Breadcrumb-Navigation

Gedruckt zu Mannheim - Schriften zur Revolution

Kategorien
Kupferstich "Tempel der Musen und Grazien" von Abraham Küffner, 1796

Mannheim war in den 1790er Jahren ein wichtiger Verlagsort für Buchveröffentlichungen, in denen sich deutsche Autoren mit den Ereignissen der Französischen Revolution auseinandersetzten. Während in Mainz nur in den Jahren 1792/93 – also zur Zeit der Mainzer Republik – jakobinische Literatur erschien, verhinderte in Mannheim selbst die Anwesenheit österreichischer Truppen die Veröffentlichung mehr oder weniger offen prorevolutionärer Publikationen nicht.

Das zwölfbändige "Patriotische Archiv für Deutschland", das zunächst in Frankfurt und Leipzig verlegt wurde, erschien von 1787 bis 1790 bei Schwan und Götz in Mannheim und Leipzig. Der Autor, Friedrich Karl von Moser, sprach sich darin zwar gegen jegliche feudalistische Willkür aus, warnte aber dennoch vor einer möglichen Revolution nach französischem Vorbild, da er eine Reform der deutschen Landesverfassungen für Erfolg versprechender hielt.

Sehr aktuell und revolutionsfreundlich war die 1789 bei Tobias Löffler in Mannheim herausgegebene "Kurzgefaßte Geschichte der Bastille". Darin würdigte der anonym gebliebene Autor nur wenige Monate nach dem Ereignis den Bastillensturm als revolutionäre Großtat.

Dass die Revolutionsbegeisterung in Deutschland ab 1793 – also mit dem Beginn des Terreur – etwas nachließ, zeigt die 1794 ebenfalls bei Tobias Löffler in Mannheim veröffentlichte Schrift von Eugen Karl Ludwig von Scheler über "Leben und Tod Joh. Paul Marats". Darin wird Marat streng verurteilt und seiner Mörderin Charlotte Corday ein huldigendes Denkmal gesetzt.

Die Herausgabe des im Herbst 1795 erschienenen "Almanach françois pour l’année 1796" entsprang sicher wirtschaftlichen Überlegungen, richtete er sich doch vorrangig an eine französische Kundschaft, auf die der Verleger nach der Übergabe Mannheims an französische Truppen im Oktober 1795 spekulierte. Allerdings machte dem die schnelle Rückeroberung der Stadt durch die Österreicher einen Strich durch die Rechnung. Das Besondere an diesem Almanach ist, dass er – neben französischen patriotischen Gesängen – fünf Kupferstiche von Abraham Küffner zur Geschichte der Mainzer Republik enthält, deren Scheitern 1795 ja bereits zwei Jahre zurücklag.

"Im Mainzer Kabionerklub", Kupferstich in: "Tempel der Musen und Grazien", 1796, © REM

Diese Kupferstiche, die 1796 nochmals in dem ebenfalls in Mannheim herausgegebenen "Tempel der Musen und Grazien" abgedruckt wurden, gehören zu den wenigen bildlichen Darstellungen der Mainzer Ereignisse und sind besonders wertvoll, weil sie sich alle auf historisch gesicherte Vorgänge beziehen und diese auch relativ realistisch – also weder verherrlichend, noch völlig verteufelnd – wiedergeben.

Herausgeber des "Tempels der Musen und Grazien" und wahrscheinlich auch des "Almanach françois pour l’année 1796" war der Neue Kunstverlag unter der Leitung von Ferdinand Kaufmann. Dort wurde 1797 auch die erstaunlichste und provokanteste Mannheimer Veröffentlichung dieser Jahre publiziert, bedenkt man, dass damals gerade die Österreicher in der Stadt das Sagen hatten: "Freiheits-Gedichte" in zwei Bänden, herausgegeben von Johann Philipp Le Pique. Als Verlagsort wurde aus Tarnungsgründen "Paris – auf Kosten der Republik 5" angegeben, wobei die 5 das Erscheinungsjahr nach dem 1792 eingeführten Revolutionskalender benennt.

Titelseite der "Freiheits-Gedichte", gedruckt in Mannheim, 1797, © REM

Inhaltlich sind in den beiden Bänden aufklärerische und jakobinische Gedichte, Hymnen, Lieder und Fabeln versammelt, zum Teil von deutschen Autoren wie Christian Friedrich Daniel Schubart, Gottlieb Konrad Pfeffel, Johann Heinrich Voß und Gottfried August Bürger, zum Teil Übersetzungen französischer Texte, wie z.B. eine deutsche Fassung Marseillaise. Ihre erste Strophe lautet dort folgendermaßen:

Der Marseiller Hochgesang

Auf, für das Vaterland zu sterben,
Auf, wer den Schwur der Freiheit schwor!
Die Herrschsucht hebt, uns zu verderben,
Ihr blutiges Panier empor.
Hört ihr im Thal die fremden Horden?
Blutdürstend naht der wilde Schwarm,
Er naht, um selbst in Eurem Arm
Den Sohn, die Gattin euch zu morden.
Brecht, Bürger, auf, stellt euch in Glied und Reih’
Zum Kampf und kämpft! Das Land der Freiheit dünge
Das Blut der Tyrannei.

 

 

alles zum Thema: Revolution, Stadtgeschichte

FAMI! ... Wie bitte?

FAMI - schon wieder eine Abkürzung, die sich nicht von allein erklärt … Hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich allerdings ein interessanter Beruf, den ich als Auszubildende derzeit im MARCHIVUM erlerne. FAMI steht für "Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste". Wenn diese Aufschlüsselung Ihnen nicht viel sagt, ist das kein Problem; schließlich ist dieser Beitrag dazu da, den Beruf zu erklären.

Ganzer Beitrag