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Marianne Cohn

geboren am
Verfolgung

Jüdische Widerstandskämpferin

1944 in Frankreich ermordet

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Marianne Cohn wurde am 17. September 1922 als Tochter des Kaufmanns Alfred Cohn (1892-1954) und seiner Frau Margarete geborene Radt (1891-1979) in Mannheim geboren. Die jüdische Familie, zu der auch Mariannes zwei Jahre jüngere Schwester Lisa (1924-1996) gehörte, lebte zuletzt in der Meerfeldstraße 4a auf dem Lindenhof; 1929 erfolgte der Umzug nach Berlin. Marianne Cohn besuchte dort das Lyzeum mit Frauenschule in Berlin-Tempelhof.

Im Frühjahr 1934 flüchtete die Familie aufgrund der zunehmenden antijüdischen Repression nach Paris und von dort weiter nach Barcelona. Die Niederlage der spanischen Republikaner trieb sie in das Millionenheer der Flüchtlinge, die 1939 über die Grenze nach Frankreich auswichen. Während ihre Eltern im Lager Gurs interniert wurden, gelang Marianne und ihrer Schwester Lisa mit Hilfe französischer Zionisten der Schritt in den Untergrund. Marianne ging bei der Besetzung der Vichy-Zone durch deutsche Truppen nach Grenoble und betätigte sich in der jüdischen Widerstandsbewegung „Organisation Juive de Combat“ (OJC).

Als Kinderfürsorgerin in der zionistischen Jugendorganisation „Mouvement de Jeunesse Sioniste“ wurde Marianne Ende des Jahres 1943 die Aufgabe übertragen, jüdische Kinder über die Schweizer Grenze zu bringen. Über Monate versah sie ihren Auftrag mit Erfolg. Am 31. Mai 1944 wurde sie jedoch als Fahrerin eines Lastwagens, auf dessen Ladefläche 32 Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 19 Jahren versteckt waren, kurz vor der Grenze von einer deutschen Militärpatrouille angehalten und festgenommen.

Über mehrere Wochen hinweg wurde Marianne Cohn im Gestapo-Hauptquartier des französischen Städtchens Annemasse festgehalten und misshandelt.

Am 8. Juli 1944 schleppten Männer des SS-Polizei-Regiments 19 sie und fünf weitere verhaftete Widerstandskämpfer zum Wald von Ville-la-Grand und ermordeten sie auf bestialische Weise. Marianne Cohn wurde nur 21 Jahre alt.

Ihr geschundener Leichnam wurde später in Grenoble, dem Wohnsitz ihrer Eltern, beigesetzt.

 
In Ville-la-Grand wurde 1956 eine Straße nach Marianne Cohn benannt und ein Denkmal für die am 8. Juli 1944 ermordeten Widerstandskämpfer*innen errichtet. Außerdem trägt eine Schule in Annemasse sowie ein sonderpädagogisches Förderzentrum in Berlin-Tempelhof ihren Namen. Der Stolperstein in der Meerfeldstraße, vor dem letzten Mannheimer Wohnsitz der Familie Cohn, wurde 2008 verlegt. Zudem existiert auch ein Stolperstein an der letzten Wohnadresse in Berlin (Wulfila-Ufer 52). Seit 2017 trägt eine Straße auf dem ehemaligen Turley-Areal in Mannheim den Namen Marianne-Cohn-Straße.

 

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), Oktober 2020
 
 
 

Literatur:

Federspiel, Ruth unter https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/1269.

Hans-Joachim Hirsch, Karen Strobel: Mannheimer Widerstandskämpfer im Ausland, in: Ulrich Nieß, Michael Caroli (Hgg.): Geschichte der Stadt Mannheim Band III (1914-2007), Heidelberg u.a. 2009, S. 392-393.

Susanne Urban: Marianne Cohn (1922–1944) – eine Jüdin aus Mannheim rettete Kinder im besetzen Frankreich. In: Angela Borgstedt u. a. (Hrsg.): Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 46) , Stuttgart 2017 , S. 301–312.

Adresse

Meerfeldstr. 4 a (Lindenhof)
68163 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.477309318579, 8.4679157