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Walter Wassermann

geboren am
Verfolgung

Als "Halbjude" verfolgt

Im Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert

Überlebt

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Walter Wassermann, Jahrgang 1924, gehört zu den wenigen Mannheimer Juden, die den Nationalsozialismus in Mannheim überlebten. Sein Vater ist jüdisch, die Mutter ist zum jüdischen Glauben übergetreten.

Nach dem frühen Tod des Vaters heiratet seine Mutter den jüdischen Freund ihres Mannes. Walter Wassermann lebt dann mit seiner Mutter, dem Stiefvater und einer Schwester in den Dreißigerjahren in Berlin. Der Stiefvater wird nach dem 9. November 1938 nach Buchenwald deportiert. Die Mutter kauft ihn dort frei und verschafft ihm eine Passage nach Shanghai.

Walter zieht danach mit der Mutter und der Schwester zurück nach Mannheim und findet hier Schutz bei den katholischen, „arischen“ Verwandten der Mutter. Die Deportation nach Gurs, bei der Walter Wassermanns Großeltern verschleppt werden, bleibt ihm erspart, da er zu diesem Zeitpunkt noch in Berlin lebt. Seine Großeltern werden 1940 nach Gurs deportiert und später in Auschwitz ermordet.

Walter Wassermann muss als junger Mann in verschiedenen Mannheimer Betrieben zwangsweise arbeiten. So in der so genannten „Lumpezwick“, bei der Firma H. und I. Ludwig und der Firma Notti, beides Baufirmen.

Noch im Februar 1945, mit 21 Jahren, wird Walter Wassermann dann nach Theresienstadt deportiert. Von dort kehrt er nach dem Krieg mit einer kleinen Gruppe Gleichaltriger zu Fuß nach Mannheim zurück. Seine Altersgenossen emigrieren alle, er bleibt in der Stadt. Auf die Frage nach dem Grund für sein Bleiben sagt er: „Ich bin einfach Mannheimer!“

Die Nationalsozialisten verweigern ihm jegliche Schulbildung oder Ausbildung. Auch nach 1945 nimmt keiner ihn an die Hand, um ihm eine formale Bildung zu ermöglichen. So schlägt er sich selbst durch. Walter Wassermann findet Arbeit in einer Kaserne der Amerikaner in Mannheim. Dort lernt er bald seine Frau Lilly kennen, heiratet und hat mit ihr fünf Kinder. Die Familie lebt in Mannheim-Seckenheim. Zwei Jahrzehnte lang bewirtschaften sie dort gemeinsam das Gasthaus im Schloss.

In den letzten Jahren seines Lebens, genau seit dem Jahr 2005, also 60 Jahre nach Kriegsende, beginnt Walter Wassermann, über seine Erlebnisse zu sprechen. Er spricht in öffentlichen Veranstaltungen und in Schulen über sein Leben. Sein Motto dabei ist: „Ohne die Guten wäre ich heute nicht hier.“

Für diese Arbeit wird ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Walter Wassermann stirbt mit 90 Jahren im August 2014.

 

Text & Foto: Veronika Wallis-Violet (AK Justiz)

Der Stolperstein zum Gedenken an Walter Wassermann wurde 2017 auf Initiative des AK Justiz verlegt, der auch die Patenschaft übernommen hat.

Adresse

Seckenheimer Hauptstraße 68 ("Schlösschen", Seckenheim)
68239 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.46482236857, 8.5664386