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Margarethe Stögbauer

geborene
Neumann
geboren am
Verfolgung

Wegen eines geringfügigen Diebstahls zum Tode verurteilt

Am 22.12.1943 hingerichtet

Kachelbild
Text

Margarethe Stögbauer wurde am 7. März 1914 im österreichischen Leoben (Steiermark) als Margarethe Neumann geboren. Nach dem Abschluss der Volks- und Bürgerschüle begann sie eine Ausbildung zur Friseurin, die sie jedoch bald abbrach und als Stubenmädchen in Wien arbeitete. Im März 1931 heiratete sie im Alter von 17 Jahren den Kraftfahrer Johann Stögbauer. Bereits im Jahr darauf erfolgte die Trennung; sechs Jahre später dann die Scheidung. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, arbeitete Margarethe Stögbauer ab 1932 als Prostituierte. Im Oktober 1940 zog sie von Worms nach Mannheim, wo sie in der Gutemannstraße (heute Lupinenstraße) lebte und arbeitete; zuletzt im Bordell von Rosa Eckel im Haus Nr. 14. Im April 1941 bekam sie einen unehelichen Sohn.

Bei einem alliierten Bombenangriff in der Nacht vom 16. auf den 17. April 1943 wurde das Gebäude Gutemannstraße 14 teilweise beschädigt; das Nachbarhaus – ebenfalls ein Bordell – wurde nahezu völlig zerstört. Am nächsten Tag bargen Rosa Eckel und Margarethe Stögbauer im Keller des in Trümmern liegenden Nachbarhauses einige Flaschen Wein, Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände, die sie mitnahmen und mit den anderen Frauen der Gutemannstraße 14 teilten. Drei Monate später denunzierte der Eigentümer des Hauses Margarethe Stögbauer  und Rosa Eckel bei der Staatsanwaltschaft, warf den Frauen Plünderung vor und diffamierte sie als „Parasiten“.

Am 7. August wurden Stögbauer und Eckel verhaftet und am 15. November in einem Schnellverfahren vor dem Mannheimer Sondergericht wegen Plünderung nach § 1 der „Volksschädlingsverordnung“ zum Tode verurteilt. Im Urteil des Sondergerichts, gegen das keine Rechtsmittel eingelegt werden konnten, wurden die beiden Frauen schuldig gesprochen, „2 Groß Präservative, 2 Schürzen, 1 Flasche Maschinenöl, 2 Kanister Leinöl, 6-8 Pfund Zwiebeln, 2 Dosen Gurken, 15 Dosen Gemüse, 10 Bündel Holz, 10-15 Flaschen Wein“ gestohlen und sich damit außerhalb der „Volksgemeinschaft“ gestellt zu haben.

Gnadengesuche von Rechtsanwälten, Angehörigen und Frauen aus der Gutemannstraße blieben erfolglos. Margarethe Stögbauer und Rosa Eckel wurden am Morgen des 22. Dezember 1943 im Lichthof des Justizgebäudes in der Stuttgarter Urbanstraße mit dem Fallbeil hingerichtet. Margarethe Stögbauer wurde 29 Jahre alt.

Die Leichname wurden der Heidelberger Anatomie zu Forschungszwecken übergeben. Eine würdige Beisetzung der beiden Opfer der nationalsozialistischen Terror-Justiz war damit nicht möglich.

Die Stolpersteine für Rosa Eckel und Margarete Stögbauer wurden initiiert vom Arbeitskreis Justiz und Geschichte des Nationalsozialismus in Mannheim e.V. (AK Justiz), der auch die Patenschaften übernommen hat. Sie wurden 2009 verlegt und befinden sich an der Ecke Lupinenstraße/Mittelstraße.

 

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), Oktober 2020
Adresse

Mittelstr. (Ecke Lupinenstr., Neckarstadt-West))
68169 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.502857539764, 8.4611893346209