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Von der multimedialen Wiedergeburt eines Klassikers: der Zeitstrahl in unserer NS-Ausstellung "Was hat das mit mir zu tun?"

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Ausschnitt bzw.Screenshot des digitalen Zeitrstrahls, die Jahre 1918 bis 1922 sind grafisch dargestellt

Wer kennt Sie nicht, die alten Eselsbrücken, um Geschichtsdaten zu lernen, z.B. "7-5-3 – Rom schlüpft aus dem Ei" oder "3-3-3 bei Isos Keilerei"? Irgendwie kommen wir bei Geschichtsthemen nicht ganz um Jahreszahlen herum. Aber das Vermitteln und Lernen von Jahreszahlen ist für viele so dröge wie etwa Vokabeln pauken.

Und um bei unseren Beispielen zu bleiben: Was weiß ich schon darüber, was 753 v. Chr. oder 333 v. Chr.  ansonsten los war? Was geschah in unserem unmittelbaren Lebensumfeld in dieser Zeit? Hatten wir schon ähnliche städtische Ansiedlungen wie in Rom um 750 v. Chr.? Wie lebten Kelten und Germanen damals? Kämpften sie vielleicht 333 v. Chr. auch gegeneinander wie damals die Griechen und Makedonen gegen die Perser?

Zahlen und Ereignisse nur isoliert zu lernen und zu repetieren, macht wenig Sinn! Erst, wenn chronologische Ereignisse miteinander verknüpft, Parallelen oder Besonderheiten in anderen geographischen Regionen oder auf politischen Ebenen ersichtlich werden, können wir Geschichtsereignissen einordnen, verstehen, ihre Bedeutung begreifen. Dann bleiben auch wichtige Jahresdaten haften.

Um solche raumübergreifende Parallelitäten aufzuzeigen, ist seit jeher der so genannte Zeitstrahl beliebt, gewissermaßen ein Klassiker unter den Methoden der Geschichtsvermittlung. Er bietet die wichtigsten Daten einer Epoche und hilft, bestimmte Ereignisse in ihrer Abfolge einzuordnen. Mittels eines Zeitstrahls können auf einfache Art und Weise parallele Ereignisse, Besonderheiten wie Entwicklungen problemlos verknüpft und aufgezeigt werden. In zahllosen Geschichtsbüchern und allgemeinen Chroniken, aber zunehmend auch im Internet sind gut aufbereitete chronologische Datenreihen zu finden – und nicht selten auch in Ausstellungen. Hierdurch werden Zeitpunkte, Zeitabläufe und Zeitspannen gleichsam räumlich verankert und mit einprägsamen Symbolen und Bildern verbunden. Der Zeitstrahl lässt sich visuell spannend mit Bildern oder audiovisuellen Dateien gestalten, ist ein geeignetes Beurteilungsinstrument, hilft bei der kritischen Auseinandersetzung mit Geschichte, indem er vielfältige Perspektiven und Bezüge bietet.

Für die neue Dauerausstellung des MARCHIVUM "Was hat das mit mir zu tun?", die ihren Schwerpunkt auf die Geschehnisse der NS-Zeit setzt, standen wir daher vor der Frage: Wollen wir auch einen attraktiven, interaktiven Zeitstrahl unseren Besucher*innen bieten? Und wenn ja: Für welche Zeitabschnitte bieten wir ihn an? Und wie soll er aufgebaut und gestaltet sein?

Die Antwort im Ausstellungsteam war einhellig. Wir wollen einen multimedialen Zeitstrahl, der den gesamten Zeitraum abdeckt, über den unsere Ausstellung handelt. Er sollte ein wiederkehrendes Element in den Haupträumen der Ausstellung sein. Deshalb werden auch mehrere Bildschirme/Screens eingerichtet, die bestimmte Zeitabschnitte von 1918 bis zur Gegenwart in einem Zeitstrahl erfassen. Dabei nehmen wir zwei Ebenen in den Blick: Das Geschehen auf nationaler und internationaler Ebene und das Geschehen in Mannheim und der Region.

Insgesamt warten vier Ausstellungskapitel mit einem Zeitstrahl auf:

  • die Weimarer Repbulik (1918-1933)
  • die NS-Zeit (1933-1939)
  • der Zweite Weltkrieg (1939-1945)
  • Nachkriegsjahrzehnte (1945-Gegenwart)

Maximal drei Einträge pro Jahr und Ebene werden geboten, um nicht zu überfrachten. Nur für das "dunkle Epochenjahr 1933" weicht diese Schema bewusst ab. An dieser Stelle werden bis zu drei Einträge pro Quartal und pro Ebene geboten. Damit verdeutlicht sich für die Besucher*innen: In diesem Epochenjahr wurde die erste deutsche Demokratie fundamental von einer Diktatur zerstört, wurden die Fundamente für den NS-Staat gelegt, der in die Katastrophe führte.

Das Grunddesgin des Zeitstrahls: Über den untern "Schieber" kann das gewünschte Jahr angesteuert und alles aufgerufen werden, was von Interesse ist. Gestaltung: M. Warzecha/TATWERK

Die Einträge reißen damit die aus unserer Sicht wichtigsten Geschehnisse an, visualisieren sie und geben so einen kurzweiligen schnellen Überblick zu einem Zeitabschnitt. Gestalterisch ist das Ganze wie in ein geodätisches, sich ständig änderndes Netz aufgebaut. Allein diese Form unterstreicht Dynamiken und Änderungen. Diese Form visualisiert Abhängigkeiten und stellt einen imaginären Raumbezug her. Vor allem macht aber es richtig Spaß, sich darin zu vertiefen. Dadurch verlieren die vermeintlich drögen Geschichtszahlen ihren Schrecken.

Ein Beispiel für einen Eintrag im Zeitstrahl, Gestaltung: M. Warzecha/TATWERK

Jeder Eintrag im Zeitstrahl enthält mindestens ein Bild, mitunter sogar deren drei. Zudem sind Einträge auch mit Filmclips hinterlegt, die teilweise noch unveröffentlicht sind. So wird etwa ein Kurzclip vom Festzug am 1. Mai 1934 in Mannheim präsentiert. An diesem, von den Machthabern eingerichteten "Tag der nationalen Arbeit" beteiligen sich verschiedenen Berufsstände mit eigenen Motivwagen, aber auch viele Vereine. Darunter ist auch der traditionsreiche Sportverein TSV 1846 zu sehen. Er hatte, wie damals nahezu alle Vereine, längst das "Führerprinzip" eingeführt und seine jüdischen Mitglieder als "nicht arisch" ausgeschlossen.

Die Sporter des TSV 1846 bei der Maiparade auf den Planken (Filmausschnitt)

Insgesamt werden rund 250 Einträge für alle Medienstationen im Zeitstrahl abrufbar sein. Auf kurzweilige und anschauliche Weise ist einiges zu entdecken, kann sich jede(r) einen raschen Überblick über den ihn interessierenden Zeitabschnitt verschaffen.

Die Ausstellung "Was hat das mit mir zu tun?" ist ab Anfang Dezember 2022 im MARCHIVUM zu sehen.

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Ein kurzer Abriss der Geschichte der Neckarstadt

Die Mannheimer Neckarstadt feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum. In der neuesten Publikation des MARCHIVUM geht Hans-Joachim Hirsch der Entwicklung dieses besonderen Mannheimer Stadtteils von den ersten Siedlungsanfängen über die eigentliche Stadtteilgründung und -erschließung, die Zeit des ersten Weltkriegs, die Weimarer Republik bis hin zur Zeit des Nationalsozialismus nach. Der Band endet in der Nachkriegszeit mit den ersten Zeugnissen des Wiederaufbaus und dem Ausblick in eine demokratische Zukunft. Im Folgenden sollen einige der von Hirsch in seinem Buch beschriebenen Meilensteine der Stadtteilentwicklung vorgestellt werden.

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Am 27. Dezember 2023 jährt sich der 100. Geburtstag der bekannten Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin und Autorin Elsbeth Janda (1923-2005). An die Grand Dame Palatine erinnern sich noch viele, unvergessen etwa ihre Auftritte im Oststadt-Theater, im Schatzkistl oder auf der Seebühne im Luisenpark. „Sie hatte Herz und Gosch,“ meinte am 19. April 2005 etwa die Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Trauerfeier in der Heiliggeistkirche. Über 600 Personen nahmen damals Abschied von ihrer „Elsbeth“.

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