"Der Fall Schweitzer" sorgte seinerzeit für eine sehr große Kontroverse und erlangte eine gewisse "Bedeutung für die frühe Phase der Emanzipation Homosexueller", wie es Christian Könne in seinem Aufsatz in "Queer im Leben – Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Geschichte und Gegenwart der Rhein-Neckar-Region" beschreibt.
Trotz der Verfolgung homosexueller und transidenter Menschen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik war Mannheim bereits damals ein Zentrum queeren Lebens. Über diese Zeit berichtet Christian Könne in der Neuveröffentlichung „Queer im Leben! Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Geschichte und Gegenwart der Rhein-Neckar-Region“.
Einige interessante Zeugnisse des Selbstverständnisses eines intellektuellen Homosexuellen des 19. Jahrhunderts finden wir in Christian Könnes Beitrag zu Melchior Grohe. Über Melchior Grohe ist dabei gar nicht so vieles sicher. Man weiß beispielsweise nicht, wo er seinen Doktortitel erworben hat oder kann nicht mit Sicherheit sagen, ob er Christ oder Moslem war. Auch seine sexuelle Identität kann nicht so ohne weiteres in die heutigen Kategorien gelegt werden.
Die neue Publikation „Queer im Leben! – Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Geschichte und Gegenwart der Rhein-Neckar-Region“ wird, wie bereits angekündigt, nun häufiger Gegenstand auf unserem Blog sein. Einen nicht unerheblichen Teil des Werks machen Exkurse in Biographien bekannter Persönlichkeiten aus, an denen die beschriebenen Inhalte ganz konkret deutlich werden. Einer dieser Exkurse dreht sich um Schauspieler und Intendant August Wilhelm Iffland.
Die Geschichte und Gegenwart queeren Lebens in unserer Region und ihrer Zentren Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg ist das Thema des im Oktober 2022 vom MARCHIVUM herausgegebenen Buches mit dem Titel "Queer im Leben! Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Geschichte und Gegenwart der Rhein-Neckar-Region." Das Buch mit beigefügter Filmdokumentation berichtet von Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung, aber auch vom Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung, von queeren Emanzipationen und Communities. Mit einem Einblick in das von Dana-Livia Cohen, Wolfgang Knapp und Christian Könne verfasste Buch starten wir eine Serie zum queeren Leben in Mannheim und der Region.
Aufmerksame Leser*innen unseres MARCHIVUM-Blogs wissen, dass wir dieses Jahr jeden Monat ein Kapitel des Bandes „Zusammenleben in Vielfalt“ zur Migrationsgeschichte der Quadratestadt vorgestellt haben. Nun kommen wir also in der Gegenwart an, „City of Immigrants“ lautet der Titel des Beitrags von Mitherausgeber Philipp Gassert, der den Zeitraum von 1980 bis 2020 in Augenschein nimmt.
Mit unserer Serie zum Band zur Mannheimer Migrationsgeschichte sind wir nun fast in der Gegenwart angekommen. Im Folgenden wird die Zeit von 1955 bis 1980 behandelt. Die Historikerin Julia Scialpi untersucht darin die Anfänge und die Entwicklung der Gastarbeiterbewegung.
Spricht man über Migration während des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Zeit danach, spricht man im Grunde ausschließlich über erzwungene Migration. Menschen mussten vor Krieg und politischer Verfolgung fliehen oder wurden unfreiwillig durch Deportation und Verschleppung an andere Orte gebracht. Angela Borgstedt versucht, mit ihrem im Band „Zusammenleben in Vielfalt“ zur Mannheimer Migrationsgeschichte erschienenen Aufsatz, Eindrücke zu diesem Zeitabschnitt zu vermitteln.
Der Text wurde von Dr. Harald Stockert verfasst, der zunächst feststellt, dass es in der Zeit der Weimarer Republik und auch in der frühen NS-Zeit teilweise beachtliche Zu- und Abwanderungsbewegungen gab. Insbesondere unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wanderten rund 1 Million Menschen nach Deutschland ein. Ab Ende der 1920er Jahre gingen die Zahlen dann deutlich zurück.
Es ist auch heute zu erleben, dass Kriegsgeschehen einen enormen Einfluss auf Migrationsbewegungen haben. Der Erste Weltkrieg stellt hiervon keine Ausnahme dar und ist somit als gesonderte Episode in den Band zur Mannheimer Migrationsgeschichte „Zusammenleben in Vielfalt“ aufgenommen worden.
Im Auftrag des Gemeinderats wurde unser Projekt „Dokumentation der Migrationsgeschichte“ ins Leben gerufen. Aufgabe des MARCHIVUM ist es nun, historisch relevante Materialien zur Mannheimer Migrationsgeschichte zu sammeln und sicher aufzubewahren, um einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft sichtbar zu machen. Elementarer Bestandteil der Überlieferung sollen neben physischem Material migrantischer Institutionen auch die Eindrücke der Migrant*innen selbst sein, die in Interviews festgehalten werden. Frau Binaey Taneri, eine angehende Lehrerin an einer Mannheimer Schule, hat sich mit uns über ihren Lebensweg und ihre Erfahrungen ausgetauscht. Um einen Einblick in das Projekt zu geben, möchten wir Teile dieses Gesprächs in zwei Schüben auf unserem Blog veröffentlichen:
Im Auftrag des Gemeinderats wurde unser Projekt „Dokumentation der Migrationsgeschichte“ ins Leben gerufen. Aufgabe des MARCHIVUM ist es nun, historisch relevante Materialien zur Mannheimer Migrationsgeschichte zu sammeln und sicher aufzubewahren, um einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft sichtbar zu machen. Elementarer Bestandteil der Überlieferung sollen neben physischem Material migrantischer Institutionen auch die Eindrücke der Migrant*innen selbst sein, die in Interviews festgehalten werden. Frau Binaey Taneri, eine angehende Lehrerin an einer Mannheimer Schule, hat sich mit uns über ihren Lebensweg und ihre Erfahrungen ausgetauscht. Um einen Einblick in das Projekt zu geben, möchten wir Teile dieses Gesprächs in zwei Schüben auf unserem Blog veröffentlichen:
Um Ihnen unsere Publikation "Veröffentlichungen zur Mannheimer Migrationsgeschichte" näher zu bringen, stellen wir Ihnen jeden Monat ein Kapitel des Sammelbandes in Kurzform vor. Nun steht der Zeitraum von 1860 bis 1890 im Fokus, in dem sich Mannheim von der Handels- zur Industriestadt entwickelt. Auch in dieser Zeit gibt es Migrationsbewegungen.
Um Ihnen unsere Publikation "Zusammenleben in Vielfalt. Zuwanderung nach Mannheim von 1607 bis heute" näher zu bringen, stellen wir Ihnen jeden Monat ein Kapitel des Sammelbandes in Kurzform vor.
Paul Franz Giulini war einer der erfolgreichsten Unternehmer der Frühindustrialisierung in Mannheim. Der in Norditalien geborene Giulini kam 1822 in die Quadratestadt und gründete noch im selben Jahr die erste chemische Fabrik Mannheims.
Der im folgenden diskutierte Abschnitt der Mannheimer Stadt- und Migrationsgeschichte nimmt seinen Anfang mit der Verlegung der kurfürstlichen Residenz nach München im Jahr 1778. Mit dem Wegzug des Kurfürsten Karl Theodor büßte Mannheim seinen Status als Residenzstadt und deshalb auch enorm an wirtschaftlicher Kraft ein, sodass die Armut in der Quadratestadt anstieg. Vor allem Arbeitsaufträge für die Gewerbetreibenden oder Handwerker gingen massiv zurück.
Um Ihnen unsere Publikation "Veröffentlichungen zur Mannheimer Migrationsgeschichte" näher zu bringen, stellen wir Ihnen jeden Monat ein Kapitel des Sammelbandes in Kurzform vor. An der Reihe ist nun das Kapitel über die Residenzzeit Mannheims, 1720-1778. Es wurde von Prof. Hiram Kümper vom Historischen Institut der Universität Mannheim verfasst.
Die euphemistisch "Euthanasie-Programm" genannte Mordaktion der Nationalsozialisten hatte das Ziel, dauerhaft pflegebedürftige Menschen, vor allem psychisch kranke oder behinderte Kinder und Erwachsene, die als "nutzlose Esser" betrachtet und deren Dasein pauschal als "lebensunwert“ bezeichnet wurde, zu töten. Dem zugrunde lag einerseits der eugenisch begründete Wunsch, die Erbanlagen des deutschen Volkes von "minderwertigen Genen“ zu reinigen, andererseits wollte das NS-Regime durch die Ermordung pflegebedürftiger Menschen für den Krieg benötigte Ressourcen einsparen.
Juden aus Osteuropa emigrierten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nach Mannheim. Die MARCHIVUM-Publikation "Die Ostjuden in Mannheim" von Volker Keller geht dieser Geschichte nach.
Liebe Blog-Leser*innen,
am 20. Oktober 2021 konnten wir bereits den von Philipp Gassert, Ulrich Nieß und Harald Stockert herausgegebenen ersten Band der „Veröffentlichungen zur Mannheimer Migrationsgeschichte“ im Friedrich-Walter-Saal des MARCHIVUM vorstellen. Um Ihnen diese wichtige Publikation näher zu bringen, sollen nun in den folgenden Monaten die einzelnen Kapitel dieses Sammelbandes durch Zusammenfassungen vorgestellt werden. Das erste Kapitel unseres Sammelbandes zur Migrationsgeschichte Mannheims wird von Prof. Dr. Hermann Wiegand vorgelegt. Der Vorsitzende des Mannheimer Altertumsvereins nimmt dabei die Jahre „von der Festungsgründung 1606 bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges“ in Augenschein.
Am 9. November häufen sich gleich mehrere für die deutsche Geschichte schicksalhafte Ereignisse, die in einem direkten historischen Zusammenhang stehen, gleichzeitig in der Erinnerung der Deutschen konkurrieren. Woran soll erinnert werden? Hätte sich der 9. November als "Nationalfeiertag" der Deutschen geeignet? Diesen und ähnlichen Fragen geht ein neu erschienenes Buch nach. In unserem Blog fragen wir auch, welches der Ereignisse die Erinnerung der Mannheimerinnen und Mannheimer geprägt hat.
Eines der bekanntesten Mannheimer Dokumente aus dem 17. Jahrhundert ist ein Stadtplan, den Jacob van Deyl erstellt hat. Darin werden alle, die am 4. April 1663 ein Grundstück in der Stadt Mannheim besessen haben, namentlich aufgeführt. Diese Quelle wurde schon vielfach ausgewertet und ist natürlich ein wertvolles und sprechendes Dokument. Aber sie ist nur eine Momentaufnahme, wie schnell zu erkennen ist, wenn andere Quellen hinzugezogen werden. Das wurde bisher für Einzelaspekte, aber noch nicht systematisch gemacht, da der notwendige Arbeitsaufwand dafür immens ist und sich erst mit modernen Mitteln der Datenverarbeitung besser in den Griff bekommen lässt.
Im heutigen Blog-Beitrag stellt unsere Autorin das Buch "Nuestra América - My Family in the Vertigo of Translation" von Claudio Lomnitz vor, welches Anfang Februar 2021 erschienen ist, und sagt, warum es auch in Mannheim gelesen werden sollte.
Zu Recht weisen zahlreiche Publikationen auf die in der Stadt sehr aktive Arbeiterbewegung und vor allem auf den von der Arbeiterbewegung ausgehenden Widerstand während der NS-Zeit hin: Das "rote Mannheim" existierte. In Vergessenheit geraten ist darüber gelegentlich die Tatsache, dass es auch in Mannheim bereits deutlich vor 1933 völkische und antisemitische Strukturen gab, die umfangreicher und in der Bürgerschaft verwurzelter waren, als man es nach 1945 wahrhaben wollte.
Die komplette Studie kann am Ende des Beitrags heruntergeladen werden.
Zwischen 1943 und 1945 existierten auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz mehr als 40 Konzentrationslager, die dem KZ Natzweiler (Elsass) als Außenlager zugeordnet waren. Darunter auch das KZ Sandhofen, an das seit 1990 eine Gedenkstätte mit Dauerausstellung erinnert. Wie in Mannheim war die "Nachgeschichte" der meisten Außenlager gekennzeichnet von jahrzehntelangem Beschweigen und Verdrängen, ehe in den 1980er Jahren vielerorts Initiativen zur dauerhaften Erinnerung und Dokumentation der lokalen NS-Geschichte entstanden.
Zwischen 1943 und 1945 existierten auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz mehr als 40 Konzentrationslager, die dem KZ Natzweiler (Elsass) als Außenlager zugeordnet waren. Darunter auch das KZ Sandhofen, an das seit 1990 eine Gedenkstätte mit Dauerausstellung erinnert. Wie in Mannheim war die "Nachgeschichte" der meisten Außenlager gekennzeichnet von jahrzehntelangem Beschweigen und Verdrängen, ehe in den 1980er vielerorts Initiativen zur dauerhaften Erinnerung und Dokumentation der lokalen NS-Geschichte entstanden.
Mit dem Buch "Verkehrsknoten Mannheim" legt Wolfgang Löckel als ausgewiesener Kenner der Verkehrs- und Eisenbahngeschichte eine gelungene Ergänzung zu den vorangegangenen Bänden über Heidelberg, Ludwigshafen und Weinheim vor. Zusammen geben die Veröffentlichungen einen umfassenden Überblick zur Mobilitätsgeschichte im Rhein-Neckar-Dreieck.
Menschen verändern oftmals ihren Lebensmittelpunkt. Dies geschieht freiwillig oder durch Zwang. Die Verlagerung kann vorübergehend oder für immer sein. Dynamische Stadtgesellschaften spiegeln diesen Prozess wider; die Herkunft und Zusammensetzung ihrer Bewohnerschaft ist in stetem Wandel begriffen. Insofern bedeutet Stadtgeschichte immer auch Migrationsgeschichte, zugespitzt könnte man mit dem Soziologen Erol Yildiz sagen "Stadt ist Migration". Und diese Beobachtung wird – wie gerade das Beispiel Mannheim zeigt – nicht erst im 20. und 21. Jahrhundert virulent.
Erfolgreiches Projekt mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Was war den Menschen in früheren Zeiten so wichtig, dass sie es in Testamenten festhielten? Wie regelten sie ihre Hinterlassenschaft? Wie umgehen mit Waisenkindern? Und wie kann man Erbstreitigkeiten verhindern oder zumindest regeln? Antworten aus dem 18. und 19. Jahrhundert auf diese Fragen finden sich in den Mannheimer Verlassenschaftsakten. Diese sind nun online und über den DFG-Viewer einsehbar für jedermann.
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