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Ein immersiver Erlebnisort entsteht. Zum Stand der neuen Stadtgeschichtlichen Ausstellung im MARCHIVUM

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bunte Animation mit Blick in die Stadtgeschichtliche Ausstellung: Mit der Collection Wall auf Entdeckungstour im Mannheim des 19. JahrhundertsMit der Collection Wall auf Entdeckungstour im Mannheim des 19. Jahrhunderts: mit der Collection Wall auf Entdeckungsreise im Mannheim des 19. Jahrhundert

Im Herbst dieses Jahres ist es endlich so weit. Dann eröffnet im Erdgeschoss die neue Stadtgeschichtliche Ausstellung des MARCHIVUM. Im Frühjahr 2022 wird dann das NS-Dokumentationszentrum im 1. Obergeschoss folgen.

Doch zunächst stehen umfangreiche bauliche Umbauarbeiten an, um die rein multimediale Ausstellung zu realisieren. Neben neuer Lüftungstechnik, die hohe Belastungsspitzen und Reinhaltungsvorschriften abdecken muss, sind bauliche Eingriffe im Boden- wie Deckenbereich erforderlich. Vor allem sind umfangreiche Daten- und Lichtleitungen einzubauen. Die baulichen Veränderungen beginnen nun ab dem 11. Januar und sollen Ende Mai abgeschlossen sein. Dann erfolgt der Aufbau der Stadtgeschichtlichen Ausstellung.

Ein Stadtmodell gibt einen Überblick zu Mannheims Geschichte

Die Gestaltung der gesamten Ausstellung übernimmt die Berliner Arbeitsgemeinschaft Tatwerk/finke.media (tatwerk.eu) in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Medienspezialist Stacey Spiegel als Creative Director von PWL (pwlabs.com).  Vielfältig, nicht nur finanziell, unterstützen die beiden Fördervereine, das MAB und der Freundeskreis MARCHIVUM mit ihren Sponsoren, die Konzeption. Zusammen streben sie mit dem MARCHIVUM-Team einen in der deutschen Museumslandschaft einzigartigen, immersiven Lern- und Erlebnisort an.

Aber was heißt das und was erwartet uns konkret? Schauen wir uns dazu das Erdgeschoss mit der Stadtgeschichtlichen Ausstellung einmal näher an. Schon im ersten Raum nimmt uns ein spektakuläres Stadtmodell gefangen. Dreidimensional wirkende Projektionen auf dem Modell und wandelnde Bilderwelten an den Seitenwänden erzählen die Geschichte Mannheims in wenigen Minuten. Die Inszenierung soll einführen und vor allem neugierig machen auf die eigentliche Ausstellung.

Mannheims Anfänge und seine Rolle im 17. Jahrhundert

Die Tour geht weiter zu den Anfängen Mannheims als Dorf an zwei Flüssen, das urkundlich erstmals 766 erwähnt wird. 1606/07 entwickelte sich aus dem Dorf eine frühbarocke Idealstadt, die Privilegien erhielt. Auf witzige Weise begegnet uns hier die wichtigste Quelle des 17. Jahrhunderts: Die Ratsprotokolle nehmen virtuell-lebendig Gestalt an und erzählen von frühen Tageszeitungen, dem Handel mit Zitronen aus Italien und vielen anderen Geschichten aus dem Alltag der Stadt. Neueste Forschungen über das Mannheimer Experiment als Einwandererstadt werden anschaulich präsentiert. Wie viele Häuser um 1660 hatten französische oder niederländische Besitzer? Und wie sah es kurz vor 1689 aus, als die Stadt von den Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. völlig zerstört wurde?

Das pfälzische 18. Jahrhundert repräsentieren die für Mannheim wichtigsten drei Kurfürsten – Johann Wilhelm (1690-1716), Karl Philipp (1716-1742) und Karl Theodor (1742-1799) – in einer digitalen Animation. Sie reden mit- und übereinander und rühmen sich ihrer Taten für Mannheim. Johann Wilhelm verweist darauf, dass er die Stadt nach der Zerstörung ab 1697 wiederaufgebaut habe. Karl Philipp betont, Mannheim 1720 zur blühenden Residenzstadt erhoben zu haben, während sein Nachfolger Karl Theodor den europaweit ausstrahlenden Kulturglanz unter seiner Herrschaft hervorhebt. Das Ganze kommt höchst humorvoll, intelligent und spielerisch daher; tiefere Einblicke bieten dann ein digitaler Zeitstrahl sowie eine Touch-Station.

Die wissenschaftlichen Leistungen jener Epoche können die Besucherinnen und Besucher im Lab selbst an einem Medientisch spielerisch erkunden. Hier werden Entdeckungen von Forschern und Gelehrten im Bereich der Naturwissenschaften vorgestellt, aber auch die Experimentierfreudigkeit in den Bereichen Kunst und Theater aufgezeigt. Barocke Putten weisen den Weg in die Welt des Archäopteryx, der Mannheimer Schule und vieles mehr. Die Schattenseite jener Epoche wird über Einzelschicksale im Zucht- und Waisenhaus vermittelt.

Mit der Collection Wall auf Entdeckungstour im Mannheim des 19. Jahrhunderts

Das 19. Jahrhundert insgesamt veranschaulichen Objekte und eine große Collection Wall, an denen man zentrale Entwicklungen dieser Umbruchszeit erkunden kann. Mannheims Weg als badische Handels- und Industriestadt, die zunehmende Bedeutung von Bürgertum, Frauen und Arbeiterbewegung – nicht nur in der Revolution 1848/49 – kommen ebenso zur Sprache wie das geradezu „amerikanische Wachstum“ zur Groß- und Einwanderungsstadt um 1900.

Dazu trugen nicht zuletzt bahnbrechende technische Innovationen und Verbesserungen bei. So nimmt uns eine eigene Station mit, um die Geschichte des Wahrzeichens der Stadt, den Wasserturm, zu entdecken. Eine atemberaubende Veränderung, die von Mannheim ausging und uns bis heute prägt, verkörpert der Benzraum. Auf einem Replikat des legendären Benzmobils von 1886 kann man Platz nehmen und mittels Joystick virtuell auf Entdeckungsfahrt durch das Mannheim um 1900 gehen.

Im Benzraum auf virtueller Fahrt durch das Mannheim um 1900

Den Bruch in der Aufwärtsentwicklung markiert der 1. Weltkrieg. Eine Raumprojektion zeichnet mit Hilfe einer Collage aus historischen Bilddokumenten die Kriegsauswirkungen auf Mannheim und seine Menschen eindrucksvoll nach. Im anschließenden Raum werden das 20. und 21. Jahrhundert mit ihren weiteren Zäsuren, Auf- und Umbrüchen, aber auch Kontinuitäten aufgezeigt. Wie verlief die politische, wirtschaftliche oder kulturelle Entwicklung? Wie veränderte sich das Stadtbild? Wie gestaltete sich der Alltag? Anhand von Schaltstationen kann sich jeder auf einer riesigen Bild- und Infowand auf Spurensuche oder eine spontane Entdeckungstour begeben. 

Doch nicht nur Bauten und Ereignisse erwarten die Besucherinnen und Besucher. Am Ende des Rundgangs werden Einzelpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts ihre Geschichte erzählen. Und weitere Mannheimerinnen und Mannheimer stellen ihren Stadtteil vor, gilt doch die Quadratestadt immer auch als Stadt der selbstbewussten Vororte und stellt in ihrer Vielgestaltigkeit das Herz der Metropolregion Rhein-Neckar dar.

Wer schon einmal eine erste Animation des Ganzen erleben will, kann diesen Trailer aufrufen:

Elsbeth Janda. Eine Erinnerung an die große Dame der Kurpfalz

Am 27. Dezember 2023 jährt sich der 100. Geburtstag der bekannten Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin und Autorin Elsbeth Janda (1923-2005). An die Grand Dame Palatine erinnern sich noch viele, unvergessen etwa ihre Auftritte im Oststadt-Theater, im Schatzkistl oder auf der Seebühne im Luisenpark. „Sie hatte Herz und Gosch,“ meinte am 19. April 2005 etwa die Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Trauerfeier in der Heiliggeistkirche. Über 600 Personen nahmen damals Abschied von ihrer „Elsbeth“.

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