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Else Bartosch

geborene
Marx
geboren am
Verfolgung

Jüdische Pianistin
1943 in Auschwitz ermordet

Kachelbild
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Text

Die Pianistin Else Bartosch kam als Else Karola Marx am 3. September 1898 als Tochter jüdischer Eltern in Mannheim zur Welt. Sie war seit 1922 mit dem Musikdirektor und Komponisten Karl Bartosch verheiratet.

Karl Eduard Bartosch wurde am 1. Dezember 1877 in Brünn (heute Brno) geboren, studierte von 1887 bis 1895 am dortigen Konservatorium und arbeitete daraufhin als Theaterkapellmeister, 1897/8 in Brünn, von 1904 bis 1906 in Heidelberg und von 1906 bis 1908 am Nationaltheater in Mannheim, wo er auch Chordirektor war. Ab 1908 war der Katholik Bartosch Organist und Dirigent des Synagogenchores an der Hauptsynagoge in Mannheim, von 1920 bis 1936 Chorleiter des Mannheimer „Liederkranz“, eines weltlichen jüdischen Männerchors, und zeitweise auch des „Arbeiter-Sängerkranz“ in Heidelberg.

Das Ehepaar wohnte seit 1931 im Mannheimer Quadrat C 2, 4. Else lebte in einer sogenannten „privilegierten Mischehe“, weshalb sie, im Gegensatz zu ihren Eltern, von der Deportation der Mannheimer Jüdinnen und Juden nach Gurs im Oktober 1940 verschont blieb. Nach Karls Tod am 21. Februar 1942 wurde Elses Lage äußerst prekär. Sie konnte sich mehrere Wochen lang in Wiesental (heute Stadt Waghäusel) bei der Familie von Klavierschülern und daraufhin bei deren Verwandten in Untermünstertal im Schwarzwald verstecken. Sie ging jedoch das Risiko einer Rückkehr in die Mannheimer Wohnung ein; ein Ministrant an der Jesuitenkirche scheint das Geheimnis ausgeplaudert zu haben, was zu Elses Verhaftung durch die Gestapo am 25. Mai 1942 führte. Auf ihrer städtischen Meldekarte ist unter dem Datum 15. Juni 1943 zynisch vermerkt „unbekannt auf Wanderschaft“ – der Tag ihrer Deportierung nach Auschwitz. Sie wurde am 31. Dezember 1943 „für tot erklärt“.

Else Bartoschs Eltern blieb Auschwitz erspart; sie starben in Südfrankreich, bevor sie abermals deportiert werden konnten. Elses Mutter Mary Helene Marx geb. Liebmann (geb. 21.8.1869 in Alzey) starb am 8. Oktober 1943 im Krankenhaus in Marseille; Elses Vater, der Geschäftsmann Sigmund Marx (geb. 7.10.1858 in Ketsch), starb am 8. oder 10. Januar 1944 im Hospiz in Masseube.

Auf einem der hier abgebildeten Fotos ist der Flügel der Bartoschs zu sehen, ein Ausstellungsstück der Stuttgarter Firma Schiedmayer für die Weltausstellung in Paris im Jahr 1900. Das Instrument wurde offenbar von Karl Bartosch am Ende der Ausstellung erworben. Berichten zufolge wurde der Flügel nach der Verhaftung von Else in den Keller der Jesuitenkirche verfrachtet, wo er den schweren Bombenangriff vom 5./6. September 1943
überstand. Das Ehepaar Bartosch hatte eine enge Beziehung zu Franz Weinmann gehabt, einem musikalisch begabten Kaplan an der Jesuitenkirche, der als offener Regimekritiker ab 1942 im KZ Dachau interniert war. Er nahm das Instrument später an sich und mit nach Hausach im Kinzigtal, wo er ab 1957 Pfarrer und Dekan war. Der Flügel steht heute in der Domsingschule in Freiburg.

 

Der Stolperstein für Else Bartosch wurde am 11. Oktober 2022 verlegt.


Text: Stefan Gentner und Markus Trunk
Adresse

C 2, 4
68159 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.487066818585, 8.4632096