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Mina Fuld

geborene
Marx
geboren am
Verfolgung

1940 nach Gurs deportiert
1941 Flucht in die USA

Kachelbild
Text

Jeremias & Mina Fuld

Jeremias genannt Julius Fuld wurde 1871 als Sohn von Max Fuld (1846-1906) und Amalia geb. Zion (1847-1919) in Schriesheim geboren, wo er aufwuchs und 1899 die ein Jahr jüngere Schriesheimerin Mina Marx heiratete. Ab 1900 führte er zusammen mit dem Schwager Ferdinand Marx die gutgehende Viehhandlung „Marx und Fuld OHG“. Die Firma belieferte u.a. den Mannheimer Schlachtviehmarkt.

In den Jahren 1900 und 1901 kamen die Kinder Leopold und Flora zur Welt.
Jeremias „Julius“ Fuld war aktives Mitglied im Gesangsverein Liederkranz, im Militärverein, im Turnverein sowie in der Freiwilligen Feuerwehr; die Familie war in der Schriesheimer Bürgerschaft wohlbekannt und angesehen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die jüdische Familie zunehmenden Repressalien ausgesetzt und wurde aus den gleichgeschalteten Schriesheimer Vereinen ausgeschlossen. 1938 war Jeremias Fuld gezwungen, die Viehhandlung, in die inzwischen auch der Sohn als Teilhaber eingestiegen war, aufzugeben und sein Haus sowie die Stallungen zu verkaufen. Die mittlerweile verheirateten Kinder flohen mit ihren Familien nach Übersee: Sohn Leopold mit Ehefrau und Tochter nach Argentinien; Tochter Flora verh. Trautmann mit Ehemann und Sohn in die USA.

Jeremias und Mina Fuld waren die letzten Juden Schriesheims, die die Kleinstadt verließen. Im September 1939 kehrte das Ehepaar dem Ort, in dem die Familien seit Generationen gelebt hatten, den Rücken und zog nach Mannheim-Feudenheim, wo es zwei oder drei Zimmer im Obergeschoss des zweistöckigen Hauses der ebenfalls jüdischen Familie Freund in der Eichbaumstraße 1 bewohnte. Teile des Mobiliars aus dem Schriesheimer Haus mussten in einer Scheune untergestellt werden.

Am 22. Oktober 1940 befanden sich Jeremias und Mina Fuld unter den mehr als 6.500 südwestdeutschen Jüdinnen*Juden, die von den Nationalsozialisten in das Internierungslager Gurs (Südwestfrankreich) deportiert wurden. Ihre Tochter Flora bemühte sich zusammen mit ihrem Mann von den USA aus, den (Schwieger-)Eltern die Ausreise in die Vereinigten Staaten zu ermöglichen. Sie kümmerten sich um Genehmigungen und andere notwendige Papiere, stellten Affidavits aus und kamen sukzessive für die anfallenden Kosten auf. Im März 1941 wurde Jeremias Fuld in das Lager Les Milles (Aix-en-Provence) überstellt, das zu dieser Zeit als Transitlager für männliche Deportierte diente, die auf die Ausreise nach Übersee warteten. In diesem Lager erkrankte er aufgrund der widrigen Lebensbedingungen schwer und zog sich ein Nierenleiden zu. Seine Ehefrau Mina wurde Anfang November aus Gurs in das Frauen-Auswandererlager im Hotel Bompard in Marseille gebracht. Am 9. Dezember 1941 konnten Jeremias und Mina Fuld die Lager endlich verlassen und von Marseille über Casablanca in die USA emigrieren. Das Schiff kam am 14. Januar 1942 im Hafen von New York an.

Jeremias „Julius“ Fuld starb bereits am 17. September 1943 im Alter von 72 Jahren in New York an einem Blasenleiden, das er sich in den Internierungslagern zugezogen hatte. Mina Fuld geb. Marx starb am 20. November 1959 ebenfalls in New York. Sie wurde 87 Jahre alt.


Die Stolpersteine für das Ehepaar Fuld wurden auf Initiative des Vereins für Ortsgeschichte Feudenheim e.V. am 18. Oktober 2023 verlegt.


Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), März 2024
 

Literaturempfehlungen:
-    Joachim Maier: Die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung und „Euthanasie“ aus Schriesheim. Ein Gedenkbuch, Heidelberg u.a. 2019.
-    Alois Putzer: Auf den Spuren der jüdischen Mitbürger Feudenheims, hg. vom Verein für Ortsgeschichte Feudenheim e.V., Mannheim 2022.

 

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