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Das Luftschiff von Karl Lanz und Johann Schütte

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Rheinauer Luftschiffhalle

Der Deutsche Luftflotten-Verein wurde 1908 gegründet und verlegte erst 1914 seinen Sitz von Mannheim in die Reichshauptstadt. Oberstes Vereinsziel war die "Schaffung einer starken deutschen Luftflotte"; 1909 entstand auf Initiative des Vereins die erste Luftschifferschule in Friedrichshafen.

Vorsitzender und treibende Kraft des Luftflotten-Vereins war der Mannheimer Industrielle Dr. Karl Lanz (1873-1921), der überdies einen Preis in Höhe von 40.000 Reichsmark für technische Fortschritte auf dem Gebiet des Flugwesens ausgesetzt hatte. Unter den weiteren Vorstandsmitgliedern finden sich der nationalliberale Politiker Ernst Bassermann, der Bankier Dr. Richard Brosien (Rheinische Kreditbank), aber auch der Opernsänger Wilhelm Fenten.

Karl Lanz trat nicht nur als ideeller Förderer der Luftfahrt hervor. 1909 machte er sich zusammen mit Johann Schütte (1873-1940), der in Danzig eine Professur für Theorie des Schiffbaus innehatte, an die Entwicklung eines neuartigen Luftschiffs mit stromlinienförmigem Körper, einem tragenden Gerippe aus Holz, einer unstarren Aufhängung der Gondeln und einem veränderten Lenkapparat. Auch die Anordnung der Propeller war anders als bei den Konstruktionen des Luftschiff-Pioniers Graf Zeppelin, der Schüttes Ideen – im Gegensatz zur Reichsregierung – keine Beachtung schenkte.

Beim Bau des Prototyps in der Rheinauer Luftschiffhalle ergaben sich unerwartete technische Schwierigkeiten. Obwohl mit Julia Lanz und August Röchling zusätzliche finanzkräftige Investoren gewonnen wurden, stießen die Entwicklungskosten an die Grenzen der Risikobereitschaft der Geldgeber: Bis Dezember 1911 waren 1,7 Millionen Mark in den Bau des Luftschiffs "SL I" geflossen.

Luftschiff von Schütte-Lanz, um 1913

Nach einem Fernflug des Schütte-Lanz-Luftschiffs nach Berlin im Juli 1912 zeigte endlich auch das Militär Interesse, kaufte SL I und stellte weitere Bestellungen in Aussicht. Tatsächlich brachte der Erste Weltkrieg einen Boom, an dem das Mannheimer Unternehmen mit insgesamt 22 Luftschiffen für Heer und Marine beteiligt war. Trotz technischer Verbesserungen erfüllten sich die Erwartungen an die Kriegstauglichkeit der Luftschiffe allerdings nur bedingt. Aber bei der betroffenen Bevölkerung verbreitete die Bombardierung von Städten hinter der Front Angst und Schrecken.

Während Bombenabwürfe von Schütte-Lanz-Luftschiffen auf Paris und London belegt sind, konnte der Angriff auf Warschau bislang nicht sicher datiert werden. Da die polnische Hauptstadt bereits Anfang August 1915 von den Deutschen besetzt wurde, müsste das Ereignis im ersten Kriegsjahr stattgefunden haben.

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags kam der Luftschiffbau bei Schütte-Lanz nach Kriegsende zum Erliegen. Die Erfahrungen mit dem Werkstoff Holz ermöglichten der Firma jedoch die Umstellung auf die Herstellung von Sperrholz und Holzkonstruktionen.