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Die Biographie von Hans Roden

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Hans Roden in seiner Leseecke, vor 1945

Zu Beginn des Ausstellungsprojekts über Maria und Hans Roden war über die Lebensläufe des Fotografenpaars recht wenig bekannt. Bei den Vorarbeiten zeichneten sich jedoch zwei spannende, im Fall von Hans allerdings auch nicht unproblematische Biografien ab.

Hans Roden wurde am 14. April 1904 als Hans Rosenbaum in der Posener Kleinstadt Krotoschin als Sohn eines Leutnants geboren. Ab 1910 war die Familie in Berlin ansässig, später in Frankfurt an der Oder, wo Roden die Schule mit der Primareife abschloss und schließlich eine Kaufmannslehre begann.

Friedrich und Margarethe Rosenbaum mit ihren Kindern Wilhelm, Hans und Roselotte, ca. 1914

Zur Fotografie gelangte er schrittweise: Nach verschiedenen Anstellungen in den 1920er Jahren war er ab 1934 bei den Junkers-Werken in Dessau zunächst noch im kaufmännischen Bereich tätig, entwickelte sich aber allmählich zum Fachmann für Text- und Bildwerbung. 1937 wechselte er zur IG Farben nach Bitterfeld, wo er eine Werbeabteilung für Leichtmetallprodukte aufbaute. Ab 1939 war er schließlich im BASF-Stammwerk Ludwigshafen tätig und verlegte seinen Wohnsitz nach Neuostheim. Im Kriegsjahr 1943 wurde er nach Berlin abgeordnet, 1944 sodann als Bildberichter für das Deutsche Rote Kreuz eingezogen. Anfang 1946 nach Mannheim zurückgekehrt, baute er sich eine Existenz als freier Journalist auf und betrieb bis zu seinem Tod 1977 Text- und Bildberichterstattung für eine große Zahl an Zeitungen und Zeitschriften, vom Mannheimer Morgen über die Neue Revue bis hin zur Micky Maus.

In den Jahren der Weimarer Republik kam Roden, vermutlich über seinen Vater, in Kontakt zu rechtsextremen Kreisen um ehemalige Freikorpskämpfer. 1923 engagierte er sich selbst bei einem paramilitärischen Verband, der "Schwarzen Reichswehr". Diese unternahm in jenem Jahr von der Festungsstadt Küstrin aus einen Putschversuch gegen die Reichsregierung, bei dem es auch zu Gefechten mit Reichswehrtruppen kam.  Darüber hinaus fiel der Verband insbesondere durch Anschläge gegen ehemalige Mitglieder auf. Roden, der keine militärische Ausbildung genossen hatte, zählte vermutlich eher zum äußeren Kreis der Organisation. Verbindungen hatte Roden auch zur Schutzpolizei, für die er ein Bildarchiv aufbaute. Politisch blieb Roden bis zur "Machtergreifung" der Nationalsozialisten fortan unauffällig, ab 1934 trat er jedoch als Publizist mehrerer Propagandabücher in Erscheinung.

Im Kern behandelten diese Veröffentlichungen die Auseinandersetzungen zwischen Freikorps, Reichswehr sowie Polizei und kommunistischen Gruppierungen. Sie bedienten dabei insbesondere den antikommunistischen Aspekt der NS-Propaganda, waren aber stets auch von republikfeindlichen und antisemitischen Tönen geprägt. Im Oktober 1936 schließlich wurde die Namensänderung von Rosenbaum zu Roden gestattet – seine Bücher waren bereits unter diesem Pseudonym erschienen. Ob dahinter opportunistische Überlegungen standen oder ein gesteigertes Maß an Antisemitismus, kann nicht mehr beantwortet werden.

Hans Roden in seiner Leseecke, vor 1945

Nach Kriegsende musste Roden sich vor der Mannheimer Spruchkammer verantworten, wurde aber seiner einschlägigen Bücher zum Trotz als unbelastet eingestuft. Inwiefern er sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzte ist unklar, allerdings schien er nach dem Untergang des NS-Regimes auf Sinnsuche. 1949 begeisterte er sich für die demokratisch-pazifistisch geprägte Weltbürgerbewegung des US-Amerikaners Garry Davis, der Anhängern seiner Bewegung Reisepässe ausstellte und versuchte, diese als offizielle Dokumente durch Staaten anerkennen zu lassen.

In den 1960er Jahren veröffentlichte Roden populärwissenschaftliche Bücher, meist zu historischen Themen. Sein erfolgreichstes Werk "Schatzsucher" befasste sich mit Berichten über verschollene Reichtümer und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Größerer Beliebtheit erfreute sich auch das reich bebilderte "Deutschland steckt voller Merkwürdigkeiten", das kuriose Orte in der ganzen Bundesrepublik zusammentrug.

Hans Roden verstarb am 15. April 1977.

 

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