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"Die Zeit entscheidet, was Bestand haben wird."

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farbiges Foto vom Gebäude des MARCHIVUM mit einer Fahne im Vordergrund

Im MARCHIVUM steht ein Führungswechsel an. Zum ersten August übergibt der langjährige Direktor Ulrich Nieß die Geschäfte an seinen bisherigen Stellvertreter Harald Stockert. Im Gespräch mit Cathrin Siegler vom Kulturmagazin, wo dieses Interview als erstes erschienen ist, blicken beide zurück und sprechen über die Zukunft von Mannheims Archiv, Haus der Stadtgeschichte und Erinnerung.

Herr Nieß, mehr als 30 Jahre haben Sie die Entwicklung vom Mannheimer Stadtarchiv zum Ausstellungshaus, Archiv und Forschungszentrum begleitet. Was wird Ihnen besonders im Gedächtnis bleiben?

In der Rückschau betrachtet waren es viele spannende Jahre. Die digitale Revolution hat uns den Aufbau neuer Services im Bereich der Personenforschung oder bei den archivierten Bauplänen ermöglicht. Zudem konnten wir 2007 beim Stadtjubiläum eine große, neue Stadtgeschichte präsentieren. Viele weitere Publikationen folgten, etwa zur Arisierung jüdischen Vermögens oder die vielbändige Reihe „Mannheim und seine Bauten“. Am nachhaltigsten dürfte wohl das neue Gebäude, das MARCHIVUM, meine Dienstzeit symbolisieren.


Die Doppelspitze des MARCHIVUM: Prof. Dr. Ulrich Nieß (links) und Dr. Harald Stockert (rechts)

Herr Stockert, Sie sind ebenfalls schon seit 2001 in unterschiedlichen Funktionen mit dem Stadtarchiv verbunden und haben die Transformation des Hauses zum MARCHIVUM mitbegleitet. Was bedeutet es für Sie, Direktor des Hauses zu werden: Auf was freuen Sie sich besonders und was verursacht Herzklopfen?

Es ist eine Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Das MARCHIVUM ist ein tolles Haus, wir haben ein engagiertes Team und genießen nicht zuletzt durch unsere beiden Fördervereine breite gesellschaftliche Unterstützung. Prof. Nieß hinterlässt hier große Fußstapfen, die erst einmal ausgefüllt werden müssen. Ich freue mich darauf, viele Menschen kennenzulernen, unsere so reiche Stadtgeschichte zu vermitteln und den Mannheimerinnen und Mannheimern das MARCHIVUM nahezubringen. Ich habe Respekt vor dieser Aufgabe; und Herzklopfen? Das bekomme ich vor allem, wenn ich im MARCHIVUM die Treppen ins 6. Obergeschoss hinaufeile.


In Mannheims größtem Hochbunker ist das MARCHIVUM untergebracht.

Sie haben beide die langfristige Entwicklung des Hauses begleitet. Gibt es auch für die kommenden Jahre eine große Vision für das MARCHIVUM, Herr Stockert?

Die große Vision der letzten Jahre war sicherlich das MARCHIVUM mit neuem Gebäude und neuem Profil. Auch wenn wir stadtweit und regional schon eine gewisse Bekanntheit haben, so sind wir nach fünf Jahren immer noch ein recht junger Player in der Kulturszene. Hier gilt es anzusetzen. Ich möchte die gesellschaftliche Reichweite unseres Hauses erhöhen, es weiter zu einem Ort des historisch-politischen Diskurses entwickeln. Aber auch zu einem Ort, an den man gerne hingeht und in die Geschichte unserer Stadt und Region eintauchen kann.

Herr Nieß, was von dem, was Ihnen wichtig war und Sie angestoßen oder umgesetzt haben, soll Ihrem Wunsch nach Bestand haben? Und werden Sie der Mannheimer Stadtgeschichte auch in Ihrem Ruhestand verbunden bleiben?

Die Zeit entscheidet, was Bestand haben wird. Ich wünsche meinem Nachfolger alles Gute. Ich bin mir sicher, dass wir unter ihm ein offenes Haus bleiben werden, das Veränderungen gestalten will und am gesellschaftlichen Diskurs um unsere Werte teilnimmt. Eine Stadtgesellschaft braucht Orte der Identifikation. Und gerne bringe ich mich auch zukünftig da ein, wo es gewünscht ist. Forschungsthemen zur Stadtgeschichte gehen mir garantiert nicht aus.

Herr Stockert, gibt es schon Pläne, die Sie verraten können? Gibt es etwas, das Ihnen rein von Ihren Schwerpunkten als Historiker besonders am Herzen liegt?

Die Dokumentation und Erforschung der Migrationsgeschichte Mannheims ist mir sehr wichtig. Jede und jeder, der hier wohnt, soll seine Geschichte hier im MARCHIVUM finden können. Als Historiker arbeite ich derzeit über Napoleon und seine Verwandten in Mannheim.

Wer das Kulturmagazin der Metropolregion Rhein-Neckar noch nicht kennt, hier geht es zum Magazin.

alles zum Thema: MARCHIVUM, Stadtgeschichte

Queere Emanzipationsbewegung der 1970er und 80er Jahre in Mannheim

Die Verfolgung queerer Menschen endete nicht mit dem Jahr 1945. Erst 1969 wurde der Paragraf 175, der männliche Homosexualität unter Strafe stellte, reformiert. Das Totalverbot männlicher Homosexualität war zwar aufgehoben. Die Vorurteile gegenüber queeren Menschen, die Stigmatisierungen und Diskriminierungen blieben aber bestehen. Die queere Emanzipationsbewegung war noch längst nicht am Ziel. In diesem Blogbeitrag blicken wir in die Entwicklung der 1970er und 80er Jahre in Mannheim.

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