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Berühmter Besuch Teil 2: Sophie von La Roche (1784)

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Darstellung Sophies von La Roche. Betrachtet aus dem Profil, nach links gewandt. Sie ist mit einem weißen Kopftuch bekleidet, dessen Machart sich im Schultertuch wiederfindet. Unterhalb des Bildes findet sich eine Inschrift: "Frau von La Roche, geborene: von Guttermann"

Von der Schriftstellerin Sophie von La Roche, bekannt mit dem Theaterintendanten Wolfgang Heribert von Dalberg und zahlreichen literarischen Größen der damaligen Zeit, erfahren wir einiges über das Mannheimer Theater und seine Bedeutung Ende des 18. Jahrhunderts. Außerdem beschreibt sie eindrücklich die Stimmung in der Stadt nach der Verlegung der Residenz nach München.

Die Schriftstellerin La Roche wurde 1739 geboren, war Herausgeberin der Frauenzeitschrift „Pomona“ und schrieb u.a. den Roman „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“. Dieses 1771 erschienene Werk gilt als der erste deutschsprachige Roman einer Frau, der veröffentlicht wurde. Dadurch gelangte La Roche, die vom Geist der Aufklärung geprägt war, zu einer gewissen Bekanntheit. Sie pflegte zahlreiche gesellschaftliche Kontakte und empfing in ihrem Salon bekannte Literaten wie Goethe und Schiller.

La Roche war verheiratet mit dem kurmainzischen Hofrat Georg Michael Frank von La Roche, dem sie u.a. nach Mainz, Ehrenbreitstein und Speyer folgte und mit dem sie zahlreiche Reisen im In- und Ausland unternahm. Ihre Eindrücke hielt sie in Tagebucheinträgen und Berichten fest. Den Winter 1784/85 verbrachte sie jedoch in Mannheim. Zeugnis darüber geben ihre „Briefe über Mannheim“ (Mannheim, 1791).


Sophie von La Roche, MARCHIVUM.

Als La Roche in Mannheim weilte, hatte die Stadt noch mit dem Verlust des Statuses als Residenzstadt zu kämpfen. Der kurfürstliche Hof war ja 1778 nach München verlegt worden. Sie schrieb: „Die Lage von Mannheim, an dem Zusammenflusse des Rheins und des Neckars, ist gewiß eben so schön als vorteilhaft – Festungswerke – Wege – Stadtmauern – Tore – Wälle und Spaziergänge um die Stadt, sind alle ihrem Charakter als Teil der Hauptstadt eines großen Fürstentums schön aufgeführt, angelegt und unterhalten. […] Das Residenzschloß ist durch seine Größe prächtig – traurig ist aber jetzo die Totenstille auf den Vorplätzen des Palastes, weil die reiche Erbschaft, welche der Kurfürst in den bayerischen Landen machte – die pfälzischen Untertanen verarmte, München die anziehende Kraft der Neuheit gab, und den Vorzug erhielt; mehrere tausend Personen folgten dem Kurfürsten nach Bayern – die großen Hofämter und was davon abhängt – die Gesandtschaften nahmen den nämlichen Weg – der Zufluß der Fremden hörte auf, und die Bürgerschaft von Mannheim fühlte es schmerzhaft, in dem großen Verlust ihrer Nahrung und ihrer Gewerbe“.

Das Theater aber blühte in dieser Zeit auf. La Roche schrieb, dass ein Schimmer des Glanzes der kurfürstlichen Zeit mit dem Theater erhalten bleiben sollte. Sie war mit dem Intendanten des Theaters Wolfgang Heribert von Dalberg bekannt und schätzte ihn sehr. Ausführlich berichtet sie vom Theater, in dessen Nähe sie wohnte. Detailreich ging sie auf die Einrichtung des Theaters ein und schrieb über das Gebäude: „Ich betrachtete nun sogleich die Bauart des Hauses; sie dünkte mich schön, und der Bestimmung angemessen.“


Nationaltheater, Altes Haus, 1783. MARCHIVUM.

Nur die Figuren am Giebel des Theaters fand sie zu vollbusig: „Ich war mit den äußerst vollen Busen der Töchter des Apolls sehr unzufrieden, und schmälte über den Künstler, der sie aufgestellt hatte; man antwortete mir aber mit den drolligsten Gedanken: Es sei ein moralischer Sinn damit verbunden, welcher anzeige, daß die Theatermusen ihre Kinder wohl ernährten!“

Nicht nur mit der Familie Dalberg pflegte sie freundschaftlichen Umgang, überhaupt empfing sie zahlreiche Besucher und sie wurde zu Gesellschaften eingeladen. Auch Schiller traf sie in Mannheim, den sie sehr schätze, auch wenn ihr einige seiner Stücke nicht gefielen.

In ihrem letzten Brief berichtet sie von einer weiteren Reise nach Mannheim zu einer Zeit, als der Kurfürst wieder kurz in Mannheim residierte. 1788 verlegte der Kurfürst nämlich aufgrund von Unstimmigkeiten in Bayern die Residenz für einige Monate zurück nach Mannheim. Doch Freude darüber kam bei den Mannheimer*innen nicht so recht auf. La Roche hörte, dass einige „über Langeweile und über den Mangel an Politik in Mannheim klagten“. „Im Ganzen jammerten alle, daß keine großen Feste – keine große Opera gegeben würden […]. Es wäre kein Schatten des Hoflebens zu sehen und zu hören […]“. Doch fand La Roche: „Die Zeit seines Aufenthaltes ist doch für jetzt lebende und nachfolgende Mannheimer ein großer Gewinn darin, daß die Menge Wassergraben und Sümpfe, welche alle Jahre so viel bösartige langwierige Fieber verbreiteten, ausgetrocknet werden, und der Entwurf zu einer Wasserleitung entstund, wodurch eine Quelle gesunden reinen Wassers in die Stadt kommen wird.“

alles zum Thema: Reiseberichte, Stadtgeschichte

Ein Kleidungsstück sorgt für Furore - Im Jahr 1966 mit dem Minirock durch die Quadrate

Einen Beitrag etwas anderer Art zum diesjährigen Weltfrauentag möchten wir im Folgenden liefern. In den Beständen des MARCHIVUM befindet sich eine erhellende und irgendwie auch amüsante Fotoreportage über den Minirock des Mannheimer Morgen vom 6./7. August 1966, die wir an dieser Stelle ausschnitthaft vorstellen möchten. Die gesamte Bildreihe sehen Sie an der Collection Wall in unserer Dauerausstellung „Was hat das mit mir zu tun?“

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