 der Formator für Gipse, Karl Zeller angestellt und mit Abformungen begonnen.

Diese werden zum Teil aus den alten Formen aus Rom angefertigt und sind für befreundete Höfe oder die eigenen Schlösser wie z.B. Schwetzingen vorgesehen. Sind die Düsseldorfer Abgüsse mehrheitlich aus Stuckmarmor, so nutzt man in Mannheim zunehmend Gips und gibt den Statuen einen gelblichen Ölanstrich, so dass sie den antiken Marmorskulpturen ähneln. Der sich entwickelnde klassizistische Geschmack bevorzugt dagegen zunehmend die weiße Oberfläche der Gipse und begünstigt so die Beliebtheit der Abguss-Sammlungen. Die Abgüsse wiederum dienen zeitgenössischen Marmorskulpturen als Vorbild.

In einem Reskript von 1767 ordnet Karl Theodor schließlich die ordnungsgemäße Aufstellung der Abgüsse an. Ein neuer 12 x 15 Meter messender und 9 Meter hoher "Antikensaal" für mehr als 40 Abgüsse wird an das bestehende Akademiegebäude angebaut.

1769 eröffnet die "Kurfürstliche Zeichnungsakademie". Hier studieren die Künstler durch Abzeichnen der Statuen die menschlichen Körper, hier finden die Betrachter die Erhabenheit und Größe, die sie in der Antike suchen. Das Aktzeichnen nach lebenden Modellen verliert in dieser Zeit generell an Bedeutung. Der Antikensaal wird Anziehungspunkt für adelige und bürgerliche Besucher auf ihrer Grand Tour. Die berühmtesten unter ihnen sind Goethe, Schiller sowie Johann Gottfried Herder und Wilhelm von Humboldt.

Das ehemalige Gebäude der Zeichnungsakademie in F 6, 1

Nach dem Wegzug Karl Theodors 1778 und endgültig nach dem Tod Verschaffelts 1793 verwahrlost die Zeichnungsakademie, die stets auf die Unterstützung durch den Hof angewiesen blieb. Am Ende werden die Abgüsse 1805/06 nach München gebracht.

 

"Der Polizei - ein Ehrenmal!" Hans Rodens Publikationen stilisieren die Polizei der Weimarer Republik zum Vorkämpfer des Nationalsozialismus

In Mannheim ist Hans Roden bekannt durch seine Presseagentur. Rodenpress zeichnete sich durch eindrucksvolle Aufnahmen der Lebens- und Arbeitswelt in der bundesdeutschen Nachkriegszeit aus. Wer sich jedoch mit der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus beschäftigt, wird eine andere Seite von Hans Rodens Biographie entdecken: Als Inhaber eines Polizeibild-Archivs und Autor mehrerer Publikationen über die Polizei betrieb er die Geschichtsschreibung und ideologische Ausrichtung der Institution im nationalsozialistischen Sinne. Auch darauf verweist die Ausstellung "Alltagwelten einer Industriestadt."

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