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Stadtgeschichte

farbiges Portrait der Großherzogin von Stéphanie de Beauharnais
Der Sohn, die Geliebte, die Adoptivtochter: Napoleons Spuren in Mannheim

Napoleon Bonaparte hat tiefe Spuren in der Geschichte Mannheims hinterlassen. Seine Siege führen zur territorialen Neuordnung Deutschlands, in deren Zug die kurpfälzische Hauptstadt Mannheim zu einer badischen Landstadt degradiert wird. Doch abseits der großen Politik gibt es auch eine Vielzahl an persönlichen Verbindungen des großen Korsen zur Quadratestadt, die er im Übrigen persönlich nie besucht hat.

Hochgeachtet unter den Zeitgenossen und auch heute noch unvergessen ist seine Adoptivtochter Stéphanie de Beauharnais (1789-1860). Sie kommt erstmals 1806 als Ehefrau des badischen Kronprinzen Karl nach Mannheim und nimmt hier im Mannheimer Schloss ihren Wohnsitz. 1811, nach dem Tod von Großherzog Karl Friedrich wird sie selbst Großherzogin an der Seite ihres Mannes und zieht nach Karlsruhe – um schon wenige Jahre später wieder zurückzukommen. Denn Karl stirbt bereits 1818 und Stephanie wird das Mannheimer Schloss als Witwensitz zugesprochen.

Stéphanie de Beauharnais, 1806/07

Fast 40 Jahre bleibt sie der Stadt verbunden und nimmt regen Anteil am gesellschaftlichen Leben. Sie ist bekannt für ihre Liebe zum Theater, aber auch für ihr soziales Engagement. Die Ausgestaltung des Schlossparks nach der Entfestigung der Stadt geht ebenso auf sie zurück wie die Verlegung des großherzoglichen Instituts – der ersten Mädchenschule für höhere Töchter – nach Mannheim oder die Gründung des Luisenheims, einer Einrichtung für Waisenkinder.

In direkter Nähe zum Schloss wohnt seit den 1810er Jahren eine alte Bekannte Stéphanies: Eleonore Denuelle de la Plaigne (1787-1868), nunmehr verheiratete Gräfin von Luxburg. Beide kennen sich aus Paris, wo sie gemeinsam 1804/5 das renommierte Mädchenpension Campan besuchten.

Eleonore Denuelle de la Plaigne, um 1806

Allerdings kommt es bald zu einer großen Entfremdung zwischen den beiden Frauen – und Auslöser ist Napoleon: 1806 nimmt er sich für kurze Zeit Eleonore zur Geliebten, die noch im gleichen Jahr den gemeinsamen Sohn Leon gebärt. Nach der Abdankung Napoleons wird die Affäre öffentlich und bestimmt über Jahre die Gazetten – und Eleonore, die 1814 den Grafen Karl August von Luxburg geheiratet hat und nach Mannheim gezogen war, wird zu einer skandalumwitternden Frau. Es herrscht Eiseskälte zwischen den Jugendfreundinnen, die auch nicht durch ihre gemeinsame Liebe zum Theater beseitigt werden kann.

Noch berüchtigter wird freilich bald Leon (1806-1881), der sich bald Comte Charles de Leon nennt. Er sieht seinem Vater außergewöhnlich ähnlich und versucht hiervon zu profitieren, scheitert dabei allerdings kläglich. Statt der militärisch-politischen Genialität seines Vaters wohnt ihm eine Rastlosigkeit, Unstetigkeit, um nicht zu sagen Unseriösität inne, die ihn in immer absurdere Situationen führt. Als großer Verschwender, Spielsüchtiger, als Duellant, als Kläger gegen seine Mutter, als Verfasser von politischen Pamphleten oder als Vorsitzender einer christlich-kommunistischen Sekte geistert er durch die zeitgenössischen Gazetten. Auch er hat zeitweise eine enge Beziehung zu Mannheim, das er wiederholt besucht und wo er 1823/24 auch wohnt.

Anders als Stéphanie sind Eleonore und Leon heute in Vergessenheit geraten, gleichwohl sind sie personifizierte Spuren Napoleons in Mannheim, wenn auch freilich sehr bunte… Aber genau das macht sie auch interessant.

Anmerkung:
Dieser Beitrag ist die gekürzte Fassung eines Vortrags, der von dem Verfasser im Juli 2021 im MARCHIVUM gehalten wurde. Eine Veröffentlichung zu Stéphanie, Leon, Eleonore – wie auch deren Gatte Karl August von Luxburg – ist in Arbeit.

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