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Clementine Metzger

geboren am
Verfolgung

Jüdische Kauffrau

1942 in Auschwitz ermordet

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Text

„Hedwig und Clementine Metzger lebten, arbeiteten und starben zusammen.”

So beginnen die Worte, die die beiden Großnichten aus Stockholm für ihre beiden Großtanten und Schwestern aufzeichneten, als sie am 13.11.2015 nicht zur Verlegung der Stolpersteine in die Lameystraße 4 nach Mannheim kommen konnten. Sie hatten den Mitunterzeichnenden aus ihrem Geburtsort Schwetzingen gebeten, diese bei der Verlegung zur stellvertretenden Ehrung vorzutragen.

Beide Schwestern waren in Schwetzingen geboren, Hedwig im Jahr 1877 und Clementine 1879. Ihre Familie väterlicherseits kam aus Eichtersheim nach Schwetzingen, die Mutter stammte aus Walldorf.

Dazu lesen wir:

”Die Familie Metzger stammte aus Eichtersheim, wo die Männer als Metzger und Metzgermeister arbeiteten.... Hirsch Metzger, der sich in Schwetzingen dann Heinrich nannte, wurde als ”Kaufmann” und ”Handelsmann” geführt. Als erste der drei Töchter wurde imJahr 1876 Laura geboren, später verheiratet mit dem Arzt Dr. Isaak Sussmanowitz aus Zeiskamm. Beide wurden am 22.10.1940 von Heidelberg nach Gurs deportiert”.

Hedwig und Clementine besuchten die örtlichen Schulen und übernahmen im Jahr 1898 in guter Schwetzinger Geschäftslage eine Filiale des Mannheimer Kaufhauses S. Wronker und Cie mit allem, was den perönlichen und häuslichen Bedarf betraf, und das zu moderaten Preisen. An den jüdischen Feiertagen hatten sie geschlossen und wie ihre Angebote kündigten sie das auch regelmäßig in Zeitungsanzeigen an. Im Jahr 1930 mussten sie das Geschäft, wohl bedingt durch die allgemeine wirtschaftliche Situation, am traditionellen Platz auflösen und in ihr Privathaus verlegen. Ab 1933 trafen sodann die allgemeinen Boykottaktionen der Nazis die beiden tüchtigen Geschäftsfrauen, sodass sie Ihre Geschäftstätigkeit ganz aufgeben mussten. Sie verkauften das ihnen als Erbe zugekommene Haus und kamen als Untermieterinnen in Schwetzingen unter, zuletzt bis zur Übersiedlung nach Mannheim am 16.8.1939 bei Flora Vogel, geb. Rothschild, die mit ihrem im Jahr 1938 verstorbenen Ehemann ein Eisenwarengeschäft führte, ebenfalls am 22.10.1940 nach Gurs verschleppt und im August 1942 in Auschwitz ermordet wurde.

Ob die beiden Schwestern in die größere Stadt zogen, um unbemerkter leben zu können, oder um weitere Umzugs- oder Auswanderungspläne verfolgen zu können, ist nicht bekannt. Eingewiesen wurden sie in das nach 1945 durch einen Neubau ersetzte Wohngebäude Lameystraße 4, ein sogenanntes Judenhaus, wo seit August 1939 u.a. auch die Familie Max und Klara Bierig geb. Springer aus Schwetzingen mit ihren beiden Mädchen Renate Hanna (geb. 1930) und Martha Emma (geb. 1934) zwangsweise wohnte. Von dort aus wurden sie am 22. Oktober 1940 nach Gurs verschleppt. Am 10. August 1942 wurden sie vom Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und ermordet.


Text: Mirjam Wolff, Vera Székely (beide Stockholm) und Kurt Glöckler (Schwetzingen)

Die Stolpersteine zum Gedenken an Clementine und Hedwig Metzger wurden 2015 verlegt.

Adresse

Lameystr. 4 (Oststadt)
68165 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.486836948988, 8.4767899183853