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Mannheimer Stadtoberhaupt von 1870-1891: Eduard Moll

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Schwarz-weiß Portrait von Eduard Moll

Als Eduard Moll aus seiner westfälischen Heimat in den Mannheimer Raum kam, war noch nicht abzusehen, dass er 21 Jahre lang das Stadtoberhaupt Mannheims sein würde. Am 9. März 1814 in Osnabrück geboren, war er 1840 Mitbegründer der Firma "Helmreich, Moll & Comp.", die in Wieblingen Drahtstifte und Springfedern herstellte.

Seinen Lebensmittelpunkt fand er schnell in Mannheim, wo er am 16. Juli 1844 eine Wohnung bezog. Schon bald beteiligte Moll sich intensiv am öffentlichen Leben. Bereits im sogenannten Not- und Teuerungsjahr 1846/47 zeigte sich sein Anliegen, für das er sich als Politiker später immer wieder einsetzen sollte: nämlich die Lebensumstände der unteren Bevölkerungsschichten zu verbessern. Damals stand sein Name erstmals in der Mitgliederliste eines Wohltätigkeitskomitees.

Ab 1848 beteiligte sich Moll an der Gründung zweier vaterländischer Vereine, die den Fortschritt, die deutsche Einheit und die gesetzliche Freiheit zu ihren Zielen erkoren. Als die Handelsinnung, deren Mitglied er seit 1844 war, aufgrund des Gewerbegesetzes aufgelöst wurde, wirkte Moll am Entwurf neuer Statuten einer Handelsgenossenschaft mit, deren Vorstand die Handelskammer bildete. Ab 1860 gehörte er der Mannheimer Handelskammer an, war 1864 bis 1866 deren Vizepräsident, danach bis 1870 ihr Präsident. Mit Weitblick engagierte Moll sich für die Weiterentwicklung des Schulwesens. Die Eröffnung der ersten Höheren Töchterschule am 18. Mai 1863 in Räumen des westlichen Schlossflügels war ebenso wie die Gründung einer konfessionell gemischten Volksschule im Jahr 1870 nicht zuletzt sein Verdienst.

Eduard Moll, 1870

Zu dieser Zeit begann auch seine politische Laufbahn: Im Jahr 1861 in den großen Bürgerausschuss gewählt, wurde Moll drei Jahre später Mitglied des Gemeinderats. Bei der Wahl des Ersten Bürgermeisters, die auf der Grundlage des neuen Gemeindegesetzes durch die Gemeindebürger erfolgte, kandidierte er am 23. Oktober 1870 gegen den bisherigen Amtsinhaber Ludwig Achenbach. Vor allem der Handwerkerstand war seiner Kandidatur gegenüber skeptisch, befürchtete man doch bei einem Wahlsieg des gelernten Kaufmanns eine Bevorzugung der Kaufmanns- und Handelsinteressen – ein Verdacht, der sich während seiner Amtszeit nicht bestätigen sollte. Moll gewann mit 1.025 gegen 505 Stimmen.

Auch die nächste Wahl, bei der die Mitglieder des Bürgerausschusses wahlberechtigt waren, konnte er am 24. Juni 1875 mit 73 von 99 Stimmen für sich entscheiden. Zugleich wurde mit dieser Städteordnung der Begriff des "Ersten Bürgermeisters" durch die Benennung "Oberbürgermeister" ersetzt.

Der 7. Januar 1885 bescherte Moll eine dritte Amtsperiode als Stadtoberhaupt. Da er zu diesem Zeitpunkt das 70. Lebensjahr bereits vollendet hatte, behielt er sich jedoch das Recht vor, jederzeit aus seinem Amt auszuscheiden. Es war der 10. August 1891, als er diesen Entschluss in die Tat umsetzte und seinen Rücktritt erklärte. Am 23. Oktober des Jahres verlieh ihm der Bürgerausschuss mit einstimmigem Beschluss die Ehrenbürgerwürde der Stadt Mannheim. Wenige Tage später übergab Moll die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Otto Beck.

Ehrenbürgerurkunde

Es ist sein großes Verdienst, den Aufschwung Mannheims zur bedeutendsten Wirtschaftsmetropole Südwestdeutschlands eingeleitet zu haben, nicht zuletzt durch die Schaffung der notwendigen Infrastruktur: So fand 1875 die Einweihung des Mühlauhafens statt, und ein Jahr später wurde der Hauptbahnhof fertiggestellt. Zudem war er ein eifriger Verfechter der Rheintalbahn. Ebenfalls in seine Amtszeit fielen die Inbetriebnahme der ersten städtischen Wasserversorgung und die Einweihung des Wasserturms am 12. August 1889.

Eduard Moll, 1891

Eduard Moll starb am 18. Oktober 1896. Seine Beisetzung in einem Ehrengrab war die größte, die Mannheim bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte. Die überwältigende Anteilnahme der Bevölkerung war Zeichen seiner Beliebtheit quer durch alle sozialen Schichten.