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Straßennamen sucht man vergebens

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Luftaufnahme Quadrate A-D und L-O

Wer die Mannheimer Adressen in der Innenstadt für merkwürdig oder gar unvollständig hält, hat sich noch nicht mit deren Geschichte befasst. Denn wer nach einer historischen Adresse im modernen Stadtplan sucht, läuft meist in die Irre.

Mehrfach verändern sich die Bezeichnungen mit Buchstaben, römischen Zahlen oder mit arabischen Ziffern im Laufe der Stadtgeschichte und machen die Verwirrung komplett.

Die heute gültigen Adressen mit einem Buchstaben und einer Zahl, gefolgt von der eigentlichen Hausnummer, z.B. Quadrat A 1 Hausnummer 5 führte die Stadtverwaltung im Jahr 1811 ein. Hierzu hieß es im Ratsprotokoll vom 10. Juli 1811: "[…] worauf die rechte Seite der Stadt, vom Residenz-Schloß abwärts genommen, mit anderen Littera dergestalt zu bezeichnen seye, daß bei der ersten Straßen Abtheilung mit Litt[era] L angefangen und fort bis zum Buchstaben U nach der nemlichen Abtheilung wie bei der linken Seite fortgefahren werde, als deutlicher und bestimmter genehmigt worden seye."

Man ist demnach der Meinung, dass die Bezeichnungen, wie sie auf dem Stadtplan von Peter Dewarat von 1799 zu finden sind, nur zur Hälfte "bei der linken Seite" tauglich sind. Auf der rechten Seite führt man die Bezeichnungen L bis U ein. Dewarat bezeichnet die Quadrate rechts der Breiten Straße noch mit den gleichen Buchstaben wie links und nummerierte sie von innen her fortlaufend.

Die heutige Anordnung der Quadrate erklärt sich am einfachsten, wenn man mit dem Rücken zum Schloss die Breite Straße entlang zum Neckar blickt: Links beginnt die Literierung mit den A-Quadraten und endet mit dem Buchstaben K, rechts befinden sich die Quadrate L bis U. Dabei wird jeweils von der Mitte aus von 1-7 gezählt.

Die Hausnummern verlaufen rund um die Baublöcke, hier wird an der dem Schloss zugewandten Ecke des jeweiligen Quadrats mit der Zählung begonnen. Daher laufen die Hausnummern bei den links liegenden Quadraten gegen den Uhrzeigersinn um das Quadrat herum und bei den rechts liegenden Quadraten L bis U im Uhrzeigersinn.

Straßenschild beim Herschelbad U 3

Die Mannheimer City wird zwar wohlwollend "die Quadrate" genannt, besteht aber eigentlich aus 144 nur mehr oder weniger quadratischen Baublöcken. Der Begriff "Quadrate" für die Baublöcke findet sich erstmals schriftlich überliefert im Ratsprotokoll vom 22. Februar 1676, wo es heißt: "Derweilen kein brunnen in solchem Quadrat vorhanden." Allerdings wird hier "Quadrat" nur allgemein als Bezeichnung eines Karrees verwendet, ohne dass es ein festes System gäbe.

Seit der Stadtgründung 1607 werden die Grundstücke in Baublöcke zusammengefasst, die rechteckig sind und zu den Befestigungswällen hin trapezförmig abgeschrägt. Zunächst dient die Bezeichnung dieser Baublöcke mit Buchstaben oder Zahlen nur der Katasterverwaltung. Ansonsten sind Straßennamen gebräuchlich, die sich im berühmten Grundrissplan des Ingenieurs van Deyl aus dem Jahre 1663 erhalten haben und wahrscheinlich älteren Ursprungs sind. Wir finden die Mauritzgasz, Carlsgasz und Clignetgasz ebenso wie Bensheimer- und Weinheimergasz, aber auch Namen wie Haffner- oder Schlossergasz nach Handwerksberufen kommen vor.

Ausschnitt aus dem Übersichtsplan im Grundrissbuch des P.J. Ulmann von 1684 mit späteren Eintragungen

Noch vor der Zerstörung Mannheims im Pfälzischen Erbfolgekrieg findet 1684 eine Neuvermessung durch Philipp Jacob Ulmann statt, die jetzt mit einer einheitlichen Nummerierung der Baublöcke mit römischen Zahlzeichen einhergeht. Nach Vereinigung von Stadt und Festung werden im 18. Jahrhundert mehrere Neuvermessungen und Neubezeichnungen vorgenommen.

Zunächst werden den Baublöcken Großbuchstaben zugeordnet, schließlich folgen durch Johann Georg Baumgratz 1735 und durch Joseph Paulus Karg 1774 Zahlen. Die Zählung orientiert sich an den fünf sogenannten Quartieren, in welche die Stadt aufgeteilt ist und für die jeweils Quartiermeister zuständig sind.

Schließlich wird 1811 das System auf die bis heute gültige Weise vereinheitlicht. Die sogenannte Literierung, die Bezeichnung der Mannheimer Quadrate mit Buchstaben, ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Doch finden sich Stadtgrundrisse mit rechtwinkligem, sogenanntem hippodamischem System seit der Antike.

Wie in Mannheim wird dieses Rastersystem in der Renaissance gerne für Planstädte aufgegriffen. So auch in New York, das 1624 als New Amsterdam gegründet wird und sich über die Halbinsel Manhattan erstreckt. Daher hören die Mannheimer gerne die leider nicht verifizierbare Behauptung, Manhattan habe Name und Straßensystem Mannheims zum Vorbild genommen.  

 

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Zu Beginn des Ausstellungsprojekts über Maria und Hans Roden war über die Lebensläufe des Fotografenpaars recht wenig bekannt. Bei den Vorarbeiten zeichneten sich jedoch zwei spannende, im Fall von Hans allerdings auch nicht unproblematische Biografien ab.

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