Breadcrumb-Navigation

Elsbeth Janda. Eine Erinnerung an die große Dame der Kurpfalz

Kategorien
Farbiges Foto von einer älteren Frau namens Elsbeth Janda mit Mikrophon auf einer Bühne mit Bäumen im Hintergrund

Am 27. Dezember 2023 jährt sich der 100. Geburtstag der bekannten Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin und Autorin Elsbeth Janda (1923-2005). An die Grand Dame Palatine erinnern sich noch viele, unvergessen etwa ihre Auftritte im Oststadt-Theater, im Schatzkistl oder auf der Seebühne im Luisenpark. „Sie hatte Herz und Gosch,“ meinte am 19. April 2005 etwa die Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Trauerfeier in der Heiliggeistkirche. Über 600 Personen nahmen damals Abschied von ihrer „Elsbeth“.

Am Anfang ihrer Karriere: Elsbeth Janda, Foto um 1955 © MARCHIVUM

Aufgewachsen ist Elsbeth in einem großbürgerlichen Haushalt in der Mannheimer Oststadt. Die Eltern stammten beide aus der Region, die Tochter zeigte früh eine besondere Neigung für Musik und Theater. Sie besuchte ab Ostern 1934 das altsprachliche Karl-Friedrich-Gymnasium. Unter ihren Mitschülern befanden sich zwei mit israelitischem Glaubensbekenntnis. Der letzte der beiden musste das Gymnasium 1938 verlassen. Wie ihren Noten zu entnehmen ist, war sie eine sehr gute Schülerin. „Vorbildlich in ihrer Haltung, begabt und zielbewusst“, heißt es 1936, weswegen sie einen Preis für gute Leistungen erhielt. Ein Jahr später urteilte ihr Lehrer leicht tadelnd, sie wäre „zu zappelig, müsste ruhiger werden.“ Als das Mannheimer Wohnhaus im September 1943 bei einem Luftangriff schwere Schäden erlitt, zog die Familie kurzfristig zu Verwandten nach Dinkelsbühl, dann nach Heidelberg.

Elsbeth Janda in ihrer Paraderolle als Liselotte von der Pfalz am Hofe, Foto 1993 © MARCHIVUM

Kurz nach dem Abitur 1942 heiratete Elsbeth Janda den Arzt Adolf Dürr, die Tochter Ursula erblickte ein Jahr später das Licht der Welt. An der gerade wieder eröffneten Universität Heidelberg studierte die junge Mutter ab dem Wintersemester 1945/46 im Hauptfach Musikwissenschaft, vorzugsweise bei Siegfried Hermelink und Thrasybulos Georgiades. In ihrem Nebenfach Philosophie hörte sie Vorlesungen bei Karl Jaspers und Ernst Hoffmann. Nach Studienende im Juli 1948 arbeitete sie freiberuflich als Musikpädagogin.

Ihre erste Ehe zerbrach nach nur wenigen Jahren. Sie lernte den aus dem Harz stammenden, nach Kriegsende in Heidelberg gestrandeten Journalisten und Schriftsteller Fritz Nötzoldt kennen. Beide heirateten bereits 1948. Die Ehe blieb kinderlos. Nötzoldt war ein äußerst humorvoller Gesprächspartner, arbeitete u.a. bei der Rhein-Neckar-Zeitung und als Kinderbuchautor. Er gab Jandas Leben eine entscheidende Wendung. Im November 1955 traten beide mit einem kulturhistorischen Kabarettprogramm auf. Was zunächst mehr aus einer Laune geschah, wurde zum neuen Berufsfeld. Als „Heidelberger Bänkelsänger" gastierten das Ehepaar im In- und Ausland, zumeist auf Einladung der Goethe-Institute. Auch die Begegnung mit Max Majer (Meir) Sprecher, einem Holocaust-Überlebenden in Heidelberg sollte für Elsbeth Janda prägend werden. Er begeisterte sie für das Jiddische, jene aus dem Mittelhoch­deutschen hervorgegangene Sprache der aschkenasischen Juden. Anfang der 1960er Jahre nahm das Ehepaar nun auch jiddische Lieder in ihr Repertoire auf. Mit Max Majer Sprecher veröffentlichten sie 1962 das Buch „Lieder aus dem Ghetto", das 50 jiddische Volkslieder mit ihrer Mischung aus Niedergeschlagenheit und Lebensfreude, Humor und Spott in deutscher Übersetzung vorstellte. Zwei Jahre später erschien eine niederländische Übersetzung. Weit früher als viele andere beleuchtete das Paar damit den Zivilisationsbruch ebenso wie die Bedeutung der jüdischen Kultur für Europa.

Elsbeth Janda auf der Seebühne, Foto 1995 © MARCHIVUM

Auf die vielseitige Künstlerin wurden bald Rundfunk und Fernsehen aufmerksam. Elsbeth Janda moderierte ab 1962 im Süddeutschen, später im Südwestdeutschen Rundfunk und war in zahlreichen Fernsehstücken wie Hörspielen präsent. Als Mitglied im Rateteam von „Ich trage einen großen Namen" erfreute sie ihr Publikum, ebenso in der Fernsehreihe „Gschwätzt ond glacht". Außerdem lieh sie der Pudeldame „Schlabbinchen", einer Zeichentrickfigur aus der Serie „Äffle und Pferdle“ des SWR, ihre Stimme.

Nach dem Tod von Fritz Nötzoldt 1987 setzte sie ihre Karriere alleine fort. Sie brillierte vor allem als „Liselotte von der Pfalz".  Spätestens mit dieser Paraderolle galt sie als die Botschafterin der Kurpfalz schlechthin.  Zahlreiche Veröffentlichungen dokumentieren ihre Liebe zur pfälzischen Mundart, u. a. das Dialektbuch „De Frosh in de Milch". Ihre letzten Veröffentlichungen über „Mannheimer Impressionen“, zusammen mit Hermann Klein, sowie die 2005 erschienene Hör-CD „Lebensspiegel. Zeit und Leben der Liselotte von der Pfalz in ihren Briefen“ schlugen nochmals den Bogen zur kurpfälzischen Heimat und Geschichte.

Porträt von Elsbeth Janda, Foto 2000 © MARCHIVUM

Janda wurde vielfach geehrt, früh bereits mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande (1969). Besonders stolz war sie auf den Bloomaulorden, die einmal jährlich vergebene höchste Auszeichnung der Mannheimer Bürgerschaft für engagierte Stadtvertreter. „Ich habe noch viele Plän, wann´s recht is", meinte sie im Gespräch mit dem Mannheimer Morgen, als ihr im Februar 2004, wenige Wochen nach ihrem 80. Geburtstag die Richard-Benz-Medaille der Stadt Heidelberg verliehen wurde. Doch es sollte anders kommen. Ihre frühere Krankheit holte sie wieder ein. Sie war bereits 1993 an Krebs erkrankt und hatte sich nach ihrer Genesung vielfältig in dem von ihr mitbegründeten Verein „Patienten helfen Patienten" engagiert. Am 9. April 2005 verstarb sie. Auf dem Bergfriedhof hat sie in einem Urnengrab ihre letzte Ruhestätte gefunden. Teile ihres Nachlasses mit vielen Bildern hat sie dem MARCHIVUM vermacht, wo auch ein nach ihr benannter Seminarraum an sie erinnert.