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Jakob Reinmann

geboren am
Verfolgung

1940 nach Gurs deportiert
1941 im Lager Récébédou gestorben

Kachelbild
Text

Familie Reinmann/Alexander

Die Geschwister Jakob (*1864), Juliana „Julchen“ (*1871), Helene (*1872), Isidor (*1874) und Emilie (*1875) Reinmann waren fünf von insgesamt 11 Kindern des jüdischen Metzgers Josef Reinmann (1833-1903). Über Jakobs Mutter ist nichts bekannt; die genannten Geschwister stammten aus der zweiten Ehe des Vaters, ihre Mutter war Amalie geb. Maier (1845-1923).
Der Vater betrieb eine Metzgerei in der Feudenheimer Talstraße 7, die nach seinem Tod von den ledig gebliebenen Kindern Jakob, Juliana, Helene und Isidor fortgeführt wurde. 1924 erwarben die Geschwister das Gebäude der Bürgerlichen Brauhauses in der Hauptstraße 88, wo sie fortan lebten und die Metzgerei betrieben. Emilie war dagegen bereits vor 1910 ins Saarland gezogen und heiratete den aus St. Wandel stammenden Metzgermeister Robert Alexander. Nach dessen Tod kehrte Emilie im Februar 1936 aus Neunkirchen nach Mannheim-Feudenheim zurück.

Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren die jüdischen Geschwister Reinmann zunehmenden Repressalien ausgesetzt. 1938 war sie (auch aus Altersgründen) gezwungen, die unter erschwerten Bedingungen geführte Metzgerei, die kaum noch zur Bestreitung des Lebensunterhalts gereicht hatte, an einen nicht-jüdischen Metzger abzugeben.
Nach den Novemberpogromen 1938 verhafteten die Nationalsozialisten Jakob und Isidor Reinmann, um sie im KZ Dachau zu inhaftieren. Aufgrund ihres Alters wurden sie jedoch wieder freigelassen und entgingen so der KZ-Haft.

Am 22. Oktober 1940 wurden die fünf Geschwister nach Gurs deportiert und kurz darauf in das für ältere Deportierte vorgesehene Lage Récébédou überstellt. Vier Geschwister überlebten die dortige Inhaftierung nicht: Helene Reinmann starb am 2. Juni 1941 im Alter von 68 Jahren, Isidor am 6. Dezember 1941 im Alter von 67 Jahren, Jakob am 13. Dezember 1941 im Alter von 77 Jahren und Juliana am 20. Juni 1942 im Alter von 71 Jahren im Lager Récébédou.

Einzig die Schwester Emilie hat die Internierungslager überlebt. Von Récébédou wurde sie in das Lager Noé überstellt, wo sie im August 1944 die Befreiung durch Resistance-Gruppen und die Alliierten erlebte. Bis 1949 lebte sie im Kloster St. Astier in der Dordogne, ehe sie als schwerkranke Frau von ihrer Tochter nach Haifa (Israel) geholt wurde. Sie starb dort wenige Wochen nach der Ankunft am 20. Oktober 1949 im Alter von 74 Jahren.
 

Die Stolpersteine für die Familie Reinmann wurden initiiert vom Verein für Ortsgeschichte Feudenheim e.V. und am 18. Oktober 2023 vor dem Gebäude Hauptstraße 88 verlegt.

 

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), März 2023

Literaturhinweis:
Alois Putzer: Auf den Spuren der jüdischen Mitbürger Feudenheims, hg. vom Verein für Ortsgeschichte Feudenheim e.V., Mannheim 2022.
Adresse

Hauptstr. 88
68259 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.487158518585, 8.52879965