Anna Haas

Anna Haas geb. Kayem wurde 1892 in Michelfeld (Kreis Schwäbisch Hall) geboren. Sie war verheiratet mit dem Handlungsreisenden Karl Haas (geb. 1877 in Rülzheim). Ab 1913 lebte das Ehepaar in Mannheim, wo die Kinder Fanny (geb. 1914, zehn Tage nach der Geburt verstorben), Gertrud (geb. 1915) sowie die Zwillinge Lilli und Edwin (geb. 1920) zur Welt kamen. 1923 zog die Familie aus der Heinrich-Lanz-Straße nach L 14, 9.

Karl Haas starb 1927 im Alter von nur 50 Jahren, weshalb Anna als 35-jährige Witwe die Kinder alleine aufziehen musste. 1930 zog sie mit den Kindern in die Tattersallstraße und 1934 in eine große Altbau-Wohnung in F 2, 4a. Dies war der letzte gemeinsame Wohnsitz von Anna, Gertrud, Lilli und Edwin Haas. Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die jüdische Familie zunehmenden Repressalien ausgesetzt. Die nun schon jugendlichen Kinder wandten sich der zionistischen Bewegung zu und flohen aus Deutschland: Gertrud ging 1934 im Alter von 19 Jahren nach Jugoslawien, wo sie eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvierte und von wo aus sie 1936 nach Palästina emigrierte. Edwin floh 1936 im Alter von 16 Jahren in die Niederlande und folgte Gertrud 1939 nach Eretz Israel. Im April 1937 wanderte auch Lilli nach Palästina aus.

Anna Haas lebte bis 1939 alleine in F 2, ehe sie in eine kleinere Wohnung in die Heinrich-Lanz-Straße umzog. Zuletzt wohnte sie ab September 1940 in der Lameystraße 27.
Nur wenige Wochen später, am 22. Oktober 1940, verschleppten die Nationalsozialisten Anna Haas in das Internierungslager Gurs (Südwestfrankreich). Im August 1942 wurde sie über das Durchgangslager Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Der Stolperstein für Anna Haas wurde am 11. Oktober 2020 auf Wunsch ihrer Nachfahren vor dem Gebäude F 2, 4a verlegt.

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), November 2023