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"Heilung der Kranken, Unterricht der Studierenden, Förderung der Wissenschaft": Maximilian Joseph von Chelius

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Schwarz-Weiß-Porträt von Maximilian Joseph Chelius

Als erster gebürtiger Mannheimer wurde im Jahr 1862 der berühmte Chirurg und Augenheilkundler Maximilian Joseph Chelius anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Mannheim bedacht. Damit sollten die Verdienste eines Mannes gewürdigt werden, der die chirurgische Tradition der Universität Heidelberg begründet hatte und sich als Operateur, als Lehrer wie als Gelehrter einen Namen von europäischem Rang erworben hatte.

Als Sohn des Geburtshelfers Christoph Chelius und seiner Frau Ottilie geb. Böhm wurde Maximilian Joseph Chelius am 16. Januar 1794 in Mannheim geboren. Als 1805 die von Christoph Chelius geleitete Entbindungsanstalt aus dem Mannheimer Innenstadtquadrat N 5 nach Heidelberg verlegt wurde, zog die Familie dorthin um. Bereits im Alter von 15 Jahren besuchte Maximilian Joseph die Universität, mit 18 hatte er die medizinische Doktorwürde erworben. Bedingt nicht nur durch die Napoleonischen Kriege, sollte nun eine bewegte Zeit in seinem Leben folgen. Von der Heidelberger Universität empfohlen, erhielt er zuerst eine Anstellung im Zivil- und Militärkrankenhaus in München, die er jedoch nach nicht allzu langer Zeit wieder aufgab, um in Landshut bei einem berühmten Chirurgen zu arbeiten.

Als dann 1813 in Ingolstadt eine Typhusepidemie unter den französischen Kriegsgefangenen ausbrach, meldete er sich freiwillig zur Betreuung der Kranken und erkrankte dabei selbst. Im folgenden Jahr, 1814, finden wir ihn als Regimentsarzt eines badischen Linieninfanterieregiments in Frankreich. Getrieben von Wissensdurst, unternahm Chelius in der Folge Studienreisen an alle Stätten, an denen er sein medizinisches Wissen und seine fachlichen Fertigkeiten erweitern und vervollkommnen zu können glaubte: Göttingen, Berlin, Halle, Leipzig, Jena und schließlich Paris, wo den erst 23-Jährigen 1817 ein Ruf als außerordentlicher Professor für Chirurgie an die Universität Heidelberg ereilte.

Am 1. Mai 1818 eröffnete Chelius in Heidelberg die chirurgisch-ophthalmologische Klinik, noch im selben Jahr erhielt er einen Lehrstuhl für Chirurgie. In seinem Vorwort zum ersten Jahresbericht der Klinik hob Chelius hervor, dass der Zweck eines klinischen Instituts ein dreifacher sei: "Heilung der Kranken, Unterricht der Studierenden und Förderung der Wissenschaft". Eine solche komplexe Definition der eigenen Aufgaben war ebenso neu wie die von ihm erlassene Klinikordnung für Patienten und Angestellte, in der zum Beispiel die Verpflegung der Kranken und die Anlage und Führung von Krankenblättern vorgeschrieben wurden.

Laut Augenzeugenberichten operierte Chelius – vor der Einführung der Narkose in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von besonderem Belang! - "schön, sicher und mit bewundernswerter Ruhe". Immerhin sollte Chelius noch selbst die revolutionäre Entdeckung miterleben, dass durch Inhalieren von Chloroformdämpfen das Bewusstsein und die Schmerzempfindlichkeit ausgeschaltet werden. Chelius’ glänzendes ärztliches und operatives Talent und seine Begabung, die wissenschaftliche Materie zeitgemäß aufzubereiten, zogen Patienten und Studenten aus ganz Deutschland, ja aus ganz Europa nach Heidelberg. Häufig wurde er auch zur Konsultation an die Höfe kranker gekrönter Häupter gerufen: So behandelte er König Georg von Hannover, Kaiser Don Pedro von Brasilien, die Königin von Holland, den Serbenfürsten Mikosch und Napoleon III., der ihn 1862 zum Kommandeur der Französischen Ehrenlegion ernannte. Ein weiterer prominenter Patient war Frédéric Chopin: Eine Handverletzung, die ein angekündigtes Konzert zu gefährden drohte, heilte unter Chelius’ Behandlung schnell ab. Aus Dankbarkeit gab Chopin im Hause von Chelius in Heidelberg ein Konzert.

Auch Chelius selbst war hochmusikalisch: Im Blauen Salon des Hauses befand sich ein Hammerflügel, der vom Hausherrn selbst bespielt wurde, und ein Stummes Klavier begleitete ihn auf seinen vielen Reisen, um sich die Zeit zu vertreiben und die Finger geschmeidig zu halten. Universell gebildet, lebhaft und geistreich in der Unterhaltung, elegant und von feiner Vornehmheit, zog er alle, die mit ihm in Berührung kamen, an.

Im Sommersemester 1822 trug Chelius bei einer Vorlesung erstmals aus seinem Handbuch der Chirurgie vor, das noch im selben Jahr erschien. Zwischen 1830 und 1840 dann entstand das Handbuch der Augenheilkunde. Seine Lehrbücher waren so erfolgreich, dass er 1831 von den Tantiemen ein stattliches Haus in der Heidelberger Hauptstraße erwerben konnte: das Palais Morass, in dem sich heute das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg befindet. Außerdem hatte er einen Landsitz in Zutzenhausen bei Sinsheim.

Aus der 1819 geschlossenen Ehe Chelius’ mit Anna geb. Freiin von Sensberg, einer Tochter des Staatsrats Ernst Philipp Freiherr von Sensberg, waren fünf Kinder hervorgegangen: Franz, Joseph, Tekla Anna, Max und Philipp. Franz wurde Chirurg und Augenarzt wie sein Vater, Philipp wirkte als Kreisgerichtsrat in Mannheim, Max kommandierte als Major das Badische Trainbatallions, über Tekla ist nichts bekannt. Joseph war bereits im Alter von zwei Jahren gestorben.

Nachdem Chelius "seine" Klinik fast ein halbes Jahrhundert lang geleitet hatte, bat er 1864, im Jahr seines 50-jährigen Doktorjubiläums, um die Versetzung in den Ruhestand. 1866 wurde sein Lebenswerk durch die Erhebung in den erblichen Adelsstand gekrönt, das Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen war ihm bereits im Jahre 1862 verliehen worden. Seine Frau, die 1867 starb, sollte er um neun Jahre überleben. Bis zu seinem Tod am 17. August 1876 lebte er beliebt und verehrt in Heidelberg.

1927, wenige Jahre nach dem Umzug des Städtischen Krankenhauses aus der Mannheimer Innenstadt ans rechte Neckarufer ins Wohlgelegen, wurde eine Straße in unmittelbarer Nähe der Klinik nach diesem berühmten Sohn der Stadt benannt.

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