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Tadeusz Wisniewski

geboren am
Verfolgung

Polnischer KZ-Häftling

1945 im KZ Unterriexingen gestorben

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Tadeusz Wiśniewski wurde 1921 in Warschau geboren. Im Sommer 1944 wurde er von den deutschen Besatzern im Zuge der Niederschlagung des Warschauer Aufstands verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Ende September brachte ihn die SS zusammen mit 1.059 weiteren polnischen Gefangenen, darunter sein Bruder Mieczysław, nach Mannheim, wo sie als Häftlinge des KZ Sandhofen (Außenlager des KZ Natzweiler) Zwangsarbeit im Daimler-Benz-Werk Waldhof leisten mussten.

Am 15. Dezember 1944 wurde das Gebäude der Sandhofer Friedrichschule, in der sich das KZ-Außenlager befand, von einer alliierten Fliegerbombe getroffen und stark beschädigt. Mindestens drei Häftlinge kamen dabei ums Leben. Überlebende berichten jedoch, dass die SS weitere verletzte Häftlinge auf dem Schulhof erschoss. Mieczysław Wiśniewski ging Zeit seines Lebens davon aus, dass auch sein Bruder Tadeusz ermordet wurde:

„Nach dem Luftangriff, bei dem ich verletzt wurde, neben mir auch mein Bruder schwer verletzt, lagen wir in einem Bombentrichter blutbesudelt, kaum noch lebendig. Wir lagen da einige Stunden, […] SS-Männer kamen und schossen auf Schwerverletzte. Meinen Bruder erschoss ein SS-Mann und ich erhielt eine Kugel ins Bein.“

Zum Gedenken an Tadeusz Wiśniewsk wurde im Jahr 2010 vor dem Schulgelände ein Stolperstein für ihn verlegt. Erst durch jüngere Forschungen konnte der Verein KZ-Gedenkstätte Sandhofen e.V. herausfinden, dass Tadeusz Wiśniewski, dessen Tod nicht von der SS im Sterberegister eingetragen wurde, nicht in Sandhofen starb. Da die überlebenden Häftlinge am Tag nach dem Luftangriff auf zwei unterschiedliche Notunterkünfte (Daimler-Benz-Bunker und sog. „Immelmann-Bunker“) aufgeteilt wurden, trennten sich hier offenbar die Wege der beiden Wiśniewski-Brüder. Mieczysław erlangte keine Kenntnis davon, dass Tadeusz noch am Leben war. Transportlisten belegen, dass sich Tadeusz Wiśniewski unter den 200 Häftlingen befand, die eine Woche später, am 23.12.1944, über das KZ Vaihingen in das KZ Unterriexingen (bei Ludwigsburg, ebenfalls ein Natzweiler-Außenlager) gebracht wurden. Er kam dort am 25. Januar 1945 ums Leben.

 

Sein Bruder Mieczysław, der im Jahr 2006 in Warschau starb, hat in den 1990er Jahren zahlreiche Bilder zur Deportation aus Warschau und der Leidenszeit in deutschen Konzentrationslagern gemalt. Darunter befindet sich auch ein Ölgemälde, das die (vermeintliche) Erschießung seines Bruders Tadeusz zeigt.

 

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), Oktober 2020
Adresse

Kriegerstraße 28 (Gustav-Wiederkehr-Schule, Sandhofen)
68307 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.545235286555, 8.4436529475739