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Franz Ferdinand Idstein

geboren am
Verfolgung

Flucht 1938
USA

Kachelbild
Text

Otto, Selma und Franz Ferdinand Idstein

Der Kaufmann Otto Idstein wurde 1879 in Mannheim geboren. 1920 heiratete er die aus dem oberfränkischen Burgebrach stammende Selma Ehrlich (Jg. 1892); 1921 kam der gemeinsame Sohn Franz Ferdinand zur Welt.

Otto Idstein war Alleininhaber der Polsterwarengroßhandlung Emil Schenk & Co. Im Jahr 1921 erwarb er das Mehrfamilienhaus in der Otto-Beck-Straße 6 und bezog mit seiner Familie die Wohnung im 2. Obergeschoss.
Franz Ferdinand besuchte in Mannheim die Volksschule und das Lessing-Realgymnasium. Der bescheidene Wohlstand der Familie ermöglichte es Otto und Selma Idstein, ihrem Sohn anschließend seine Schulbildung im Ausland fortzusetzen – auch aufgrund der zunehmenden antisemitischen Repressalien, denen die jüdische Familie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ausgesetzt war. Franz Ferdinand besuchte 1935/36 eine Höhere Schule in Antwerpen und anschließend eine Privatschule in Mailand, wo er 1937 schulbegleitend ein Volontariat bei dem Radiotechnik-Unternehmen L. Mayer-Recchi absolvierte. Nachdem er kurzzeitig zu seinen Eltern nach Mannheim zurückgekehrt war, emigrierte er im September 1938 im Alter von 17 Jahren alleine in die USA, wo er nach dem Krieg seinen Namen in Frank Idestone änderte und bis zu seinem Tod leben blieb. Er starb 1996 im Alter von 74 Jahren in Baltimore, Maryland.

Sein Vater Otto wurde wenige Wochen später im Zuge der Novemberpogrome verhaftet und vier Wochen im KZ Dachau inhaftiert.
Am 22. Oktober 1940 befanden sich Otto und Selma Idstein unter den mehr als 6.500 jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus Baden und der damaligen Saarpfalz, die die Nationalsozialisten in das Internierungslager Gurs (Südwestfrankreich) deportierten. Selma wurde einige Monate später in das Lager Noé überstellt, in das vor allem ältere und gebrechliche Deportierte gebracht wurden. Otto wurde 1941 zunächst in das Lager Les Milles, anschließend ebenso nach Noé überstellt.
1941/42 soll sich Selma Idstein in Marseille aufgehalten haben; näheres hierzu ist jedoch nicht bekannt. Möglicherweise befand sie sich in einem der drei dortigen „Auswandererlager für Frauen“, in dem Hunderte jüdische Deportierte, die über Kontakte in den USA verfügten, auf Ausreisemöglichkeiten nach Übersee warteten.
Von September 1942 bis März 1944 fand Selma Unterschlupf in einem Kloster in Reillanne in der Provence. Ab März 1944 lebte dort auch ihr Mann Otto.
Im Frühjahr 1944 wurde das Ehepaar Idstein erneut verhaftet und in das Durchgangslager Drancy (bei Paris) verschleppt. Am 30. Mai 1944 wurden beide nach Auschwitz deportiert und ermordet.

 

Die Stolpersteine zum Gedenken an Otto, Selma und Franz Ferdinand Idstein wurden von Privatpersonen initiiert und am 18. Oktober 2023 vor dem Haus Otto-Beck-Straße 6 verlegt.

 


Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), März 2024
Adresse

Otto-Beck-Str. 6
68165 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.47935831858, 8.4830854