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Die MVV Energie AG: Marktliberalisierung, Börsengang und Expansion (1988-2008)

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Die beiden Jahrzehnte um die Jahrtausendwende waren für die MVV eine Ära grundlegender Veränderungen. Das Unternehmen wandelte sich vom Stadtwerk zum börsennotierten, europaweit agierenden Energieversorger.

Auf die Liberalisierung der Märkte für Strom und Gas reagierte die MVV mit einer offensiven Strategie. Die Bewahrung der Unabhängigkeit und die Sicherung einer soliden Position im Wettbewerb waren dabei zentrale Ziele, die nicht zuletzt im Interesse der Stadt Mannheim verfolgt wurden. Maßgeblich vorangetrieben wurde diese Entwicklung durch Roland Hartung als Sprecher der Geschäftsführung und durch Oberbürgermeister Gerhard Widder als Aufsichtsratsvorsitzendem.

In den 1980er Jahren setzte die EG-Kommission einen umfassenden Reformprozess in Gang, in dessen Verlauf am 1. Juli 1987die "Einheitliche Akte" verabschiedet wurde. Das Dokument sah die Schaffung eines europäischen Binnenmarkts für alle Waren und Dienstleistungen – also auch für Strom und Gas – bis zum 31. Dezember 1992 vor. Daraufhin wurden Richtlinienentwürfe zur Liberalisierung des Strommarkts ausgearbeitet, die im Kern den freien Zugang zu den Netzen für alle Anbieter vorsahen. Am 20. Juni 1996 einigten sich schließlich die Energieminister auf die Grundsätze der Liberalisierung der Strommärkte. Die Binnenmarktrichtlinie Strom trat am 19. Februar 1997 in Kraft, sie war in den EU-Mitgliedsstaaten mit einer Frist von zwei Jahren umzusetzen.

Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Liberalisierung der Energiemärkte wurden ab Mitte der 1990er Jahre bei der MVV grundsätzliche Überlegungen zur Neupositionierung des Unternehmens angestellt. Man rechnete mit einem Konzentrationsprozess in der Energiewirtschaft, in dem man eine aktive Rolle spielen wollte, um die Interessen der Stadt Mannheim zu sichern. Der Plan war, sich an anderen Unternehmen auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene zu beteiligen. Zur Finanzierung von Akquisitionen war Kapital erforderlich, das jedoch von der Stadt Mannheim nicht zur Verfügung gestellt werden konnte. Als Alternative kam eine Teilprivatisierung des Unternehmens infrage. Dafür wurden drei Optionen entwickelt: Die Beteiligung eines strategischen Investors aus dem In- oder Ausland, die Beteiligung eines Finanzinvestors und schließlich ein Börsengang.

Anzeige für den Börsengang, MVV.

Bei der MVV präferierte man von Anfang an den Börsengang und arbeitete zielgerichtet darauf hin. Am 2. März 1999 wurde die Aktie der MVV Energie AG erstmals an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart gehandelt. Der Börsengang brachte dem Unternehmen rund 400 Mio. DM (205 Mio. €) ein, die für den Ausbau des Kern- und Dienstleistungsgeschäfts und den Erwerb von operativen Beteiligungen an anderen Energieversorgern – beispielsweise in Offenbach und Kiel – genutzt wurden.

Eine Sonderausgabe der Aktionszeitung "Fit für Europa" würdigte den Börsengang, 1999, MVV.

Mit dieser Strategie konnte sich die MVV in einem von vier großen Stromkonzernen dominierten Markt als unabhängiges Unternehmen behaupten und der mit dem Börsengang eingeschlagene Weg erwies sich insgesamt als erfolgreich. Für die maßgeblichen Akteure im Unternehmen und in der Kommunalpolitik stand dabei an erster Stelle, dass die MVV unabhängig und frei von fremden Einflüssen blieb.

Der Text basiert auf dem vom Autor bearbeiteten Kapitel "Marktliberalisierung, Börsengang und Expanison", das in der MVV-Festschrift "150 Jahre Mannheimer Energien" im Siedler-Verlag 2023 veröffentlicht wurde.

"Im Schlafe habe ich dann auch einen Schrei gehört" - Raubmord in der Gutemannstraße, Oktober 1945

Als Greta Diester in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 1945 nach Mitternacht durch Schreie im Nebenzimmer geweckt wurde, glaubte sie zunächst an einen Zwischenfall im Nachbarhaus. Und dies nicht ganz unbegründet: Wie eine Nachbarin später zu Protokoll gab, kam dergleichen öfter vor, sodass man sich nichts Besonderes dabei dachte. Im Bordellbezirk Gutemannstraße wurde regelmäßig die Nacht zum Tag gemacht und tätliche Auseinandersetzungen waren dabei auch keine Seltenheit.

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