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Im Schaufenster der Welt: Mannheim auf der Pariser Weltausstellung von 1900

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schwarz-weiß Aufnahme aus der Luft über die Zellstofffabrik Waldhof

Mit über 50 Millionen Besuchern brach die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 alle vorherigen Rekorde. Auf 120 ha Fläche präsentierten sich rund 80.000 Aussteller aus mehr als 40 Staaten mit ihren Produkten sowie Neuheiten und bescherten den Besuchern eine alle Sinne überwältigende Landschaft voller Technik, Architektur, Kultur, aber auch Vergnügen.

Erstmals seit über 20 Jahren nahm das Deutsche Reich wieder an einer Weltausstellung in Paris teil, nachdem 1878 und 1889 eine Teilnahme boykottiert worden war. Nun galt es, sich zwar im friedlichen Wettstreit der Nationen darzustellen, dabei aber durchaus im Kampf um die Suprematie auf dem Weltmarkte vorwärts zu kommen. Über 5.400 Aussteller aus dem Reich nahmen an diesem "Ringen" teil, darunter mit etwas mehr als einem Dutzend vergleichsweise wenige aus Mannheim.

Die Stadtväter waren sich dennoch der Bedeutung der Ausstellung bewusst und nahmen finanzielle Anstrengungen in Kauf, um Mannheim im besten Licht darzustellen. Mit den Direktionen der badischen sowie der pfälzischen Staatseisenbahnen teilten sie sich einen Stand. Dort konnten sich die Besucher an einem imposanten Planständer mit Ansichten der Stadt und ihres Hafens ein Bild von Mannheim machen und sich gleichzeitig von den Fertigkeiten des lokalen Kunsthandwerks überzeugen.

Der Ständer entstammte nämlich ebenso der Werkstatt des Mannheimer Kunstschmieds Josef Neuser wie jenes schmiedeeiserne, in barocken Formen gehaltene Portal, das für die neue städtische Gewerbeschule in N 6 vorgesehen war. Auch die Mannheimer Unternehmen betonten die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt, wobei das Maschinenbaugewerbe einen Schwerpunkt bildete. Nicht verwundern konnte, dass mit Heinrich Lanz auch das größte Mannheimer Unternehmen vertreten war. Es präsentierte sich erfolgreich mit verschiedenen Dampfdreschmaschinen und Lokomobilen als Marktführer in diesem Sektor.

Heinrich Lanz selbst hatte an den Champs-Elysées ein stattliches Haus gemietet. Er stand in engstem Kontakt mit den Honoratioren der Ausstellung und bewegte sich erfolgreich in der Riege der international erfolgreichen Unternehmer. Gewissermaßen in seinem Windschatten präsentierte sich ein halbes Dutzend weiterer Mannheimer Unternehmen, die ebenfalls mit ihren Produkten von sich reden machten. Hierzu gehörten unter anderem die Mannheimer Eisengießerei und Maschinenbau AG mit ihren Zerkleinerungsmaschinen sowie die Schiffs- und Maschinenbau AG mit ihren imposanten Schiffsmaschinen. Nicht zuletzt erregte die Maschinenfabrik Mohr & Federhaff Aufmerksamkeit, deren Kräne, Materialprüfungsmaschinen und Aufzüge ebenfalls Weltgeltung hatten.

Mohr & Federhaff, elektrisch betriebener Portalkran bei der Weltausstellung in Paris

Großes Publikumsinteresse genoss aber vor allem die Rheinische Gasmotorenfabrik, besser bekannt als Benz & Co., mit ihren Automobilen. Denn neben der Elektrizität, deren neuartige Möglichkeiten in einem prachtvoll illuminierten Palast vorgeführt wurden, war das Auto eine der Schlüsselinnovationen der Ausstellung. Die Firma Benz stellte dabei nicht nur das Modell ihres ersten Motorwagens von 1886 aus, sondern mit dem Spider und dem Duc­Tonneau moderne Automobile, die kaum noch an die abgebrochenen Kutschenwagen von früher erinnerten.

Neben dem Maschinenbau zog es unter anderem mit den Firmen Böhringer & Söhne oder der Zellstofffabrik Waldhof auch Großunternehmen der chemischen bzw. Papier erzeugenden Industrie nach Paris. Besonders letztere warb mit ihren erfolgreichen Auftritten bei der Vorgängerausstellung in Chicago 1893. Eher auf den regionalen Markt fokussiert, waren die meisten übrigen Aussteller aus Mannheim, die etwa den Bereichen des Buchdruckergewerbes (Dr. Haas’sche Druckerei), des Weinhandels (F. Hellwig & Co.) sowie vor allem des kunstgewerblichen Handwerks zuzuordnen waren. So zeigten etwa der Hofjuwelier Karl Heisler vergoldete Pokale oder aber der Hofmöbelfabrikant L. J. Peter moderne, dem Jugendstil verpflichtete Kanapees und Stühle, die allerdings als Karlsruher Interieur firmierten.

Seit der ersten Weltausstellung in London 1851 war es üblich, herausragende Produkte auszuzeichnen. Eine Jury entschied über die Vergabe der Preise, welche die Aussteller ihrerseits für Marketingzwecke zu nutzen hofften. Von den über 750 an deutsche Unternehmen vergebenen Großen Preisen und Goldmedaillen gingen einige nach Mannheim, so an die Benz & Co., die Mannheimer Eisengießerei und Maschinenbau AG sowie an die Kunsthandwerker Neuser und Peter. Auch die Chronik der Firma Mohr & Federhaff berichtet über die Verleihung einer Goldmedaille. Mit der Vergabe eines Preises an Neuser wurde letztlich auch die Stadt Mannheim als dessen Auftraggeberin ausgezeichnet, was man im Ratsprotokoll des Jahres 1900 stolz festhielt.

Josef Neuser, vermutlich mit seinen beiden Töchtern, ca. 1911

Dabei wurde die Weltausstellung von der Stadtverwaltung nicht nur als Werbeplattform wahrgenommen, sondern auch als Informationsbörse zum eigenen Nutzen. So zog es nicht nur einige Stadthonoratioren nach Paris; vielmehr wurden zahlreiche städtische Beamte und Angestellte dorthin geschickt. Sie kehrten mit zahlreichen Anregungen für den weiteren Ausbau ihrer Stadt zurück, wie im Übrigen auch das preisgekrönte Portal Neusers, das heute den Neckareingang des Klinikums ziert.

Pariser Tor am Klinikum, um 1940

Der Eichmann-Prozess und die Folgen

Am 11. April 1961, vor 60 Jahren, begann in einem umgebauten Theater in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann, ehemals Referatsleiter für "Judenangelegenheiten" im Reichssicherheitshauptamt, Schlüsselfigur bei der Organisation des Holocaust. Der Prozess, von Film und Funk begleitet, löste weltweit, vor allem aber in Deutschland und Israel, ein gewaltiges Echo aus und führte u.a. bei den deutschen Rotarieren zu einer heftigen Kontroverse.

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