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Laura Adelsheimer

geboren am
Verfolgung

1940 nach Gurs deportiert
1943 ermordet in Auschwitz

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Laura und Sami Adelsheimer

Laura Adelsheimer wurde 1897 in Lemförde (heute Kreis Diepholz, Niedersachsen) geboren. 1935 zog sie nach Wiesbaden und kam im August 1938 von Mutterstadt nach Mannheim, wo sie zunächst in O 4, 1 lebte und als Hausangestellte in einem jüdischen Haushalt arbeitete. Zwei Monate nach ihrer Ankunft in Mannheim kam am 30. Oktober 1938 im Israelitischen Krankenhaus der Sohn Sami zur Welt. Über den Vater ist nichts bekannt.
Mutter und Sohn lebten mehr als ein Jahr lang in S 1, 12 und zogen im Dezember 1939 nach G 7, 5a um.

Sami war noch keine 2 Jahre alt, als er am 22. Oktober 1940 zusammen mit seiner Mutter nach Gurs deportiert wurde. Vermutlich wurden beide wenige Monate später in das Internierungslager Rivesaltes überstellt, das als sogenanntes „Familienlager“ galt.
Gesichert ist, dass Sami im März 1942 von Mitarbeiter:innen des französischen jüdischen Kinderhilfswerks Œuvre de secours aux enfants (OSE) aus dem Lager Rivesaltes gerettet und in ein OSE-Kinderheim in Palavas-les-Flots (bei Montpellier) gebracht wurde. Im Herbst 1943 wurde er in das OSE-Heim in Izieu (östlich von Lyon) gebracht, wo er unter anderem auf die Mannheimer Max Leiner (zu dieser Zeit 7 Jahre alt), Otto Wertheimer (11 Jahre) und Fritz Löbmann (15 Jahre) traf. In Palavas und Izieu konnten die Jungen zum ersten Mal seit Herbst 1940 aufatmen: essen, ausschlafen, spielen und wieder einigermaßen „normal“ leben. Das Heim bot Geborgenheit und Schutz. Doch die Idylle war nur von kurzer Dauer.
Im Frühjahr 1944 ordnete der berüchtigte Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, Razzien in den französischen Kinderheimen an, in die seit 1941 Hunderte aus den Lagern gerettete jüdische Kinder und Jugendliche in vermeintliche Sicherheit gebracht worden waren. Am 6. April 1944 (Gründonnerstag) wurden alle 44 zu dieser Zeit im „Maison d`Izieu“ anwesenden Minderjährigen sowie sechs Betreuer:innen verhaftet und in das Lyoner Fort Montluc gebracht. Wenige Tage später wurden die Kinder und Jugendlichen, darunter auch Sami, Max, Otto und Fritz, über das Durchgangslager Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sami Adelsheimer wurde nur 5 Jahre alt.

Seine Mutter Laura Adelsheimer war bereits im November 1943 aus Gurs nach Auschwitz deportiert worden. Sie wurde nach dem Krieg für tot erklärt.

 

An die sogenannten „Kinder von Izieu“ erinnert unter anderem ein gleichnamiges Lied von Reinhard Mey. In den Jahren 2001/2002 erarbeiteten Schüler:innen aus Mannheim und Lyon in Kooperation mit der Gedenkstätte Maison d`Izieu und dem Stadtarchiv Mannheim die deutsch-französische Wanderausstellung „Mannheim – Izieu – Auschwitz“, in deren Mittelpunkt die vier Mannheimer Kinder stehen. Sie kann bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ausgeliehen werden.

Die Stolpersteine zum Gedenken an Sami Adelsheimer, Max Leiner, Fritz Löbmann, Otto Wertheimer sowie ihre Familien wurden vom Deutsch-Türkischen Institut Mannheim im Rahmen des Schülerprojekts „#ÜberLebensgeschichtenstolpern!“ initiiert und am 23. Oktober 2023 verlegt.

 

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), März 2024

 

Literatur & Informationen:
-    Serge & Beate Klarsfeld: Die Kinder von Izieu, Leipzig 1991.
-    Gedenkstätte Maison d`Izieu: https://www.memorializieu.eu/de/
-    Wanderausstellung: https://www.gedenkstaetten-bw.de/izieu-ausstellung

 

Adresse

G 7, 5
68159 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.491631918588, 8.4630435