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Retten-löschen-bergen-schützen: Die Gründung der Berufsfeuerwehr Mannheim am 15. August 1891

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schwarz-weiß Fotografie eines Gruppenportraits der Berufsfeuerwehr Mannheim, 1907

"Es ist ein für die Geschichte des Feuerlöschwesens der Stadt Mannheim wichtiger Augenblick, welcher uns heute hier zusammengeführt hat", so der damalige Bürgermeister Klotz in seiner Ansprache zur Gründung der Berufsfeuerwehr: "Wenn sich später einmal, was ja wohl unausbleiblich sein wird, Mannheim zur Großstadt entwickelt und unsere Stadt damit zugleich auch eine wohlorganisierte große Berufsfeuerwehr aufzuweisen haben wird, so wird der Chronist, welcher die Entwicklungsgeschichte dieser Feuerwehr beschreibt, auf den heutigen Tag und die jetzige Stunde zurückgreifen müssen."

Vor 130 Jahren wurde die Berufsfeuerwehr Mannheim gegründet, die Freiwillige Feuerwehr besteht seit 170 Jahren. Doch die Geschichte des Feuerlöschwesens reicht wesentlich weiter zurück. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert wurden Feuer- und Brandordnungen erlassen, die das Verhalten im Ernstfall regelten, aber vor allem Anordnungen erließen, um Brände von vornherein zu verhüten. Denn brannten erst einmal die Strohdächer der dichtbebauten Stadt, konnte man dem Feuer mit den damals nur einfachen Brandbekämpfungsmöglichkeiten kaum Herr werden.

Jeder Neubürger musste einen Feuerlöscheimer bezahlen und bereitstellen. Im Brandfall waren alle Einwohner verpflichtet zu helfen. Vom nächstgelegenen Brunnen bis zur Brandstätte mussten sie eine Reihe bilden und die Wassereimer durchreichen. Bierbrauer und Seifensieder waren verpflichtet, mit ihren Fuhrwerken Wasser zu transportieren. Denn in einer Zeit, in der es noch kein ausgebautes Wasserleitungsnetz gab, stellte die Bereitstellung des Wassers ein großes Problem dar. Zur Brandverhütung kontrollierten sogenannte Feuerbeseher die Vorschriftsmäßigkeit feuergefährlicher Anlagen. Wer aus Fahrlässigkeit ein Feuer verursachte, musste eine Strafe zahlen. Nacht- und Turmwächter hielten nach Feuer Ausschau, bei Gefahr bliesen sie ins "Feuerhorn" und wiesen den herbeieilenden Helfern die Richtung zum Brandherd.

Spritzwagen um 1900-1910

1832 gründeten Mannheimer Bürger eine "Freiwillige Feuerlöschgesellschaft" und 1839 wurde der "Verein der Freiwilligen zur Hilfe bei Feuersgefahr" ins Leben gerufen. Wegen ihrer Kopfbedeckung wurden sie "Rotkappen" genannt. Aufgrund der mangelhaften Löschgeräte und der fehlenden städtischen Unterstützung war der Verein aber nur kurze Zeit aktiv.

Das Misstrauen der Staatsbehörden gegenüber bürgerlichen Engagement verzögerte zunächst die weiteren Bemühungen um die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Ende der 1840er Jahre wurden zwar Anstrengungen unternommen, eine Feuerwehr in Mannheim ins Leben zu rufen, doch die Großherzogliche Badische Regierung erwartete von den Feuerwehrhauptleuten, dass sie sich von den Gedanken der Badischen Revolution distanzierten, was aber auf Ablehnung stieß. Erst am 11. November 1851 konnte schließlich die Freiwillige Feuerwehr Mannheim ins Leben gerufen werden. Auch in den selbständigen Gemeinden, die später eingemeindet wurden, entstanden Freiwillige Feuerwehren.

Stab der 6ten Kompanie der Freiwiligen Feuerwehr Mannheim-Waldhof, 1908

Doch die Größe der wachsenden Stadt, mit ihren Lagerhallen und der zunehmenden Industrialisierung, machten den Ausbau und die Neuorganisation der Feuerwehr schon bald erforderlich. So wurde beispielsweise im November 1886 im Generalanzeiger die Frage, ob eine Berufsfeuerwehr notwendig sei, unter dem Titel: "Was kostet eine Berufs-Feuerwehr?" ausgiebig diskutiert: "Wie uns mitgeteilt, wird in dem Schoße unserer freiwilligen Feuerwehr selbst eine Reorganisation dieses Corps geplant, welche nicht sowohl durch eigentliche Mängel in unserem Feuerlöschwesen als solchem, als vielmehr durch das räumliche und numerische Wachstum unserer Stadt dringend notwendig geworden sind." Das Engagement und die geleistete Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr wurde ausdrücklich gelobt, doch die Arbeitsbedingungen der Feuerwehrleute ließen stark zu wünschen übrig.

So mussten die Feuerwehrleute in der Regel zu Fuß zu den Brandstätten laufen und ihre Geräte mitschleppen bzw. die Feuerspritze hinter sich herziehen. Dies kostete viel Zeit. So kamen beispielsweise die meisten Feuerwehrleute 1889 beim Brand der Asbest- und Gummifabrik in der Schwetzinger Vorstadt erst eine Stunde nach Ausbruch des Feuers an, als der Brand bereits durch die Mohr- und Federhaffsche Fabrikfeuerwehr unter Kontrolle war.

Verbesserungswürdig war auch das Meldewesen von der Brandstelle an die Alarmstelle und Dauer bis zur Entsendung der Löschmannschaften. Da der Ausbau des Telefonnetzes noch in den Anfängen steckte und mit zahlreichen Problemen zu kämpfen hatte, wurde die Einrichtung von telegraphischen Feuermeldereinrichtungen bevorzugt. Im Jahr 1890 konnten diese öffentlichen Feuermeldeapparate schließlich in Betrieb genommen werden. Im Oktober 1890 verkündete die damalige Tageszeitung: "Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß am Samstag, den 4. Oktober ds. Js., Abends 8 Uhr die öffentliche Feuermelde- und Alarmanlage dem Betrieb übergeben und gleichzeitig auch die ständige Nachtfeuerwache in Thätigkeit treten wird. Die letztere bestehend aus 6 Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr (1 Obmann und 5 Wehrleute) ist im alten Polizeiwachlokale unter dem Kaufhausthurm stationiert."  An 76 öffentlichen und privaten Meldestellen konnte von nun an um Hilfe gerufen werden.

Feuermeldeanlage (wahrscheinlich in N 1), um 1900

Eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung der Brandbekämpfung stellte auch die Ausdehnung der Zentralwasserversorgung in den Jahren 1885-88 dar, die die Installation von Hydranten erlaubte. 1892 gab es 467 Hydranten in der Stadt, rund zwanzig Jahre später waren es bereits 2100 Hydranten.

Die Berufsfeuerwehr wurde am 15. August 1891 gegründet und bestand zunächst aus einem kleinen Wachlokal im Alten Kaufhaus. "Unsere neue Berufsfeuerwehr bestehend aus zwei Obleuten und 10 Wehrmännern, wurde … in der Feuerwachtstube unter dem Kaufhausthurm in ihr Amt eingeführt. Es hatten sich zu diesem Acte Vertreter des Stadtraths, des Stadtverordneten-Vorstandes und des Verwaltungsraths der freiwilligen Feuerwehr zahlreich eingefunden." Herr Bürgermeister Klotz lote in seiner Eröffnungsrede die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr, die unverzichtbar bleibe. Die Berufsfeuerwehr sei aber aufgrund der Größe der wachsenden Stadt notwendig. "Spätere Geschlechter", so Klotz, "werden dann vielleicht lächeln über die primitiven Zustände, in denen sich heute unsere Berufsfeuerwehr befindet, über die geringe Anzahl der Mannschaften, über deren kleinen Handkarren, auf welchem die Feuerlöschgeräte transportiert werden, über die bescheidenen Räume, in denen der ganze Apparat Platz gefunden… [Doch] es ist einmal ein Anfang gemacht!"

Die Berufsfeuerwehr Mannheim im Gründungsjahr im Innenhof des Kaufhauses in N 1

Die Berufsfeuerwehr sollte alle kleinen und mittleren Brände löschen, die Freiwillige Feuerwehr wurde zukünftig nur noch bei Großbränden hinzugezogen. Die Zusammenarbeit wurde vielfach gelobt, die Verbindung war auch dahingehend eng, als dass die Berufsfeuerwehr ihre Leute oft aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr rekrutierte. Ab 1902 erweiterte sich das Aufgabenfeld und die Berufsfeuerwehr führte auch Krankentransporte durch.

Dank der Brandmeldeanlagen und der raschen Einsatzbereitschaft der Berufsfeuerwehr konnten Brandherde nun innerhalb von wenigen Minuten erreicht werden und die wachsende Zahl an Hydranten erleichterte das Löschen. Die Einsatzgeräte wurden verbessert und ergänzt. Die pferdegezogenen Löschwagen wurden mit der Zeit durch motorisierte Einsatzfahrzeuge ersetzt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste die im Krieg völlig aufgelöste Feuerwehr wiederaufgebaut werden. Im Mai 1945 war die Berufsfeuerwehr bereits wieder einsatzbereit und 1946 konnte auch die Freiwillige Feuerwehr wieder ihren Aufgaben nachkommen.

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