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Katharina Büchler

geborene
Alles
geboren am
Verfolgung

"Euthanasie"-Opfer

1940 in Grafeneck ermordet

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Katharina Büchler, geb. Alles, wurde am 2. Juni 1905 als zweite Tochter von Ludwig und Magdalena Alles in Wallstadt geboren. Sie wuchs in der Gundelsheimer Straße 34 auf und heiratete im Alter von 24 Jahren den Wallstädter Albert Büchler. Als junge Erwachsene wurde sie aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten mehrfach in Heidelberg und Wiesloch untersucht und behandelt. Schließlich stellten die Ärzte bei ihr die psychische Erkrankung Schizophrenie fest. Nach drei Jahren Ehe hatte die Erkrankung einen solchen Grad erreicht, dass Katharina Büchler fortan dauerhaft zur Behandlung in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch untergebracht wurde. Ihr Zustand verbesserte sich dort jedoch nicht. Nach drei Jahren der erfolglosen Behandlung in Wiesloch ließ sich ihr Ehemann von ihr scheiden.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 begannen die Nationalsozialisten auch den sogenannten „Krieg nach innen“, mit dem Ziel, Menschen, die, nicht in ihr Weltbild passten, zu töten. Neben Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, politischen Gegnern und Homosexuellen war davon auch die große Gruppe pflegebedürftiger Menschen betroffen. Psychisch kranke und behinderte Menschen, die in Anstalten lebten, wurden zu „Ballastexistenzen“ und „nutzlosen Essern“ herabgewürdigt und zu Zehntausenden nach staatlichem Plan, unter Beihilfe von Ärzten und Pflegern in speziell eingerichtete „Tötungsfabriken“ gefahren und dort in Gaskammern erstickt. Ihre Leichen wurden verbrannt und die Asche verstreut. Dieser Massenmord wurde beschönigend „Euthanasie“ genannt, was „der gute Tod“ bedeutet und die Morde zu Erlösungen umdeuten sollte.

Auch Katharina Büchler galt nach acht Jahren in Wiesloch als „unheilbar Kranke“. Für die Nationalsozialisten hatte ihr Leben seinen Wert verloren, war zum reinen Kostenfaktor geworden, der eingespart werden sollte. Am 20. November 1940 wurde Katharina Büchler mit etwa 75 weiteren Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch von grau angestrichenen Bussen abgeholt und in die Landesheilanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb gefahren. Noch am Tag der Ankunft starb sie dort in der Gaskammer. Ihre Familie, deren Angehörige sie nur einen Monat zuvor noch in Wiesloch besucht hatten, erhielt einen Trostbrief mit einem gefälschten Todesdatum sowie eine Urne mit Asche, die nicht Katharinas Asche war. Die Urne wurde im (inzwischen aufgelösten) Familiengrab auf dem Friedhof in Wallstadt beigesetzt.

                                                                                                                                                     Text: Lea Oberländer

 

Der Stolperstein wurde 2019 verlegt. Die Geschwister-Scholl-Schulen Mannheim-Vogelstang haben die Patenschaft übernommen.

Adresse

Gundelsheimer Str. 34
68259 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.49459531859, 8.54727335