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FAMI! ... Wie bitte?

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Blick ins Magazin

FAMI - schon wieder eine Abkürzung, die sich nicht von allein erklärt … Hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich allerdings ein interessanter Beruf, den ich als Auszubildende derzeit im MARCHIVUM erlerne. FAMI steht für "Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste". Wenn diese Aufschlüsselung Ihnen nicht viel sagt, ist das kein Problem; schließlich ist dieser Beitrag dazu da, den Beruf zu erklären.

Zuerst zu dem "Medien"-Teil des Berufes. Bei Medien denkt man zumeist erst an das Fernsehen oder eventuell die sozialen Medien, aber das sind nur Unterpunkte. Medien sind z. B. auch Bücher. Im Grunde sind Medien Dinge, die uns Informationen überbringen. Man kennt auch die Worte Mediation oder das Medium (Ghost Whisperer, z.B.) – es ist genau das gleiche Prinzip.  Unsere Kernaufgabe ist das Bereitstellen von Informationen für die Öffentlichkeit, daher der Informations-Teil des Berufes.

FAMI ist ein sehr junger Beruf, denn er wurde erst am 3. Juni 1998 in Deutschland als Ausbildungsberuf anerkannt. Das würde erklären, warum viele Leute mit dem Begriff nichts anfangen können. Von 1975 bis 1998 gab es die Ausbildung zum "Assistenten an Bibliotheken", die dem FAMI weitgehend entsprach. Außerdem gibt es heute noch eine dem FAMI ähnliche Ausbildung im Beamtenbereich zum "Bibliotheksassistenten/Bibliothekssekretär". Allerdings beinhaltet der FAMI-Beruf nicht nur Bibliotheken, sondern auch andere Fachbereiche. Weiteres dazu wird später erläutert.

Wie wird man eigentlich FAMI? Neben der praktischen Ausbildung im jeweiligen Betrieb gehört natürlich auch die schulische Ausbildung dazu. In meinem Fall ist es die Hermann-Gundert-Schule in Calw: wichtig für Hermann Hesse-Fans, ist dieser doch in Calw geboren! Sie ist eine der wenigen Schulen, die diesen Ausbildungsberuf anbieten, und die einzige im Südwesten. Daher kommen viele Schüler aus dem Saarland, aus Rheinland-Pfalz und aus Baden-Württembergs. Insgesamt gibt es nur vierzehn Schulen deutschlandweit.

In meinem Fall gibt es folgende Fächer während der schulischen Ausbildung: Fachkunde, Allgemeine Wirtschaftslehre, Gemeinschaftskunde, Rechnungswesen, Deutsch, Englisch, Datenverarbeitung, Textverarbeitung, Fachkunde-Datenverarbeitung und Fachkunde-Betriebswirtschaftslehre. Der Unterricht geht meistens von 7.30 bis 11.45 Uhr, da ich persönlich keinen Nachmittagsunterricht habe. Viele Schüler absolvieren aber zusätzlich während der Ausbildung noch die Fachhochschul-Reife.

In welchen Betrieben gibt es den FAMI-Beruf? FAMIs gibt es im Archiv, in der Bibliothek, in Informations- und Dokumentations-Stellen, z.B. im Rundfunk, in der Medizinischen Dokumentation, z.B. im Klinikum, in Bildagenturen, z.B. Getty Images, und in anderen Institutionen wie Museen. Im Grunde gibt es bei jeder Stelle, die Informationen und Medien anbietet, einen FAMI.

Sie unterscheiden sich nicht nur in den Fachrichtungen, sondern auch darin, von wem sie finanziert werden, wer die Kunden sind, welche Bestände sie haben und mit welchen Einrichtungen sie zusammenarbeiten. In den Aufgaben sind sie alle ziemlich ähnlich, wenn nicht sogar gleich.

Da ich meine Ausbildung im Archiv mache, muss natürlich die sog. Archivaufgabe herausgehoben werden. Das bedeutet, dass Medien auf Dauer aufbewahrt und für die Nachwelt erhalten werden. Allerdings haben nicht nur Archive solche Bestände, sondern auch wissenschaftliche Bibliotheken wie Universitätsbibliotheken.

Unser Ziel ist es, der Nachwelt möglichst viele Informationen bereitzustellen. Das Archiv formt die Sichtweise auf die Vergangenheit, da wir bei der Arbeit entscheiden, was archiviert wird und was nicht. So können Nachlässe z.B. auch abgelehnt werden.

Viele, fast alle, Archivalien sind Unikate, und deswegen sind sie sehr wertvoll. Falls eine dieser Archivalien jemals vernichtet wird, ist sie unwiederbringlich verloren.

Raumsparende Kompaktusanlage im Magazin

Allerdings gibt es Möglichkeiten, dem Verlust von Schriftgut entgegenzuwirken:

Digitalisierung

Die Digitalisierung nimmt eine große Rolle im Archivleben ein. Akten und Bücher werden eingescannt und digital angeboten, damit Benutzer und auch Mitarbeiter auf die Informationen zugreifen können, ohne dass die Archivalien in irgendeiner Form beschädigt werden. Falls das Original vernichtet wäre, so gäbe es danach immer noch die Möglichkeit der Einsichtnahme. Die Technik wird stetig erneuert, und es gibt immer mehr Erfindungen, die dem Archivdienst nützlich sind.

Verpackung

Korrekt verpackte Archivalien können lange haltbar gemacht und gesichert werden. Wenn man sich den Einbruch des Stadtarchives Köln ins Gedächtnis ruft, so wurden dank korrekter Verpackung bis zu 95 % der Archivalien geborgen.

Was sind die Aufgaben eines FAMIs?

Archivspezifisch gesehen sind sie u.a.:

  • Bei zugeteilten Beständen: Kassieren, d.h. vernichten, sortieren und verzeichnen in Findmitteln, z.B. in Scope
  • Übernehmen, erfassen, bewerten, erfassen von grauer Literatur, d.h. Literatur, die nicht im Buchhandel erscheint
  • Ausheben und reponieren (= zurückbringen) von Akten oder Büchern
  • Kundenbetreuung und Rechercheaufträge bearbeiten
  • Transkribieren von Texten
  • Abholen von Nachlässen und Besorgen von Schriftgut
  • Fernleihen
  • Präsentationen vorbereiten, Öffentlichkeitsarbeit und Mitwirken bei Ausstellungen
  • Zeitgeschichtliche Sammlung: Scannen von Artikeln, schneiden und aufbewahren
  • Akten anlegen und pflegen
  • ...

Im Archiv zu arbeiten ist für mich tagtäglich äußerst spannend. Jeden Tag hat man irgendwie mit der Geschichte von Mannheim oder von Persönlichkeiten zu tun, egal was man tut. Ich liebe die Ausbildung, sowohl praktisch als auch theoretisch. Jedem, der noch eine Ausbildung sucht, kann ich dieses Berufsfeld nur empfehlen.

Weiterführende Informationen zum Beruf finden sich auch auf der Homepage des Berufsverbands Information Bibliothek e.V. (BIB).

 

alles zum Thema: Ausbildung, FAMI, Junges MARCHIVUM

„Unsere Anette“ – Anette Langendorf

„Es ist doch im Deutschen Reich so, dass tatsächlich der Arbeiterschaft gar nicht die Möglichkeit gegeben ist, ihre Kinder zu ernähren, und es ist meines Erachtens ein viel größeres Verbrechen, wenn man Kinder in die Welt setzt, wo man genau weiß, dass man die Kinder überhaupt nicht erziehen und groß bringen kann.“

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