Alfred Kahn

Alfred Kahn wurde am 8. September 1881 in Freiburg im Breisgau geboren. Ab 1917 lebte er in der Mollstraße in Mannheim. Er war verheiratet mit Johanna Sichel aus Frankfurt am Main. Alfred Kahn war Geschäftsmann und betrieb zusammen mit seinem Bruder Max eine erfolgreiche Papierfabrik im Hafenviertel.
Im Jahr 1927 zogen Alfred und Johanna Kahn in eine Wohnung im dritten Stock der Augustaanlage 34. Zwei Jahre später adoptierten sie den fünfjährigen Hans aus einem jüdischen Waisenhaus in Köln und erzogen ihn wie ihr eigenes Kind.

Nach 1933 wurde Alfred Kahn die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und seine Firma „arisiert“. Zufällig befand er sich am 9. November 1938 während der Novemberpogrome auf einer Geschäftsreise in St. Gallen. Es gelang ihm, in der Schweiz zu bleiben, und er versuchte daraufhin von dort aus, die Auswanderung der gesamten Familie in die Vereinigten Staaten zu organisieren. Sein Sohn Hans erinnerte sich später: „Mein Vater wollte unsere ganze Familie herausholen, aber er konnte nur ein amerikanisches Visum für ein einziges Familienmitglied bekommen." Alfred und Johanna Kahn beschlossen, dass es ihre Priorität war, ihren Sohn in Sicherheit zu bringen. Alfred Kahn erreichte, dass Hans trotz Kriegsausbruch die Schweiz und Italien durchqueren und im Dezember 1939 in Genua auf ein Schiff in Richtung New York City steigen konnte.

Alfred Kahn selbst überlebte den Krieg in der Schweiz. Johanna Kahn wurde im Oktober 1940 von Mannheim aus in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert, wo sie kurz darauf starb.

Nach dem Krieg heiratete Alfred erneut und kehrte 1952 mit seiner zweiten Frau Theresia geb. Rauch wieder nach Mannheim zurück. Hans erinnerte sich später, dass sein Vater ihn zunächst nicht erkannte, als er ihn nach dem Krieg in einer amerikanischen Uniform wieder traf. Vater und Sohn blieben bis zu Alfreds Tod im Jahr 1957 in Kontakt.

Die Stolpersteine zum Gedenken an Alfred, Johanna und Hans Kahn wurden am 18. Oktober 2023 verlegt.

Text: Johanna S. Mai