Breadcrumb-Navigation

Die Übergabe Mannheims am 29. März 1945

Kategorien
Zerstörtes Schloss

Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg, in dem über 65 Millionen Menschen in Kampfhandlungen oder als zivile Opfer getötet wurden. In Mannheim endete der Krieg bereits Ende März 1945.

Blick über die Ruinen des Lindenhofs auf die zerstörte Stadt. Aquarell von Hermann Immetsberger, 1945

In der vom Luftkrieg fast völlig zerstörten Stadt stellte die unsichere Lage der letzten Kriegstage eine hohe Belastung für die Bevölkerung dar. Bereits am 17. März 1945 ließ der amerikanische Oberbefehlshaber und spätere Präsident Dwight D. Eisenhower Flugblätter über der Rhein-Neckar-Region abwerfen. Sie warnten vor einem unerbittlichen Bombardement durch die Alliierten. Einen Tag später flohen Tausende aus der Stadt in den vermeintlich sicheren Odenwald.

Mit einer völlig sinnlosen Aktion versuchte die deutsche Wehrmacht noch, den Einmarsch des militärisch weit überlegenen Gegners zu stoppen: Am 20. März wurde die Rheinbrücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen gesprengt, am 25. März dann die Neckarbrücken, womit wichtige Verbindungsachsen zerstört waren. Dennoch stießen amerikanische Truppen über das bereits am 23. März eingenommene Ludwigshafen weiter vor, setzten am 26. März in Nacht mit einem Infanterieregiment über den Rhein.

In der Stadt herrschten inzwischen chaotische Zustände. Gemäß dem Befehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler wurde die Zivilbevölkerung dazu aufgerufen, bis zum letzten zu kämpfen: "Im jetzigen Zeitpunkt des Krieges kommt es einzig und allein auf den sturen und unnachgiebigen Willen zum Durchhalten an."

Zerstörte Rheinbrücke, 1945


Auf der anderen Seite beginnt die Mannheimer Kreisleitung bereits ab dem 20. März mit der systematischen Vernichtung ihrer Unterlagen. Obgleich die Niederlage nur noch eine Frage der Zeit war, wurden noch am 28. März Hermann Adis, Adolf Doland und Erich Paul in den Lauer`schen Gärten erschossen, weil sie auf dem Kaufhaus Vetter in N 7 eine weiße Fahne gehisst hatten. Mit diesem Verbrechen in der Endphase des Krieges korrespondiert auch die Erschießung von vermutlich 18 Fremd- oder Zwangsarbeitern auf dem Güterbahnhof Seckenheim in jenen Tagen. Damals standen an die tausend Güterwaggons auf den Gleisen des Bahnhofs, gefüllt mit Lebensmitteln wie Mehl, Zucker, Grieß, Nudeln und Wein, aber auch mit Brennmaterial wie Briketts und mit Waffen. Plünderungen durch die einheimische Bevölkerung fanden im großen Stil statt, obwohl den Plünderern als "Volksschädlingen" eigentlich die Todesstrafe drohte. Aber die zur Bewachung der Züge abgestellte bewaffnete Einheit selektierte die Plünderer nach ihrer Staatsangehörigkeit und erschoss offenbar alle ausländischen Arbeiter, deren sie habhaft wurden.

Immerhin befolgte die Mannheimer Stadtspitze und Gauleitung nicht mehr vollständig den am 19. März von Hitler erlassenen Nero-Befehl, der neben den Brückensprengungen auch die Zerstörung der gesamten Infrastruktur, insbesondere aller wichtigen Energieversorgungsanlagen, vorsah. Am 28. März um 7.30 Uhr rückten amerikanische Panzer im Käfertaler Wald vor. Nur in Sandhofen und Käfertal waren sie zuvor noch auf nennenswerten Widerstand gestoßen. Im Käfertaler Wasserwerk machte sie der Betriebsleiter Heinrich Friedmann auf die einzige noch intakte Telefonverbindung zur Zentrale der Städtischen Werke in K 5 aufmerksam. Captain Elmar Robinette übertrug nun die Übergabeverhandlungen seinem Deutsch sprechenden Militärarzt Franz Steinitz. In K 5 wiederum versuchte man, fieberhaft jemanden zu finden, der zur Führung der Übergabeverhandlungen ermächtigt war. Als dies zunächst nicht gelang, setzte in der Nacht starkes Artilleriefeuer ein. Menschen, darunter wieder Zwangsarbeiter, kamen dabei durch Granatsplitter ums Leben.

US-Militärarzt Franz S. Steinitz, 1945

Nach dem anhaltenden nächtlichen Bombardement verließen die letzten deutschen Truppenteile Mannheim und setzten sich in den Odenwald ab. Am Morgen machte sich eine Gruppe von Bürgern auf den Weg zum Büro der Stadtwerke in K 5. Dort teilten sie mit, dass die Stadt frei von deutschen Truppen wäre, und baten darum, die Amerikaner zu ersuchen, das Bombardement einzustellen. Die Telefonistin Gretje Ahlrichs leitete die Bitte an die amerikanische Befehlsstelle im Käfertaler Wald weiter und hielt die Telefonverbindung zwischen deutscher und amerikanischer Seite aufrecht. Sie war es auch, die Bauamtmann Peter Nikolaus Quintus ans Telefon holte, der die Stadt den Amerikanern übergab. Nun wurde der Beschuss endgültig eingestellt; die Truppenverbände zogen in die Stadt und ihre Vororte kampflos ein.

Mannheim galt als die erste Stadt, die per Telefon kapituliert hatte und übergeben wurde. Aus Sicht der amerikanischen Militärs war der Einmarsch, wie es in der Truppenzeitung der 44. Division hieß, a smooth two-day operation – auch wenn in jenen Tagen noch Menschen sinnlos starben.

 

Rundgang durch die Mannheimer Stadt(-geschichten): das Schloss

In Zeiten der häuslichen Quarantäne wollen wir Sie auf die interessante und vielfältige Geschichte unserer Stadt aufmerksam machen und Sie zu virtuellen Spaziergängen einladen. Im wöchentlichen Turnus stellen wir Ihnen eine STADTPUNKTE-Tafel vor. Damit wollen wir Sie nicht nur zu einem (künftigen) Spaziergang anregen, sondern auch auf unseren Internetauftritt und die STADTPUNKTE-App aufmerksam machen. Mit dieser können Sie alle Infos zur Geschichte vor Ort auch zuhause abrufen. Der heutige Rundgang führt Sie zum Mannheimer Schloss des 18. Jahrhunderts.

 

Ganzer Beitrag

Elsbeth Janda. Eine Erinnerung an die große Dame der Kurpfalz

Am 27. Dezember 2023 jährt sich der 100. Geburtstag der bekannten Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin und Autorin Elsbeth Janda (1923-2005). An die Grand Dame Palatine erinnern sich noch viele, unvergessen etwa ihre Auftritte im Oststadt-Theater, im Schatzkistl oder auf der Seebühne im Luisenpark. „Sie hatte Herz und Gosch,“ meinte am 19. April 2005 etwa die Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Trauerfeier in der Heiliggeistkirche. Über 600 Personen nahmen damals Abschied von ihrer „Elsbeth“.

Ganzer Beitrag

Am Rande der Stadt - Der Hintere Riedweg

Offiziell wurden sie als „Kleinstwohnungen“, „Notwohnungen“ oder auch „Behelfsbauten“ bezeichnet. Zur Entschärfung der großen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wurden in direkter Nachbarschaft zum Benz-Werk in der 65. Sandgewann 1926 bis 1928 zunächst acht Wohnbaracken vom städtischen Hochbauamt errichtet. Diese Nähe zur Fabrik brachte ihnen schnell den Namen „Benzbaracken“ ein.

Ganzer Beitrag