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Ein Hauch von Hollywood an Rhein und Neckar: der Spielfilmschauplatz Mannheim

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Dreharbeiten "Warum sind sie gegen uns", 1958

Uwe Ochsenknecht und seine Kollegin Dagmar Cassens standen in der Keplerstraße für das Fernsehspiel "Notwehr" vor der Kamera. Und die hohen Innenräume des Mannheimer Polizeipräsidiums boten die geeignete Kulisse für eine Szene in Volker Schlöndorffs und Peter Fleischmanns Film "Der Frevel". Kurzum: Mannheim war und ist bis heute ein beliebter Drehort für Filmschaffende aus ganz Deutschland.

Ihre ersten Statistenrollen übernahm die Quadratestadt bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Hollywood entdeckte die Orte der amerikanischen Besatzungszone, filmte zwischen den Ruinen an Rhein und Neckar.

1949 bat Regisseur Howard Hawks für die Verkleidungsgroteske "Ich war eine männliche Kriegsbraut" seine beiden Hauptdarsteller Cary Grant und Ann Sheridan nicht nur in Heidelberg, sondern auch in Mannheim vor die Kamera. Ein Jahr später setzte Hollywoodregisseur Anatole Litvak die Quadratestadt für sein Kriegsdrama "Entscheidung vor Morgengrauen" ins Bild. Der mit zahlreichen deutschen Schauspielern wie etwa Oskar Werner, Hildegard Knef, O. E. Hasse oder dem jungen Klaus Kinski besetzte Film handelt von deutschen Kriegsgefangenen, die im Jahr 1944 Spionage für die Amerikaner betreiben.

Endgültig zum Star des Geschehens stieg die Quadratestadt im Spielfilm "Wer fuhr den grauen Ford?" (1950) auf. Der Mannheimer Postraub des Jahres 1949 hatte deutschlandweit für Furore gesorgt.

"Wer fuhr den grauen Ford?", Filmaufnahmen mit dem Original-Postauto, 1949

Regisseur Otto Wernicke ließ die Story um die Autospringerbande an den Originalschauplätzen drehen und übernahm selbst die Rolle des ermittelnden Kommissars; neben ihm spielten u.a. Ursula Herking und Wolfgang Neuss. Das Drehbuch zum Film hatte Kurt Joachim Fischer, einer der Hauptinitiatoren der Mannheimer Kultur- und Dokumentarfilmwoche, verfasst.

In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre präsentierte sich Mannheim nicht nur in den beiden eindrucksvollen Dokumentarfilmen Eberhard Fingados und Curt Oertels zum Stadtjubiläum 1957. Auch Bernhard Wicki, der in seinem Regiedebüt "Warum sind sie gegen uns?" (1958) die Jugendprobleme der Zeit thematisierte, siedelte die Handlung in dieser großstädtischen Industrielandschaft zwischen Stahlgerüsten, Kohlenhalden, Öltanks und Eisenschienen an. Vom Münchener Institut für Film und Bild in Auftrag gegeben, richtete sich dieser Diskussionsfilm an Lehrer, Eltern und die Jugend.

Dreharbeiten zu "Warum sind sie gegen uns?", Regisseur Bernhard Wicki (links), 1958

Mannheims Industrieflair und die ethnische Vielfalt seiner Bewohner ziehen bis in unsere Tage Filmemacher unterschiedlichster Couleur an. Für den in Georgien geborenen Regisseur Dito Tsintsadze waren Neckarstadt, Jungbusch und Friesenheimer Insel die verlorenen Heimstätten für seine "Lost Killers" (1999/2000), einer von der nationalen Filmkritik sehr skeptisch aufgenommenen skurrilen Tragikkomödie.

Der türkische Regisseur Yilmaz Arslan ließ seinen umstrittenen Streifen "Brudermord" (2004/05) über das Leben von Türken und Kurden ebenfalls in Mannheim spielen. Eine deutsch-türkische Liebesgeschichte zwischen Paula, einer Reinemachfrau im Collini-Center, und dem Wachmann Mustafa setzten Stefan Hillebrand und Oliver Paulus in ihrem Spielfilm "Wenn der Richtige kommt" (2003) in Szene. Und Jungregisseurin Katinka Feistl schwärmte über die Quadratestadt: "Den Kameraschwenk von der Kirche auf die Moschee hätten wir in keiner anderen Stadt machen können." Ihr Filmdebüt "Bin ich sexy?" (2003/04) feierte 2005 im Mannheimer Atlantis-Kino Premiere.

Parallel zu den Spielfilmregisseuren schauten auch die Dokumentarfilmer immer wieder auf Mannheim. Stadtbild und Geschichte, bekannte Persönlichkeiten oder die örtliche Kunst- und Musikszene standen im Blickpunkt. Rudij Bergmann, Christina Brecht-Benze, Mario Di Carlo, Ulrich und Klaus von Dobschütz, Eberhard Fingado, Stefan Hillebrand, Ulla und Winfried Lachauer, Eberhard Reuß, Sepp Starck, Harold Woetzel und viele andere drehten in eigener Regie oder für diverse Fernsehanstalten in der Quadratestadt.

Und auf einen "berühmten Sohn" in der nationalen Filmszene kann die Stadt mit besonderem Stolz blicken: auf den 1959 in Heidelberg geborenen und in Mannheim aufgewachsenen Regisseur und Produzenten Nico Hofmann. Nach erfolgreicher Regiearbeit etwa in den Thrillern "Der Sandmann" oder "Solo für Klarinette" (mit Götz George und Corinna Harfouch) avancierte er zu einem der wichtigsten deutschen TV-Produzenten unserer Zeit. Das Fernsehspiel "Schleudertrauma" (2001/02) ließ ihn noch einmal in seine Heimatstadt zurückkehren: Wasserturmanlage und Café Floh, Schloss, Fußgängerzone und Hafen traten vor die später preisgekrönte Kamera und via Bildschirm in die Wohnzimmer der Nation.