Breadcrumb-Navigation

Max Leiner

geboren am
Verfolgung

1940 nach Gurs deportiert
Kinderheim Izieu
1944 ermordet in Auschwitz

Kachelbild
Galerie
Text

Max Leiner, Johanna Strauß und Auguste Schiffmann

Max Leiner wurde am 26. November 1936 in Mannheim geboren. Seine Mutter Meche Leiner genannt Stiglitz (geb. 1912 in Heidelberg) war erst drei Wochen vor Max` Geburt von Ludwigshafen nach Mannheim gezogen, wo sie bei ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Dina und der Familie ihres Verlobten in D 2, 1 wohnte. In dem Haushalt lebten zu dieser Zeit: David Strauß (*1858) und dessen zweite Ehefrau Johanna geb. Schiffmann (*1884 in Hoppstädten), Sohn Kurt (*1911) sowie Dina, Meche und Max Leiner. Kurts Schwester Luzia (*1914) war bereits 1935 nach Prag verzogen; sein Bruder Josef im September 1936 nach Palästina emigriert.

Im Februar 1937 zog Meche Leiner, die als Kindergärtnerin gearbeitet haben soll, nach Leipzig und ließ ihren Sohn Max bei ihrer Schwester zurück. 1938 lebte sie zumindest kurzzeitig nochmals in Ludwigshafen; über ihr weiteres Leben ist nichts bekannt.

Dina und Kurt heirateten im April 1937 und emigrierten wenige Wochen darauf nach Jugoslawien. Max blieb bei den Eltern des angeheirateten Onkels, David und Johanna Strauß, in Mannheim. David Strauß starb im Juni 1938 im Alter von 79 Jahren, sodass sich die 53-jährige Witwe Johanna allein um den kleinen Max kümmerte. Im Februar 1939 zog sie mit dem Jungen in die damalige Kleine Wallstadtstr. 30 (heute Galileistraße) um. Ab April 1940 wohnte dort auch Johannas ledige Schwester Auguste Schiffmann (*1886 in Hoppstädten), die zuvor in der Otto-Beck-Straße gewohnt hatte.

Am 22. Oktober 1940 wurden Johanna Strauß, Auguste Schiffmann und Max Leiner von den Nationalsozialisten nach Gurs deportiert und im März 1941 in das Lager Rivesaltes überstellt, das als sogenanntes „Familienlager“ fungierte. Auguste Schiffmann starb dort am 18. Februar 1942 im Alter von 55 Jahren. Ihre Schwester Johanna Strauß wurde im August 1942 über das Durchgangslager Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Max war dagegen im März 1942 von Mitarbeiter:innen des französischen jüdischen Kinderhilfswerks Œuvre de secours aux enfants (OSE) aus dem Lager gerettet und in das OSE-Kinderheim in Palavas-les-Flots (bei Montpellier) gebracht worden. Im Herbst 1943 wurde er in das OSE-Heim in Izieu (östlich von Lyon) gebracht, wo er unter anderem auf die Mannheimer Sami Adelsheimer (4 Jahre alt), Otto Wertheimer (11 Jahre) und Fritz Löbmann (15 Jahre) traf. In Izieu konnten die Jungen zum ersten Mal seit Herbst 1940 aufatmen: essen, ausschlafen, spielen und wieder einigermaßen „normal“ leben. Das Heim bot Geborgenheit und Schutz. Doch die Idylle war nur von kurzer Dauer. Im Frühjahr 1944 ordnete der berüchtigte Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, Razzien in den französischen Kinderheimen an, in die seit 1941 Hunderte aus den Lagern gerettete jüdische Kinder und Jugendliche in vermeintliche Sicherheit gebracht worden waren. Am 6. April 1944 (Gründonnerstag) wurden alle 44 zu dieser Zeit im „Maison d`Izieu“ anwesenden Minderjährigen sowie sechs Betreuer:innen verhaftet und in das Lyoner Fort Montluc gebracht. Wenige Tage später wurden die Kinder und Jugendlichen, darunter auch Max, Fritz, Sami und Otto, über das Durchgangslager Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet. Max Leiner wurde nur 7 Jahre alt.


An die sogenannten „Kinder von Izieu“ erinnert unter anderem ein gleichnamiges Lied von Reinhard Mey. In den Jahren 2001/2002 erarbeiteten Schüler:innen aus Mannheim und Lyon in Kooperation mit der Gedenkstätte Maison d`Izieu und dem Stadtarchiv Mannheim die deutsch-französische Wanderausstellung „Mannheim – Izieu – Auschwitz“, in deren Mittelpunkt die vier Mannheimer Kinder stehen. Sie kann bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ausgeliehen werden.

Die Stolpersteine zum Gedenken an Sami Adelsheimer, Max Leiner, Fritz Löbmann, Otto Wertheimer sowie ihre Familien wurden vom Deutsch-Türkischen Institut Mannheim im Rahmen des Projekts „#ÜberLebensgeschichtenstolpern!“ initiiert und am 23. Oktober 2023 verlegt.

 

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), März 2024

 

Literatur & Informationen:
-    Serge & Beate Klarsfeld: Die Kinder von Izieu, Leipzig 1991.
-    Gedenkstätte Maison d`Izieu: https://www.memorializieu.eu/de/
-    Wanderausstellung: https://www.gedenkstaetten-bw.de/izieu-ausstellung

Adresse

Galileistraße (gegenüber Hausnummer 25)
68165 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.478244984005, 8.4762502048935