Fritz Stock

Familie Alfred, Erna und Fritz Stock

Alfred Stock wurde 1894 in Eberstadt geboren. 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, kam er als Kriegsversehrter nach Mannheim – er hatte an der Front seinen linken Arm sowie ein Auge verloren. In der Quadratestadt verschrieb sich der passionierte Zigarrenraucher dem Verkauf von Rauchwaren: Bis 1937 betrieb er zusammen mit seiner Ehefrau Erna Camilla geb. Levinger (geb. 1901 in Konstanz), die er 1923 geheiratet hatte, ein gutgehendes Zigarrengeschäft im Börsengebäude E 4, 17 sowie einen zweiten Laden am Wasserturm in C 3, 16. 1925 kam der gemeinsame Sohn Fritz Norbert im Luisenheim zur Welt. Die jüdische Familie lebte bis 1930 in E 5, 5, ehe sie nach C 3, 16 umzog.

Fritz besuchte nach der Volksschule das Lessing-Realgymnasium, das er jedoch aufgrund der antijüdischen Gesetze der Nationalsozialisten im Jahr 1937 verlassen musste.
Die Familie sah sich zunehmenden antisemitischen Anfeindungen und Repressalien ausgesetzt, weshalb Alfred, Erna und Fritz Stock im November 1937 schweren Herzens aus Deutschland flohen und nach Uruguay emigrierten. Später lebte die Familie in Argentinien.

Alfred Stock verstarb 1971, seine Ehefrau Erna 1994 in Buenos Aires. Fritz Stock hat in Südamerika seinen Namen in Frederico geändert. Im Juni 2009, 72 Jahre nach der Auswanderung, kehrte er zu einem mehrtägigen Besuch nach Mannheim zurück und besuchte die ehemaligen Wohn- und Wirkungsorte seiner Familie. Er starb 2016 im Alter von 91 Jahren im jüdischen Altersheim in Buenos Aires. Die Stolpersteine für die Familie Stock wurden am 11. Oktober 2022 auf Wunsch von Angehörigen vor dem Gebäude des einstigen Zigarrengeschäfts in E 4 verlegt.

Zum Weiterlesen:
Mannheimer Morgen vom 26.06.2009: Rauchzeichen einer jüdischen Kindheit. Frederico Stock, Sohn eines Zigarrenhändlers, streift auf Einladung der Stadt durch die Jugenderinnerungen.

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), November 2023
Fotos: privat